Starker Anfang, schwacher Abgang

Tournee-Theater Thespiskarren zeigt „Liebeslügen“

von Daniel Diekhans

Liebeslügen - v.l.: Jasmin Wagner, Anke Fiedle © Oliver Fantitsch
Starker Anfang, schwacher Abgang
 
Tournee-Theater Thespiskarren zeigt „Liebeslügen“
 
„... oder Treue ist auch keine Lösung“.
Komödie von Ildikó von Kürthy.
 
Regie: Andreas Kaufmann - Ausstattung: Tom Schenk - Projektion: Beatrice Schenk - Technische Leitung und Licht: Andreas Hugenschmidt - Maske und Garderobe: Johanna Zentgraf - Ton und Video: Ines Reinhard und Josef Knöpfle
Besetzung: Anke Fiedler (Nathalie) - Jasmin Wagner (Birgit) - Sandrine Guiraud (Julia)
 
Trotz sympathischer Darstellerinnen kann Frauen-Komödie nicht überzeugen
 
Treffen sich drei Freundinnen in einer Bar – so fangen mehr oder weniger gute Witze an. Auf dieser Standardsituation baut Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy („Mondscheintarif“, „Endlich!“) den Plot ihres ersten Theaterstücks auf. Nachdem „Liebeslügen“ 2016 am Ernst Deutsch Theater in Hamburg uraufgeführt wurde, zeigt das Tournee-Theater Thespiskarren die Komödie derzeit auf einer Gastspielreise.
 
Im Remscheider Teo Otto Theater amüsierten sich rund 400 Zuschauer über die Wortgefechte dreier Damen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nathalie (Anke Fiedler), sonst als abenteuerlustiger Vamp unterwegs, sucht nach einem festen Partner. Birgit (Jasmin Wagner) muß sich nach mehreren Fehlgeburten mit einer Ehe ohne Kinder abfinden. Mit Mann und Sohn könnte Julia (Sandrine Guiraud) eigentlich zufrieden sein – wäre da nicht der fade Familienalltag.
Das Frustpotential ist also hoch, und beim Lästern über männliche „Witzfiguren“ läßt das Trio tüchtig Dampf ab. Als herauskommt, daß Nathalie sich einen Familienvater geangelt hat, ist der Zoff mit ihren verheirateten Freundinnen nicht mehr zu vermeiden. Das Geplauder über Liebe und Sex geht ans Eingemachte. „Treue stirbt aus. Wie Briefmarkensammeln“, behauptet Nathalie. „Was ist verdammt noch mal so schlimm daran, treu zu sein und Treue zu erwarten?“, entgegnet Julia.
 
Weitere Lügen kommen ans Licht, und so ist an sich genug Konfliktstoff vorhanden. Doch leider geht der Komödie nach und nach die Puste aus. Was weniger an Regisseur Andreas Kaufmann liegt, der „Liebeslügen“ schon in Hamburg inszeniert hat. Für die deftigen Dialoge hat er ein gutes Händchen. Was freilich die überraschenden Wendungen, die sich gegen Ende des Stücks häufen, nicht glaubwürdiger macht. Irgendwann verliert man das Interesse daran, wer was mit wem gehabt hat.
Konstant bleibt dagegen die Leistung der Darstellerinnen. In der Rolle von Temperamentsbündel Nathalie fühlt sich Anke Fiedler pudelwohl. Vor exaltiertem Mienenspiel scheut sie nicht zurück, turnt munter herum auf Lounge-Sofa und Sandkasten (dieser Einfall von Ausstatter Tom Schenk wirkt bloß aufgesetzt) und gibt in stillen Momenten den Blick auf Nathalies innere Zerrissenheit frei. Ihre kühl-vernünftige Freundin ist Jasmin Wagner, in den 1990er Jahren als Popsängerin „Blümchen“ auf der Bühne stand. Manchmal darf Wagner aus dem Rollenkorsett ausbrechen. Wenn sie den Vicky-Leandros-Schlager „Lied der Sehnsucht“ singt, ist ihr Szenenapplaus sicher. Sandrine Guiraud schließlich verteidigt mit Verve die Position der (scheinbar) fest im Leben stehenden Julia.
 
Weitere Informationen: www.thespiskarren.de