„Komm ein bißchen mit nach Italien“
Das TiC-Theater zeigt:
„Maria, ihm schmeckts nicht!“
Komödie nach dem Roman von Jan Weiler
Inszenierung: Julia Meier – Bühne: Jan Bauerdick – Kostüme: Carmen Fett
Besetzung: Sebastian Freund: Jan – Saskia Deer: Sara / Benito / junge Ursula – Michael Baute: Antonio Marcipane – Christina de Bruyckere-Monti: Ursula / Maria 1 / Frau vom Amt – Philip Zangerl: Eberhard / Nonno/ Rafaele / Antonio Marcipane 2 / Horst / Herr Schulze – Beril Erogullari: Gisela / Maria / Helga / Nachbarin 1 – Monika Owart: Nonna Anna / Wirtin / Nachbarin 2 – Benedict Schäffer: Marco / Mario Merducci / junger Antonio Marcipane
Wie könnte eine italienische Liebesgeschichte stimmungsvoller eingeleitet werden als mit Dean „Dino“ Martins göttlicher Schmalz-Ballade „That´s amore“ (When the moon hits your eye like a big pizza pie…). Da summt man mit und ist sogleich im Thema. So geschehen bei der Komödie „Maria, ihm schmeckts nicht!“, die am vergangenen Freitag im Wuppertaler TiC-Theater ihr gefeierte Premiere hatte. Jan Weiler hat in seinem gleichnamigen Episoden-Roman die Geschichte des Deutschen Jan erzählt, der nach Italien reist, um in Campo Basso, dem Heimatort seiner künftigen Schwiegereltern, um Saras (zauberhaft, auch als junge Ursula: Saskia Deer) Hand anzuhalten. Wegen seiner überaus realistischen Situationskomik wurde das später auch erfolgreich verfilmte Buch 2003 zum Best- und Longseller. Die Bühnenfassung von Dirk Böhling, die brillant von Julia Meier für das TiC inszeniert wurde, hat nun ihrerseits das Zeug, zum Sommer-Bestseller 2018 der Wuppertaler Theaterlandschaft zu werden.
Jan (Sebastian Freund, in der Rolle wachsend) steht also nervös bibbernd, mit schwitzigen Händen in der mittelitalienischen Provinz vor dem großen Moment und dem Schwiegervater Antonio Marcipane -phon.: Martschipane- (sympathisch und überzeugend in seiner vielseitigen Charakterrolle: Michael Baute) gegenüber. Doch der Moment der Wahrheit verläuft unerwartet problemlos, nicht zuletzt, weil Antonio seit seiner Zeit ab 1965 als Gastarbeiter in Deutschland deutsch spricht und mit seiner deutschen Frau Ursula (liebenswert moderat: Christina de Bruyckere-Monti) verheiratet ist. Jan wird herzlich in die Familie aufgenommen und erfährt von nun an, was es heißt, wehrlos den Kochkünsten von Maria (Beril Erogullari), Nonna (Monika Owart) und den anderen Frauen der Sippe ausgeliefert zu sein. Der eigentliche Zusammenprall der Kulturen geschieht durch die später zur Hochzeit Eltern Jans, den zunächst etwas steif reservierten Eberhard (vielseitig: Philip Zangerl) und die überdrehte Gisela (köstlich: ebenfalls Beril Erogullari). Apropos Ebenfalls: Wie sie in der Besetzungsliste sehen, sind außer Freund und Baute alle Darsteller mehrfach besetzt. Was das an dramaturgischen Finessen, blitzschnellen Kostüm- und Rollenwechseln und Bühnen-Logistik bedeutet, kann man kaum ermessen. Es klappt naht- und reibungslos. Allein davor: Hut ab!
Hut ab aber auch vor den hinreißend einstudierten diversen musikalischen Nummern, die neben Dean Martins Schmalz, Paolo Contes „Via con me“ und temperamentvoller Tarentella längst nicht alle vom Band kamen. Was die Ensemblenummer „Komm ein bißchen mit nach Italien“ (…komm ein bißchen mit ans blaue Meer) vom Club Italia (das waren 1955 Caterina Valente, Silvio Francesco und Peter Alexander) gut gelaunt und zum Mitsingen vorlegte, setzen später das Multitalent Benedict Schäffer (wandlungsfähig, smart und wieder einmal brillant in Schauspiel, Stunt und Musikalität) mit „L'Italiano“ (Lasciatemi cantare) von Toto Cutugno und am Schluß wieder das Ensemble mit Domenico Modugnos „Nel blu dipinto di blu“ (Volare, 1958 Sieger des San Remo Song Festivals) fort. Das löste auch vielen Zuschauern die Zunge, kennt man doch diese Italien-Sehnsuchts-Lieder aus dem ff.
Viel Musik also, turbulent skizziertes italienisches Familienleben, raffiniert gelöste nachdenkliche Rückblenden in die 1960er Jahre, als der junge Antonio (jetzt: Benedict Schäffer) als Gastarbeiter in Deutschland lebte und Ursula fand sowie in die italienische Vergangenheit (inkl. witziger Räuberpistole). Das alles und ein geradezu verblüffend gutes Sprach-Coaching in Sachen Italienisch und Akzent, eine mit glücklicher Hand besetzte, gelungene Typisierung von Charakteren und eleganter Umgang mit amüsanten Klischees machen diese mit viel Humor umgesetzte, warmherzige, liebevolle Inszenierung zum ungetrübten Genuß, der immer wieder Lachtränen in die Augenwinkel treibt. Und das auf nur ca. 16 qm Bühne! Herrlich!
Ein solch gelungenes Regie-Debüt können sich ein Theater und seine Regisseurin nur wünschen, zumal wenn es ein so überzeugendes ist wie das hier und jetzt von der vielfach begabten Schauspielerin und Sängerin Julia Meier. Da stimmte einfach alles. Wie gesagt, es könnte der Sommer-Hit der lokalen Theater-Landschaft werden. Sichern Sie sich Karten.
Nächste Vorstellungen: 24., 25., 26., 27.5.2018 im Studio des TiC
Weitere Informationen: www.tic-theater.de
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