Die (fast) nackte Spionin

Hermann Syzygos – „Mata Hari“

von Frank Becker

Die (fast) nackte Spionin
 
Mata Haris Leben und Sterben
 
Nach dem zauberhaften Buch über Vincent van Gogh als Band 1 seiner illustrierten Lebensgeschichten – wir stellten es → hier vor - wählte der Verlag worttransport.de vor kurzem das Schicksal der rätselumwitterten Tänzerin und angeblichen Spionin Mata Hari für den zweiten Band der Reihe aus.
 
Jeder kennt ihren Namen und weiß um die Legende, die sich um sie rankt. Postkarten mit ihrem halbnackten Bild werden zu Höchstpreisen gehandelt und doch weiß man als Normalverbraucher recht wenig über die Holländerin Margaretha Gertruida Zelle, die am 7. August 1876 in Leeuwarden geboren und als Schönheitstänzerin Mata Hari berühmt und berüchtigt wurde. Hermann Syzygos hat sich mit der Literatur über diese außergewöhnliche Frau befasst und aus diversen Quellen eine kompakte Biographie zusammengetragen, die sich vor allem durch ihren Unterhaltungswert und die vielen beigegebenen Abbildungen auszeichnet. Es ist schon erstaunlich, wie viele Männer international der nur durchschnittlich schönen, aber verführerisch lasziven und in Liebesdingen (teuer bezahlt) höchst freizügigen Frau auf den Lein gegangen sind. Künstlerisch höchst zweifelhaft, nie um eine biographische Lüge verlegen und stets den Busen verhüllt lassend, scharte die selbsternannte Bajadere Geschäftsleute, Bankiers, Direktoren, Minister und Offiziere vieler Nationen um sich, ließ sich einen aufwendigen Lebensstil finanzieren und prostituierte sich zu fünfstelligen Summen. Daß sie Deutschland besonders schätzte, wurde einer der Steine zu ihrem schließlichen Grab.
Daß sie sich, angeblich aus Geldnot und angeblich gleich von mehreren Geheimdiensten im Ersten Weltkrieg anwerben ließ, sollte ihr Schicksal besiegeln. Sie wurde in Frankreich vor ein Militärgericht gestellt, das in nur anderthalb Tagen Verhandlungszeit ihr heute durchaus anfechtbar erscheinendes Todesurteil fällte. Am 15. Oktober 1917 endete das Leben Mata Haris durch die Gewehrsalve eines standrechtlichen Erschießungskommandos. Man kolportiert, daß sie in stolzer Haltung starb.


Aufgelockert und greifbar gemacht durch die vielen dafür zusammengetragenen zeitgenössischen Postkarten und Fotos der Tänzerin, aber auch der Orte, die eine Rolle spielten, erzählt Hermann Szygos dieses schrillbunte, turbulente Leben, das längst Stoff für etliche Bücher und Filme hergegeben hat. Hermann Szygos schafft auf nur 97 Seiten etwas, wozu andere Autoren weit ausholen müssen: ein Leben greifbar zu skizzieren.

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Im Appendix des Buches finden wir das Foto eines Grablichts mit dem Konterfei einer schönen jungen Frau - offenbar Türkin - und dazu diesen Text, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:
 
Und was hat das hier und jetzt mit uns zu tun?
Man sagt, daß es im Jenseits jeden Sonntagnachmittag zum Five-o'clock-tea ein Kaffeekränzchen gibt, bei dem sich alle hingerichteten Frauen treffen, von Jeanne d'Arc über Marie Antoinette und Mata Hari bis hin zu meiner Neuköllner Nachbarin Hatun Sürücü, erschossen im Rahmen des Jugendrechtsstaates von ihrem jüngsten Bruder. Hatun fragte Mata, warum sie denn zum Tode verurteilt worden sei. Mata Hari: „Weil ich leben wollte wie eine Deutsche. Und du?“ Hatun Sürücü: „Ich auch.“
 

Hermann Syzygos – „Mata Hari“
Illustrierte Lebensgeschichten, Band 2
© 2018 worttransport.de, 97 Seiten, kartoniert, japanische Blockbuchbindung, 53 Abbildungen, davon 23 in Farbe  -  ISBN 978-3-944324-53-1
Auflage 100 (einhundert) einzeln numerierte Exemplare.
16,- €
 
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