...in einer durchwegs düster-brutalen, hoffnungslosen und auch öden Welt

„Sicario 2“ von Stefano Sollima

von Renate Wagner

Sicario 2
(Sicario 2: Soldado - USA / 2018)

Regie: Stefano Sollima
Mit: Benicio del Toro, Josh Brolin, Isabela Moner, Catherine Keener u.a.
 
Man hat, ehrlich gestanden, schon vor drei Jahren den großen Erfolg des ersten „Sicario“-Films nicht ganz verstanden. Absolut undurchsichtig, was sich da im Drogenkrieg an der amerikanisch-mexikanischen Grenze begab, harte und auch skrupellose Männer, wobei sich angebliche US-Agenten dann als „Doppelagenten“ und brutale, gedungene Killer herausstellten? Immerhin hatte der erste Film ein unschlagbares As – Emily Blunt als ein wenig blauäugige FBI-Agentin, die über das Geschehen gewissermaßen so verblüfft war wie das Kinopublikum…
 
Im zweiten Teil fehlt Emily Blunt, und sie fehlt als Bezugsperson für die Zuschauer doch sehr. Dafür ist Josh Brolin wieder da, rüpelhaft und rücksichtslos, und Benicio del Toro, der diesmal sogar etwas wie ein Gewissen zeigen darf. Die Strategie des Films, den diesmal Stefano Sollima inszeniert, ist allerdings dieselbe geblieben. Wieder erfahren wir, daß die US-Behörden hier keinen braven Kampf gegen die „Bösen“ führen, sondern mit den schmutzigsten Mitteln Scheinaktionen setzen, die sie am Ende selbst nicht mehr durchschauen (um wie viel weniger der unschuldsvolle Europäer, der da im Kinosessel sitzt).
Wenn man des Krieges gegen die Drogen nicht mehr Herr wird, wenn mit den Drogen auch Terroristen in die USA geschmuggelt werden und mörderische Anschläge verüben, dann versucht man eben von Seiten der USA, die in Mexiko Beteiligten gegeneinander auszuspielen. Wie wäre es also, die Tochter eines fiesen Kartellbosses zu entführen und dies der Gegenpartei in die Schuhe zu schieben? Wenn das junge Mädchen dabei draufgehen sollte (ja, das ist eigentlich beabsichtigt) – sorry, Kollateralschaden. Wer hätte gedacht, daß Alejandro – Benicio del Toro wirkt a priori so gefährlich wie immer – dabei auf einmal Gewissensbisse bekommt? So sehr, daß er fast gelegentlich wie „der Gute“ erscheint? Aber nein, gerührt ist man davon nicht.
 
Und die gekidnappte Isabela (Isabela Moner) ist nicht sympathisch genug, um hier eine weibliche Seite der Geschichte zu vertreten, und Catherine Keener als FBI-Chefin, die im Hauptquartier herumwütet und um kein Jota besser und weniger skrupellos ist als die Verbrecher auf der anderen Seite, schon gar nicht.
Das mag eine ebenso wahre wie kritische Sicht auf die Realität darstellen, und dies hat die amerikanische Kritik auch positiv beeindruckt. Aber was bringt es außer der üblichen „Action“, Autojagden, Schießereien? Man hält sich also in einer durchwegs düster-brutalen, hoffnungslosen und auch öden Welt auf, was sicher nur einem Teil der Kinobesucher behagen wird. Aber es ist zu vermuten, daß es genügend von ihnen gibt, um auch diesen Film zu einem Erfolg zu machen… bis zur nächsten Fortsetzung? Zumal dafür Sorge getragen wurde, daß die beiden nötigen Protagonisten überlebt haben.
 
 
Renate Wagner