Spannende Einblicke

Stefanie Thiedig / Xie Kaijin – „111 Orte in Peking, die man gesehen haben muß“

von Frank Becker

Spannende Einblicke
 
Es gibt in Peking auch neben den touristischen Glanzlichtern
viel Ungewöhnliches zu sehen
 
Wer China schon in den 70er/80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bereist und natürlich auch die faszinierende Hauptstadt Peking besucht hat, kann mit dem neuen Cicerone von Stefanie Thiedig und Xie Kaijin staunen und aus völlig neuen Quellen schöpfen.
 
„Peking ist nicht schön. Peking ist unprätentiös. Peking ist es egal, ob Sie hier sind oder nicht. Hier kann es harsch und rauh sein, es gibt entweder bittere Winter oder heiße Sommer, Smog durchzieht alle Zeiten. Aber manchmal, da bricht der Himmel auf, dann lernt man die grandiosesten aller Menschen kennen, kommt an die wundervollsten Orte“, schreibt die deutsche Autorin Stefanie Thiedig zu ihrem wirklich erlesenen Reiseführer, der abseits der „Sensationen“ zu nicht minder interessanten Zielen (ver-)führt. Zweite im kundigen Damen-Team ist Xie Kaijin, die mit wunderbaren Fotos illustriert, was Stefanie Thiedig entspannd und pointiert beschreibt.
     Es ist nicht nur der Name der Stadt, der sich offiziell von Peking zu Beijing gewandelt hat, es ist das ganze Lebensgefühl dieser boomenden, dreckigen Metropole, das offnbar einen Wandel vollzogen hat. Vor 40 Jahren gab es zwar besonders im Frühjahr die Löß-/Sandstürme gegeben, die einem den Atem nahmen und zu Mundtüchern als Atemschutz zwangen, jedoch keinen Smog – es gab schließlich fast keine Autos in dieser riesigen Stadt. Aber „Nine Million Bicycles“, um es mit dem zauberhaften Song von Katie Melua zu beschreiben.
     Nun, der Himmel öffnet sicher gelegentlich sein Blau und läßt Peking in schönem Licht leichten. Dann ist Zeit für Ausflüge wie nach Mutianyu oder Jinshanling (39) um einen zehn Kilometer langen Spaziergang auf der Großen Mauer zu machen, weit ab vom Touristenrummel von Badaling. Oder besuchen Sie die Heimat des Peking-Menschen, der vor bis zu 400.000 Jahren im Zhoukoudian, 50 Kilometer südwestlich von Peking gehaust hat (110). Kleine Restaurants und Garküchen (68, 31), wohin Sie sogar ihren eigenen Wein mitbringen dürfen - ich empfehle aber das gute chinesische Bier aus Tsingtau oder Peking -, archaische Tempel, die die Zeitläufe überstanden haben (18), geschäftige Gassen (7, 36, 43) außerhalb des brodelnden Zentrums, die Zypressen des Konfuzius im Dongchend District (53), der Botanische Garten (11) oder die stillen Empfangshallen der Kaiserin Cixi im Sommerpalast (46), die nicht zum üblichen Besichtigungsprogramm gehören, laden zum Entspannen ein. Versäumen Sie auch nicht die China-Buchhandlung (16), aber vermeiden sie tunlichst Viertel wie den Xicheng District (50), außer, Sie möchten in die Niederungen vorstoßen. Das Risiko tragen Sie selbst.
     Es ist ein ungemein spannender Reiseführer zu 111 Plätzen, den ich bei meiner nächsten China-Reise gewiß im Gepäck haben werde. Eine Empfehlung, die auch unser Prädikat, den Musenkuß, wert ist.
 
Stefanie Thiedig / Xie Kaijin – „111 Orte in Peking, die man gesehen haben muß“
Mit zahlreichen Fotografien
© 2018 Emons Verlag, 240 Seiten, Broschur, 13,5 x 20,5 cm - ISBN 978-3-7408-0250-9
16,95 € [D] , 17,50 € [A]
 
Weitere Informationen:  www.emons-verlag.de