Ferne Blumen welken nicht

Matthias Buth – „Gott ist der Dichter.“

von Frank Becker

Graphik: Gert Fabritius
Ferne Blumen welken nicht
 
Der Muezzin ritzt den Morgn auf
Damit Gott
Den Schlaf wegblinzeln kann.
 
Vorausschicken, liebe Leser, muß ich eine Entschuldigung: Das Bändchen „Gott ist der Dichter“ von Matthias Buth aus der Reihe der „Besonderen Hefte“ des NorPark Verlages ist bereits vor einem Jahr erschienen, bei uns aber durch unglückliche Umstände in einer Ablage gestrandet, die nur unregelmäßig durchgesehen wird. Das tut uns leid, zumal die Lyrik Matthias Buths, religiös oder weltlich, in einer Liga stattfindet, in der einst Rudolf Alexander Schröder oder Werner Bergengruen zu finden waren. Keine allzu schlechte Empfehlung, finde ich.

Nun also, mit einem Jahr Verspätung, was den Rezensenten vielleicht sogar zu noch etwas mehr Aufmerksamkeit veranlaßt hat, Matthias Bluths Psalmen und andere Liebesgedichte. Fesselnd bereits die einleitende Analyse von Buths Gedichts „Gemeinde“, die Walter Hinck 2007 in der Frankfurter Anthologie veröffentlicht hatte, faszinierend dann die reife, milde  Sprache der Gedichte auf den folgenden Seiten der nur 64 Seiten schmalen fadengehefteten Broschur. Es ist durchaus nicht notwendig, gläubig zu sein, um Buths Gedichte zu genießen, noch ist es notwendig einem bestimmten Glauben anzugehören. Buth vereint über den christlich-ökumenischen Gedanken hinaus jene, die einen Glauben haben mit stillen Worten und sanftem Humor unter dem Dach des Humanismus. Für das Verstehen einiger der Texte genügen schon die marginale Kenntnis der Bibel oder die Erfahrung einer Reise in den Nahen Osten, nach Siebenbürgen oder Zypern. Bei anderen wäre zum besseren Verständnis ein kluger Begleiter wie weiland Walter Hinck herzlich willkommen.
 

Zuversicht
 
Was kann geschehen
 
Ich hab mein Grab in der Hoffnung
 
Jeden Tag
Erstehe ich auf
Von den Träumen
Und versinke abends
Hinter dem Horizont
 
Den Du mir setzt
 
Lebensbejahend, Gott bejahend ist Matthias Buths christliche Lyrik, zuversichtlich und dankbar, spornt aber gleichermaßen zum selber denken an, anstatt in biedere Gläubigkeit einzulullen. Seine wache Beobachtung menschlicher Befindlichkeit äußert sich in scharfer Analyse, einem Spiegel gleich.
 
Portrait
 
Mundverfinsterung
Am Kinn beginnt sie
Wo sich das innere Meer kräuselt
 
Und die Lippen entfernt von Horizont
Die Worte wurden zu Treibholz
Vollgezogen mit Teer und schwerem Wasser
 
Das Notstromaggregat rollt nun
Das Schweigen auf
Unermüdlich
 
Diese Sammlung bereits früher publizierter und hier erstmals veröffentlichter Texte ist zum einen ein Vergnügen an sich, zum anderen durchaus ein Anreiz, sich auch dem weiteren Werk des Autors zu nähern.
Matthias Buth (*1951) hat Veröffentlichungen von Gedichten, Rezensionen, Essays und Feuilletons in Print- und Funkmedien sowie in Anthologien (u.a. beachtliche vier Texte in „Der Große Conrady: Das Buch deutscher Gedichte“) im In- und Ausland vorzuweisen. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
 
Gott wird mich finden.
Ich setze ein Boje Gebet.
Matthias Buth – „Gott ist der Dichter.“
Psalmen und andere Liebesgedichte
Mit einer Umschlaggrafik von Gert Fabritius
Die Besonderen Hefte
© 2017 NordPark Verlag, 64 Seiten, handgeheftetete Broschur mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-943940-30-5
10,50 €