Das Abenteuer Kindheit

Erwin Grosche - „Komm, wir gehen Wunder suchen!“

von Frank Becker

Umschlagzeichnung: Sabine Kraushaar
„Komm, wir gehen Wunder suchen!“
 
Erwin Grosche erzählt vom Abenteuer Kindheit
 
Versuchen Sie einmal, sich an Ihre eigene Kindheit zu erinnern: Ist es nicht wirklich so, daß die Welt ein einziger großer Abenteuerspielplatz mit unendlich vielen Entdeckungen, Erlebnissen und jeden Tag neu gewonnenen Erkenntnissen war? Alles war voller Wunder, und es gab Rätsel über Rätsel und tausend Fragen, die auf der Seele brannten. Die galt es zu beantworten. Und erst wenn man gar nicht mehr weiter kam wurden die Erwachsenen gefragt. Ich kann mich noch gut erinnern, auch daran, daß Mädchen und Jungen gleichberechtigt und ohne Rollenzuweisung miteinander spielten. Jede(r) mußte bei „Vater, Mutter, Kind“ mal jede Rolle übernehmen. Ute war Indianer und Miriam Cowboy. Eine Vorschule oder einen Kindergarten kannten wir nicht, wir spielten auf der Straße, im Wald und auf den Feldern, Schmutz und Schrammen als völlig normal eingeschlossen. Smartphones, PC-Spiele und Internet existierten nicht. Die eigene Neugier, Phantasie und Kreativität waren gefragt, erst recht, als die Schule begonnen hatte. Mit Lesen und Schreiben tauchten ungeahnte neue Möglichkeiten auf. Meine von den Eltern in großer Freiheit sorgsam begleitete Kindheit ohne Zwänge habe ich als etwas Herrliches in Erinnerung.
 
Erwin Grosche macht uns (jetzt) Großen mit seinem neuen Buch „Komm, wir gehen Wunder suchen!“ das Geschenk, als Vorleser für die (jetzt noch) Kleinen noch einmal in die Welt der Kindheit einzutauchen. Das Mädchen Leoni und der Junge Robert werden durch Roberts Einzug in die Elsener Rosinenbrotstraße 11a Nachbarn und sehr schnell auch dicke Freunde. Weil es viel schöner ist, mit Freunden das Abenteuer Leben zu erforschen, tun sie es fortan gemeinsam, neugierig, mit offenen Augen und Herzen und mit wachem Verstand. Das Wetter und die Jahreszeiten, Musik und Bücher, die Familienmitglieder des jeweils anderen, aber auch nette Nachbarn, die Arbeitswelt der Erwachsenen, Krankheit und Alter lernen sie kennen. Da dürfen auch mal Traum und Wirklichkeit ineinander fließen.
Einmal mehr erweist sich Erwin Grosche mit diesem vor Erzählfreude sprühenden sympathischen Buch, zu dem Sabine Kraushaar die Illustrationen beigesteuert hat, als echter Philanthrop. Es ist ein Appell an alle Kinder, diese frühe Zeit des Lebens auszukosten und zu genießen, gleichzeitig die an die Großen gerichtete Mahnung, Kinder auch Kinder sein zu lassen.
 
„Ruhe der Kindheit! Himmlische Ruhe! Wie oft steh´ ich stille vor dir in liebender Betrachtung, und möchte dich denken! (...) Ja! ein glücklich Wesen ist das Kind, solang es nicht in die Chamäleonsfarbe der Menschen getaucht ist. - Es ist ganz was es ist, und darum ist es so schön. Der Zwang des Gesetzes und des Schicksals betastet es nicht! Im Kind ist Freiheit allein. - In ihm ist Frieden! Es ist noch mit sich selber nicht zerfallen. Reichtum ist in ihm; es kennt sein Herz, die Dürftigkeit des Lebens nicht. Es ist unsterblich, denn es weiß vom Tode nichts.
Aber das können die Menschen nicht leiden. Das Göttliche muß werden, wie ihrer einer, muß erfahren, daß sie auch da sind, und eh es die Natur aus seinem Paradiese treibt, so schmeicheln und schleppen die Menschen es heraus, auf das Feld des Fluchs, daß es wie sie im Schweiße des Angesichts sich abarbeite.
Aber schön ist auch die Zeit des Erwachens, wenn man nur zur Unzeit uns nicht weckt.“
(Friedrich Hölderlin 1797 im „Hyperion“)
 
Erwin Grosche (Text), Sabine Kraushaar (Illustration) - „Komm, wir gehen Wunder suchen!“
Geschichten zum Vorlesen - Ab 5 Jahre
© 2018 Gabriel Verlag, 144 Seiten, gebunden, 19,5 x 24,5 cm - ISBN: 978-3-522-30495-5
14,99 €
Weitere Informationen: www.gabriel-verlag.de