Der Zauber alter Gärten

„Redouté. Das Buch der Blumen“ - (H. Walter Lack)

von Frank Becker

Der Zauber alter Gärten
 
Die Blumentafeln von Pierre-Joseph Redouté
 
Wenn ein Buch die Bezeichnung „prächtig“ verdient hat, dann dieses. Der Berliner Professor und frühere Direktor am Botanischen Garten und am Botanischen Museum Berlin-Dahlem H. Walter Lack hat die schönsten Blumentafeln des belgisch-französischen Malers Pierre-Joseph Redouté (1759-1840) zu einem wahrlich üppigen Buch zusammengefügt.
Der opulente, 5,7 kg schwere Band vereint sämtliche Farbstiche aus Redoutés Meisterwerken, den Sammelbänden „Les Roses (Die Rosen)“ und „Choix des plus belles fleurs (Auswahl der schönsten Blumen)“, ergänzt um die schönsten Tafeln aus „Les Liliacées (Die Lilien)“. Er erinnert an die vergangene Schönheit Pariser Gewächshäuser und Gärten und die hohe Schule der Blumenmalerei. Pierre-Joseph Redouté hatte seine Bilder stets aquarelliert – das Buch zeigt Reproduktionen von nach seinen Vorlagen angefertigten kolorierten Kupferstichen, die in verschiedenen Sammlungen die Zeit überdauert haben.
 
Er war der offizielle Hofmaler von Frankreichs letzter Königin Marie-Antoinette (die ihn angeblich einmal um Mitternacht herbeizitierte, um einen Kaktus zu porträtieren) und konnte sich dennoch über die Zeiten, die Wirren der Französischen Revolution retten. Marie-Antoinette, Ehefrau Ludwigs XVI., die 1793 hingerichtet wurde, hatte sich für die detailgetreuen, durch ihre Leichtigkeit anmutigen Blumenbilder ebenso begeistert und eingesetzt wie später ihre kaiserliche Nachfolgerin Josephine Bonaparte, Gattin Napoleons I., die ihn im Jardin de la Malmaison die Collection des Vélins fortsetzen ließ. Redouté erhielt fürstliche Honorare, Josephine zahlte ihm das unerhörte Jahresgehalt von 18.000 Francs. Er war in der Lage, ein großes Anwesen in Fleury zu erwerben und gleichzeitig in Paris eine Hotelsuite mit neun Zimmern zu bewohnen. An Pierre-Joseph Redouté scheinen die politischen Zeitläufe spurlos vorüber gegangen zu sein, seine Werke, Hunderte von zauberhaften Blumentafeln wurden während der Französischen Revolution ausgelagert und gerettet. Später arbeitete er weiter und wurde zum anerkannten Doyen der Blumenmalerei. Insgesamt hat Redouté rund 2.000 Blätter gemalt. Die Veränderung des Publikums-Geschmacks allerdings hinterließ Spuren. Das Interesse an seinen Blättern ging zurück, er stellte von der Darstellung einzelner Blumen auf dekorative Sträuße und Stilleben um, konnte aber nicht verhindern, daß er durch Fehlkaulationen in Schulden geriet und 1840 relativ verarmt starb.

 
Redouté - Viola wittrockiana, Seite 552

Der von seiner Familie aus purer Not hastig aufgelöste Nachlaß wurde in alle Himmelsrichtungen verstreut. Vieles ist heute verschollen.
Die in Reproduktionen erhaltenen handkolorierten Stiche des von H. Walter Lack zusammengestellten Bandes allerdings beschwören noch einmal die Schönheit und Pracht längst vergangener Pariser Gärten und Gewächshäuser des Ancien Régime und der napoleonischen Zeit herauf. Ein erläuterndes Vorwort und themenbezogene Kapiteltexte machen dem Leser die Welt, die Zeit und die Bilder Redoutés zugänglich.


 Redouté - Ribes rubrum, Seite 506


  Redouté - Agapanthus umbrellatus, Seite 48 
 
„Redouté. Das Buch der Blumen“ - (H. Walter Lack)
(The Book of Flowers)
© 2018 TASCHEN GmbH, 608 Seiten, 25 x 34,5 cm, 5,7 kg, Hardcover, Schutzumschlag, farbig illustriert - ISBN 978-3-8365-6893-7
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch
50,- €
Weitere Informationen: www.taschen.com