Bildstörung

Klaus Behling – „Fernsehen aus Adlershof“

von Robert Sernatini

Bildstörung
 
Das Fernsehen der DDR bis zum Sendeschluß
 
Ob Ein Kessel Buntes oder Polizeiruf, das Sandmännchen oder die Aktuelle Kamera – das Fernsehen aus Adlershof gehörte in der DDR zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen bei Jung und Alt. Klaus Behling erzählt erstmals die gesamte TV-Geschichte zwischen Propagandamaschine und Pantoffelkino. Er sprach mit Zeitzeugen, wertete früher geheime Einschaltquoten aus und fand in den Akten Gründe, weshalb vor 27 Jahren trotz vieler Proteste endgültig abgeschaltet wurde. Behling erinnert an bekannte TV-Gesichter und große Straßenfeger, aber auch an zensierte Filme und politische Querelen hinter den Kulissen. Er untersucht, welchen Einfluss das West-Fernsehen in der DDR wirklich hatte und wie darauf reagiert wurde. Herausgekommen ist ein faktenreiches und unterhaltsames Buch für alle, die das Fernsehen mögen, sich gern erinnern und neue Einblicke gewinnen möchten. Ein spannender Rückblick vor und hinter die Kulissen des DDR-Fernsehens.“

Soweit der Verlagstext zu dem Buch, das einerseits für jeden interessierten früheren DDR-Bürger noch einmal Revue passieren läßt, was damals abends über den Bildschirm seines Rafena Patriot, Start, Record, Club oder Stadion flimmerte und nun auch interessante politische Hintergründe beleuchtet. Zum anderen bietet es dem damaligen „Westbürger“, der den Deutschen Fernsehfunk (DFF) nicht empfangen konnte und das „Ost-Fernsehen“ nur durch Gerhard Löwenthals ZDF-Magazin kannte, einen umfangreichen Einblick in das, was heute (zum Glück in den Fernseharchiven von RBB und MDR erhalten) gelegentlich als Wiederholung aus der DDR-Mottenkiste gezeigt wird. Das DDR-Fernsehen ist ein abgeschlossenes Kapitel der deutschen Geschichte, ein sehr wichtiges zumal, das eine solche Aufarbeitung nicht nur verdient hat. Die Kulturpolitik muß daran interessiert sein, es umfassend und auch für das Publikum greifbar dokumentiert zu sehen.
 
Also ist „Fernsehen aus Adlershof“ eine wichtige, hochinteressante, ja spannende Lektüre, gewiß. Das Buch leidet jedoch – und mit ihm der Leser – an zwei entscheidenden Mängeln: Illustrationen, die uns Produktionen und Protagonisten des DDR-Fernsehens im Bild vorgestellt und lebendig gehalten hätten, gibt es nicht, und - für eine gescheite Benutzung eines solchen Sachbuchs völlig unerläßlich - auch ein Sach- und Namensindex fehlt völlig. Sollte „Fernsehen aus Adlershof“ eine Neuauflage erleben, was ich dem Publikum, dem Verfasser und dem Verlag wünsche, müssen diese beiden eklatanten Mängel unbedingt ausgeglichen werden.
 
Klaus Behling – „Fernsehen aus Adlershof“
© 2016 BEBUG mbH / Edition Berolina, 395 Seiten, gebunden - ISBN 9783958410435
14,99 €
Weitere Informationen: https://www.buchredaktion.de/