Volkstheater Wien: Hommage an einen Nestroyaner

Heinz Petters zum Gedenken

von Renate Wagner

Heinz Petters - Foto © Volkstheater

Volkstheater Wien:

Hommage an einen Nestroyaner

Heinz Petters zum Gedenken

6.Juni 2018
 
Heinz Petters war ein Schauspieler, der das Volkstheater, wie es einst war, repräsentierte wie kein zweiter. Seine brillante, scharfe, exakte, hoch intelligente Art Nestroy zu spielen traf sich mit den adäquaten Qualitäten des Regisseurs Gustav Manker – und das zu einem Zeitpunkt, da in Wien der Nestroy-Stil (des Burgtheaters Meinrad-Freundlichkeit) tatsächlich zu revolutionieren war. Besser als damals hat man den Dichter kaum je gespielt – bis heute nicht.
Heinz Petters, der 1932 in Graz geboren wurde und heuer starb (6. Februar 2018), wurde der „Wiener“ Schauspieler schlechthin, und das für ein ganzes halbes Jahrhundert (von 1964 bis 2014) in unwandelbarer Treue am Volkstheater in Wien.
 
Heutzutage nimmt man den Tod eines Künstlers selten über ein paar Nachrufe hinaus wahr. Daß die Kollegen – voran die Gestalterin und Moderatorin Doris Weiner, die noch immer die Bezirkstournee des Volkstheaters leitet (auch an ihr kann man Treue lernen) – ihm nun einen Gedenkabend widmeten, schätzte auch das Publikum: So rappelvoll war das Haus selten.
Man hatte viele Ausschnitte aus Theateraufführungen (auch TV-Filmen) vorbereitet, die Petters’ Nestroy-Qualitäten zeigten, die Paulus Manker richtig charakterisierte – daß er nie versuchte, die negativen Figuren zu verwässern, um sich beim Publikum „beliebt“ zu machen. „Petters war authentisch, unverlogen und erbarmungslos komisch.“
Der „böse“ Petters in späten Fernsehfilmen („Trautmann“) war hoch eindrucksvoll, und Rührung machte sich bei dem Duett des alten Paares in „Cabaret“ breit. Als Petters und Hilde Sochor als Herr Schultz und Fräulein Schneider das berühmte „Heirat“ sangen, kamen der Moderatorin Doris Weiner, wie sie offen sagte, fast die Tränen. Vielleicht auch einem Teil des Publikums…
 
Doris Weiner ließ nun die Kollegen „durchmarschieren“, manche lasen „nur“ Kritiken vor (Petters hat angeblich nie eine schlechte bekommen, und das glaubt man gern), andere machten eine Show aus ihren Erinnerungen wie etwa Dolores Schmidinger, die ganz ohne Hemmungen los erzählte. Sie hat damals mit den Kolleginnen Hilde Sochor und Brigitte Swoboda, mit Petters, Herbert Propst, Walter Langer und Rudolf Strobl zum harten Kern des Manker’schen Nestroy-Ensembles gezählt, denen er den Ehrentitel „Nestroyaner“ verlieh und mit denen er so viele großartige Aufführungen realisierte.
Auch Katharina Straßer berichtete von ihren Erlebnissen mit Petters, gab dem Abend aber einen persönlichen Höhepunkt. Petters hat ihr immer geraten, Lieder von Cissy Kraner zu singen, was sie nächsten Februar im Rabenhof auch tun wird. Die Kostprobe, die sie gab, war eine besondere – sie ist nicht hoch-, sondern höchstschwanger, ließ es sich aber nicht nehmen, alle „Empfehlungen“ der „Schönheitspflege“ regelrecht vorzuturnen. Was das Vergnügen an ihrer brillanten Darbietung mit der Befürchtung würzte, man könnte einen Notarztwagen wegen einer Frühgeburt benötigen…
 
Viele Kollegen, manche aus der Generation von Petters, kamen noch mit ihren persönlichen Erinnerungen auf die Bühne, Karl Merkatz, Konstanze Breitebner, Erwin Steinhauer, Andreas Vitasek, Erni Mangold, Günter Tolar.
Und wenn am Ende zu einer letzten Foto-Schau des Heinz Petters ohne Worte die Melodie des „Hobellieds“ erklang: Dann sang jeder innerlich mit: „Und sagt der Welt ade“. Immerhin, dem Menschen und dem Mimen hat man Kränze geflochten.
 
Renate Wagner