Eine Tür zum Verständnis Ostafrikas

Hermann Schulz - „Dem König klaut man nicht das Affenfell“

von Frank Becker

Neue Bücher von Hermann Schulz

„Dem König klaut man nicht das Affenfell“

„Zurück nach Kilimatinde“
 
Mit zwei neuen Büchern, die jetzt in die Buchhandlungen gekommen sind, setzt der Wuppertaler Autor Hermann Schulz die Reihe seiner Afrika-Romane, zugleich die Reise ins eigene Ich fort. Viele seiner Texte greifen Begebenheiten aus oder Zusammenhänge mit dem eigenen Leben auf, zumal in afrikanische Themen wie in „Auf dem Strom“. In der bekannt ruhigen Tonart, der bildreichen Sprache und der Herzenswärme seiner Romane liegt wohl das Rezept, das ihn für junge und erwachsene Leser gleichermaßen anziehend und seine Bücher zu Bestsellern macht. Unterhaltung und Moral ohne Mahnung halten sich elegant die Waage, Spannung baut sich ohne vordergründige Effekthascherei auf. Hermann Schulz lesen, heißt beim Geschehen dabei zu sein, mit den Augen, dem Verstand und dem Herzen.
 
Die für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2003 (Sparte Kinderbuch) nominierte Afrikageschichte „Wenn dich ein Löwe nach der Uhrzeit fragt“, findet in „Dem König klaut man nicht das Affenfell“ ihre Fortführung, ihr Held Temeo Kirschstein erlebt neue Abenteuer im afrikanischen Alltag. Nach dem Tod des Vaters ist die Familie von Kigoma nach Mwanza umgezogen, um einen neuen Anfang zu finden. Als Safari- und Reiseführer hat er eine mystische Begegnung mit dem sagenhaften König Rukonge und der Königin Namizi von der Insel Ukerewe im Victoriasee – und ein kleine erste Liebe.
 
Gleichzeitig mit dem Kinderbuch ist der Entwicklungsroman „Zurück nach Kilimatinde“ erschienen. Nick Geldermann, Jungjournalist, der seinen Vater, einen Missionar, kaum gekannt hatte, als sich die Eltern in Afrika trennten, wird von einem besorgten Freund des Vaters von Wuppertal nach Ostafrika geschickt, um herauszufinden, wie es dem anscheinend in einem Dilemma steckenden Vater geht. Eine Reise in die Vergangenheit, die Suche nach der eigenen Identität beginnt. Nick findet den Vater, der, als habe er nur auf diesen Moment gewartet, um gehen zu können, nach langen Gesprächen mit dem Sohn stirbt, bevor das Letzte  gesagt ist. Auch hier spielt wieder die Vater-Sohn-Beziehung, die Vaterlosigkeit, das „Haus ohne Hüter-Syndrom“ eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig öffnet das Buch eine Tür zum Verständnis Ostafrikas und seiner Menschen. Diesen Verdienst des Verständnis Schaffens, der Annäherung haben Hermann Schulz´ Bücher generell.
 
Hermann Schulz - „Dem König klaut man nicht das Affenfell“
© 2003 Peter Hammer Verlag, 127 S., geb., 11 €
Hermann Schulz - „Zurück nach Kilimatinde“
© 2003 Carlsen Verlag, 237 S., geb., 14,50 €.
 
Frank Becker, 21.10.03