6. Es gibt Menschen, die behaupten, sie kämen aus Paderborn, nur um sich interessanter zu machen. Paderborner galten schon immer als sehr bescheiden und verständnisvoll. Das wird oft ausgenützt, aber seien wir auch da bescheiden und verständnisvoll. Lassen wir doch diesen Menschen die Freude Paderborner zu sein, wenn ein grausames Schicksal sie schon verdammt hat woanders leben zu müssen. Paderborner ist man mit dem Herzen und das kann man auch als Kölner und Hamburger beweisen. Vielleicht sollte man trotzdem das Drei Hasen Fenster kennen, aber auch da kann man großzügig drüber hinweggehen. 

7. Doktor Dick seufzte: „Ich mag nicht die neuen Freunde meiner alten Freundinnen. Gerade wenn ich sehr in sie verliebt war, sind die neuen Freunde doch nur Nutznießer meiner dauernden Beziehungskräche. Das ihr neuer Freund bis in die Puppen Fernsehn schauen darf, hat er zum Beispiel mir zu verdanken.“ Er biss sich den Nagel seines linken Zeigefingers ab, als er fortfuhr: „Ich habe auch immer den Eindruck, das die neuen Freunde meiner alten Freundinnen mehr über mich wissen, als mir lieb sein kann. Sie wissen, wie unausgeglichen ich beim Verkehr war und  manches ist mir peinlich, was intim war und unausgesprochen gehört.“

8. Laute Laptoptaschenlaschen kreischen unerhört/ so als wären sie beim Haschen/ fühlt man sich gestört/ Klettverschlüsse wollen fliehen/ Reißverschlüssen kreuzen/ irgendwer lässt einen ziehen/ oder war’s ein Schnäuzen? ALS WÜRDE JEMAND EIN PFLASTER VON EINER NOCH NICHT VERHEILTEN WUNDE ZIEH´N – ALS WÜRDE GREGOR SEINE FREUNDIN BABSI KÜSSEN UND SIE WOLLTE GAR KEINEN KUSS VON IHM UND SCHIEBT IHN NUN VON SICH – ALS WÜRDE MEIN SCHWIEGERVATER ZUM DRITTEN MAL DAS KINDERZIMMER TAPEZIEREN, UND DIE TAPETE KOMMT IMMER WIEDER HERUNTER -  ALS WÜRDE JEMAND EIN PAKET AUFREISSEN, INDEM EINE BOMBE NUR DARAUF WARTET, GROB BEHANDELT ZU WERDEN. Laute Laptoptaschenlaschen kreischen unerhört/ so als wären sie beim Haschen/ fühlt man sich gestört/  Klettverschlüsse wollen fliehen/ Reißverschlüssen kreuzen/ irgendwer lässt einen ziehen/ oder war’s ein Schnäuzen?

9. Padermann saß mit Drewermann beim Supermannstammtisch im Lenz. „Wenn wir alle Millionäre wären“, sagte Drewermann, „dann hätten wir alle ein ernsthaftes Problem.“ Horst brachte gerade das Bier und nickte. „Ich würde dann kein Bier mehr bringen“, sagte er. „Und ich müsste keines mehr trinken“, sagte Padermann. Alle nickten. So hat auch die Armut ihre Vorzüge.

10. Beim Lesen der Speisekarte setzten beide Männer ihre Brillen auf. Beim Essen nahmen sie sie wieder ab, um ihre Riechkraft nicht unnötig herauszufordern, zumal der eine Mann beim Essen einen Hörapparat trug, um die Essgeräusche ein wenig zu betonen.  

11. Willkommen im Padermannclub. Einen Padermann- Mitgliedsausweis für Superhelden kann man bestellen unter: info@hotpoets.de .  Padermann braucht Hilfe um das Böse und Normale aus der Paderstadt zu bannen. Mit einem Padermann- Mitgliedsausweis zeigt man allen Nervern, dass ihre letzte Stunde geschlagen hat.

Erwin Grosche * 25.11.1955 in Anröchte.

Er lebt heute als Kabarettist, Schauspieler und Autor in Paderborn. Neben Kleinkunst- und Theaterproduktionen schreibt er Kinderbücher und dreht Filme. Er erhielt u.a. 1996 den „Prix Pantheon“,1999 den „Deutschen Kleinkunstpreis“, wurde im Jahre 2000 Kulturpreisträger der Stadt Paderborn und im Jahre 2004 von der Evangelischen Akademie Hofgeismar mit der „Silbernen Akademieze“ ausgezeichnet. Seit 2003 ist er Schirmherr von UNICEF PADERBORN. Er spült gerne und mäht den Rasen. Oft wäre er gerne weg, aber er geht nicht gern auf Reisen.

Werke (Auswahl): „Über das Abrichten von Grashüpfern“ (Kleinstadtgeschichten), „Vom großen G und kleinen Glück (Geschichten und Bühnentexte), „Alle Gabelstaplerfahrer stapeln hoch (Kriminalroman), „Der Schlafbewacher“ (Bilderbuch), „Warmduscherreport“, "Lob der Provinz", „Die Wirklichkeit und andere Übertreibungen“, „König bin ich gerne“, „Padermann, der Superheld“

Filme (Auswahl): „LiebesLeben“, „Die Bluthochzeit“, Tatort „Lastrumer Mischung“, „Jahrestage“, „Ich sing für die Verrückten...“, „Keiner liebt mich“, „Mutter der Braut“, „Blinde Leidenschaft“, „Wer der Welt den Atem nimmt“, „Hütchenzauber“