Endzeit-Sci-Fi mit Micky & Co.

„Micky und der verlorene Ozean“

von Steffi Engler

© 2018 Egmont Comic Collection / Disney
Endzeit-Sci-Fi mit Micky & Co.
 
„Mickey Mouse and the Beanstalk“ revisited
(und Jules Verne läßt auch grüßen)
 
In der Reihe der hochwertig ausgestatteten Disney-Hommage-Bände, aus der wir Ihnen kürzlich Régis Liosels - „Micky Maus – Café Zombo“ vorgestellt haben, liegt eine neue Graphic Novel vor, noch fantastischer ausgedacht, noch hinreißender gezeichnet: „Micky und der verlorene Ozean“. Schon im Titelbild erkannte ich eine Szenerie aus Kindertagen, als mir mein völlig Comic-verrückter Pate das Heft „Mickey Mouse and the Beanstalk“ schenkte - und mich nachhaltig infizierte.
 
Silvio Camboni (Zeichnungen), Denis-Pierre Filippi (Text) und Gaspard Yvan (Kolorierung) entführen uns in ihrer märchenhaften Geschichte, die eine geniale Mischung aus Science Fiction, Endzeit-Abenteuer, Historiendrama und dem Spiel mit Virtual Reality ist, in Welten jenseits jeder Logik. Micky Maus, Minnie und Goofy suchen 17 Jahre nach dem „Großen Konflikt“ auf der zerstörten Erde – bemerkenswert: im Ural! - als „Sammler“ nach verwertbaren Resten der untergegangenen Zivilisation. Eines Tages stoßen sie im Auftrag eines Wissenschaftlers in der Tiefsee auf einen seltsamen Kubus, dessen wirkliche Bedeutung sie zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig einschätzen können, wie die wahren Pläne ihres Auftraggebers und seines schurkischen Assistenten.
Damit das ohnehin total spannende Comic-Drama einen zusätzlichen Kick von Extra-Spannung bekommt, ist natürlich der Bösewicht vom Dienst, Kater Karlo, mit im Spiel, aber o Wunder, er wandelt sich vom Saulus zum Paulus. Überhaupt hat Denis-Pierre Filippi die Charaktere der Maus-Clique ordentlich geschüttelt und aus der zickigen Minnie eine taffe, hoch gebildete Forscherin gemacht, dem ansonsten doch etwas tumbem Goofy zu einem schnell handelnden und schnell denkenden Abenteurer und die sonst oberschlaue Maus zu einem echten Teamplayer. Und weshalb spukt bei der Lektüre mir auch andauernd Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ durch den Kopf? Sehen Sie selbst.
 
Der eigentliche Knaller aber ist Silvio Cambonis „Entenhausen-Steampunk-Optik“ (Verlagstext). Damit soll wohl die fantastische, hingebungsvolle

© Disney
Detailverliebtheit beschrieben werden, die Cambonis Zeichnungen zu einem unglaublichen Vergnügen machen. Vor allen die größeren Tableaus wie auf dem Titel und z.B. auf den Seiten 8/9, 14, 32/33 und 60 komm man ins Schwelgen – dieser Stil mit all seinen Marginalien ist meisterlich! Und Camboni/Filippi zeigen köstlich hintergründigen Witz, indem sie unsere Helden auf Seite 28/29 in einem kosmischen Wirbel für Momente in die Micky-Maus-Vergangenheit zurückstürzen lassen. Ein toller Gag.
Ulrich Pröfröck hat das Abenteuer bewährt ins Deutsche übertragen.
„Micky und der verlorene Ozean“ bekommt unsere Auszeichnung, den Musenkuß und ist unser Buch der Woche (Mittwoch).
 
„Micky und der verlorene Ozean“ - Silvio Camboni (Zeichnungen), Denis-Pierre Filippi (Text), Gaspard Yvan (Kolorierung)
Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock
© 2018 Egmont Comic Collection, 64 Seiten, Gebunden, Halbleinen, 32 cm x 24 cm – ISBN: 978-3-7704-4023-8
29,- €
 
Weitere Informationen:  www.egmont-shop.de