Hermann Schulz klopft auf den Busch

Hermann Schulz - „Zurück nach Kilimatinde“

von Frank Becker

Hermann Schulz klopft auf den Busch
 
Hermann Schulz bei „Schmitz´ KulturSalon im Meister´s“
 
Remscheid-Lennep. Seine Lebensgeschichte wäre ein Buch wert. Hermann Schulz, Missionars-Sohn, Bergmann, Buchhändler, Weltreisender, Verleger und nun erfolgreicher Autor, der mit 60 Jahren seinen ersten Roman veröffentlichte und seither Ehrungen und Preise in nicht abreißender Folge für seine mittlerweile acht Romane und Kinderbücher erhält, las am Montagabend beim 11. „Schmitz´ KulturSalon im Meister´s“ aus seinem jüngsten Roman „Zurück nach Kilimatinde“.
 
Diesen Weg zurück ist der in Ostafrika geborene Schriftsteller nicht zum ersten Mal gegangen – viele seiner Bücher greifen Begebenheiten aus oder Zusammenhänge mit dem eigenen Leben auf, zumal afrikanische Themen wie in „Auf dem Strom“,  „Wenn dich ein Löwe nach der Uhrzeit fragt“, „Dem König klaut man nicht das Affenfell“ und eben jetzt „Zurück nach Kilimatinde“. Wiederkehrend auch das zentrale Problem des ohne Vater aufwachsenden Sohnes, die Suche nach dem fehlenden Element, das die Orientierungslosigkeit des Jungen, nennen wir sie nach Heinrich Böll das „Haus ohne Hüter-Syndrom“, auflöst. Auch in seinem wundervollen Niederrhein-Roman „Sonnennebel“ nahm Schulz diesen Faden auf.
Jetzt aber wieder Afrika: Nick Geldermann, Jungjournalist, der seinen Vater, einen Missionar, kaum gekannt hatte, als sich die Eltern in Afrika trennten, wird von einem besorgten Freund des Vaters von Wuppertal nach Ostafrika geschickt, um herauszufinden, wie es dem anscheinend in einem Dilemma steckenden Vater geht. Eine Reise in die Vergangenheit, ins Ich beginnt. Was Hermann Schulz´ Bücher auszeichnet, sind die Herzenswärme, die in ihnen wohnt, das Bewahren menschlicher Ideale und die Wahrhaftigkeit, die man bei der Lektüre spürt. Es gibt Autoren, die blendend unterhalten, andere versorgen mit präziser Information, wieder andere servieren literarischen Kaviar. Schulz erzählt so, daß man es mit dem Herzen und mit den Sinnen versteht. Das ist es, was berührt.
 
Fesselnd auch die Lesung aus dem eigenen Buch, etwas, auf das sich nicht alle Autoren verstehen. Im anschließenden Gespräch mit Heribert Dietz, den er übrigens zum Buchhändler ausgebildet hat, bekannte Schulz, „keine große Literatur“ schreiben zu wollen – „mit Ende 50 kann man kein Thomas Mann mehr werden, muß auch gar nicht sein.“ Wie er zu seinen Stoffen komme? „Es ist wie ein Busch, in dem einige Vögel sitzen. Ich weiß nicht, welche und wie viele. Ab und zu klopfe ich auf diesen Busch und schaue, was herauskommt.“ Was da bisher aus dem Gehölz geflattert ist, läßt bei weiterem Klopfen noch manches bildschöne Vögelchen erwarten.
 
Hermann Schulz - „Zurück nach Kilimatinde“
© 2003 Carlsen-Verlag, 237 S. gebunden, 14,50 €.