Punkt Stück

James Rogers im Wuppertaler Skulpturenpark

von Jürgen Kasten

James Rogers, Punkt Stück - Foto © Jürgen Kasten

Punkt Stück
 
James Rogers im Wuppertaler Skulpturenpark
 
Normalerweise führt Tony Cragg persönlich die Presse durch eine Ausstellung des Künstlers, den er in seinem Wuppertaler Skulpturenpark „Waldfrieden“ präsentiert. Diesmal weilte er im Ausland. Daß er Ende der 60er Jahre bei James Rogers Student an der Wimbledon School of Art war, hatte nichts damit zu tun. Einige Arbeiten Craggs aus dieser Zeit waren auch in der großen Cragg-Retrospektive im Wuppertal Von der Heydt Museum ausgestellt gewesen, wußte James Rogers zu erzählen.

James Rogers - Foto © Jürgen Kasten
 
Rogers hat sich der Minimal Art verschrieben. Seine „Punkte“ sind legendär. Sie sind ein wesentliches Grundelement ganzer Bildserien, die er seit 1968 fertigt.
„Ein Punkt ist die minimalistischste Dimension, die man sich vorstellen kann“, sagt er. Rogers malt sie mit Aquarell auf Papier und benutzt dafür nur Primärfarben. Anschließend stanzt er die Punkte in immer der gleichen Größe aus und klebt sie auf. So hat er in der unteren Ausstellungshalle des Skulpturenparks die große weiße Wand gestaltet. Auf ca. 15,7 x 6,20 m sind 1115 Punkte verteilt. Dahinter steht ein bestimmtes System, bei dem es auf die Umgebung, den Abstand und den Cluster der Farben ankommt.
„Welches, erkläre ich natürlich niemals“, lächelt Rogers. Der Betrachter könne versuchen, das herauszufinden. Es wird ihm nicht gelingen. Kunst habe oft eine mystische Dimension und so soll es auch hier sein.
Sieben Tage habe er gebraucht, um die Wand nach seiner Vorstellung zu gestalten.
Steht man davor und versinkt in der Betrachtung, so hat das durchaus etwas Meditatives.
James Rogers beschäftigt sich auch mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen, kommt aber immer wieder zu den Punkten zurück. Er spielt mit den Farben, der Größe der Punkte und deren Abständen zueinander. Das hat er mit wenigen anderen Künstlern gemein, die ebenso arbeiten. Etwa Sigmar Polke, der gesagt haben soll „Ich liebe meine Punkte, mit einigen bin ich verheiratet“.
Zu Rogers Punktbildern schreibt der Pressetext zur Ausstellung: „Das stringent konzeptuelle Raster führt zu faszinierenden Ergebnissen. Die Punktbilder strahlen und leuchten, sie vermitteln Ruhe und Dynamik zugleich, sie berühren durch ihre Lyrik und Musikalität, die an den minimalistischen Sound eines John Cage erinnert.“


James Rogers, Punkt Stück - Foto © Jürgen Kasten

James Rogers, 1935 in London geboren, studierte an der St. Martin´s School of Art in Leicester, war im Bereich der Kunst vielfältig tätig, arbeitete u.a. für eine Londoner Werbeagentur, bis er 1966 – 1978 an der Wimbledon School of Art unterrichtete. Danach leitete er als Direktor die international bekannte Lisson Gallery und zog dann 1988 nach Wuppertal, wo er zwölf Jahre im Atelier von Tony Cragg arbeitete. Hier in Wuppertal waren einige Arbeiten Rogers bereits 2016 in der Galerie Grölle zu besichtigen.
Die Ausstellung „Punkt Stück“ im Skulpturenpark bleibt bis zum 07.Oktober 2018 bestehen, Dienstag – Sonntag, 10 – 19 Uhr.
Hirschstr. 12 - 42285 Wuppertal
Tel. 0202-47898120