„Rabenschwarze Beute“

Nicola Förg liest am 15. Mai in Velbert aus ihrem neuen Roman

Red./Bec.

Nicola Förg liest in Velbert aus ihrem neuen Roman
„Rabenschwarze Beute“
 
Lesung und Gespräch
am 15. Mai 2018, 20.00 Uhr
in der Zentralbibliothek Velbert-Mitte
Oststr. 20, 42551 Velbert (Forum Niederberg)
 
Ein Interview mit Nicola Förg:
 
Silvester in Murnau: Ein Mann in Tarnanzug ballert mit einer Schreckschußpistole in die Nacht hinaus. Wegen der Knallerei dauert es eine Weile, bis jemandem auffällt, ­­­­­­daß da wirklich einer totgeschossen wurde. Das Opfer, Markus Göldner, ist ein arrivierter Architekt, der aber vor allem durch sein aggressives Engagement im Vogelschutz auffiel: Er wetterte gegen Sommerfeuerwerke, gegen Böllerschützentreffen und gegen Windkraftanlagen. Da er sich so viele Feinde damit gemacht hat, kommen Irmi Mangold und Kathi Reindl mit ihren Ermittlungen kaum voran. Doch dann verschwindet die vierjährige Tochter der beliebten Modebloggerin La Jolina, und die beiden Kommissarinnen stehen plötzlich vor einem Fall, der zwar zehn Jahre zurückliegt, aber noch heute Albträume bereitet …
 
„Rabenschwarze Beute“ ist wie jeder gute Kriminalroman nicht nur spannende Unterhaltung sondern auch eine Art Momentaufnahme der Gesellschaft im Umfeld eines Verbrechens. Bei Irmis und Kathis neuem Fall geht es viel um das Phänomen von (Mode)-Blogs und um die Selbstdarstellung im Internet. Sehen Sie hier besondere Gefahren für unsere Gesellschaft?
 
N.F.: Die Gefahr könnte jeder einzelne für sich bannen, denn mit gesundem Menschenverstand und Intuition kommt man weit. Aber gerade junge Mädchen und auch Jungs stehen stark unter Druck. Sie eifern diesen künstlichen Internet-Vorbildern nach und müssen fast zwingend scheitern - weil sie eben keine Modelmaße haben und/oder kein Geld da ist, sich mit Schichten vom Kosmetik oder gar Operationen selbst ständig zu optimieren. Und sind wir ehrlich: Keiner ist frei davon, sich immer wieder mit anderen zu vergleichen und man muß recht alt werden, um so souverän zu sein, sich selbst anzunehmen.
 
So wie die eher handfeste Kommissarin Irmi Mangold?
 
N.F.: Auch Irmi Mangold ist da nicht komplett souverän, was ihr Aussehen betrifft, aber ihre Welt ist so bodenständig und so real, daß sie sich immer wieder selber erdet. Sie geht nur beruflich ins Internet - und das schon ungern.
Darum versteht sie auch nicht, wie es zu einer Rufmordkampagne kommen kann, wie sie im Roman auf einem Ärztebewertungsportal stattfindet. Für Irmi Mangold hat der Arzt etwas mit Vertrauen zu tun, mit einer Chemie, die passen muß. Und sie ist sicher: Völlig unreflektiert werden online Hotels, Bücher, Klamotten oder Ärzte bewertet. Früher hat man gesagt: Schlaf mal eine Nacht drüber. Das würde Irmi Mangold gerne den meisten Facebook-, Instagram- und Twitter-Kommentatoren zurufen!
 
Die Figur der jungen Modebloggerin La Jolina, die ihre vierjährige Tochter schon für Shootings mißbraucht, steht dagegen für eine Selbstinszenierung in den sozialen Medien, die über Leichen zu gehen scheint…
 
N.F.: Es ist mir wichtig, Schwarz/Weiß-Polemik zu vermeiden. Es bleibt immer ein Stück weit offen, wie der Leser das bewerten will. Ist La Jolina deshalb eine schlechte Mutter? Ist sie für die schöne Fassade und rücksichtslose Selbstoptimierung zu bedauern oder ist das eben ihr Weg? Wie hoch ist der Preis für den Ruhm und muß man ihn nicht zwingend zahlen?
 
Dieses Mal geht es in Ihrem Alpenkrimi nach Murnau an den Staffelsee, ins Garmischer Ski-Olympiastadion, bis ins Ostallgäu … Hören Sie eigentlich manchmal von Lesern, die sich auf den Weg machen, Orte aus Ihren Krimis zu besichtigen?


Nicola Förg - Foto © Regina Recht
 
N.F.: In der Tat gibt es eine ganze Reihe von Lesern, die meine Bücher wie einen „Reiseführer“ verwenden und sich die Orte des Geschehens genau ansehen wollen, auch ausloten, wo genau „die Leich´“ gelegen hat. Sie fahren die kriminellen Straßen, testen, ob Irmi auch wirklich vor Ort war! Sie kehren in den genannten Gasthäusern ein und da kann ich in dem Fall nur zuraten. Die Buchenberg Alm hoch über den Seen des Ostallgäus ist wirklich ein ausgesucht schönes Platzerl.
Wirklich gespenstisch hingegen sind die Katakomben im Skistadion - und wer nicht am Alpenrand lebt: Diesmal geht es ja auch ins Bergische Land bis nach Velbert, auch da kann man sich am Ort eines tragischen, fiktiven Unfalls gruseln. Diese Authentizität ist mir wichtig und ich recherchiere stets vor Ort – nicht bloß im Internet – und schon sind wir wieder beim Thema….
 
Markus Göldner, der ermordete Architekt, hatte sich Feinde gemacht, weil er bei modernen Bauwerken auf Maßnahmen des Vogelschutzes bestand. Haben Sie zum Thema Vogelschutz recherchiert – wie bei früheren Büchern zu anderen Aspekten des Tier- und Umweltschutzes?
 
N.F.: Wie immer hatte ich sehr gute Leute im Boot. Hans Joachim Fünfstück vom LBV in Garmisch, Sylvia Weber vom LBV in München, sehr engagierte Menschen, die aber auch bereit waren, sich in das Hirn einer Krimiautorin hineinzudenken. Schicke Glastürme wie der Posttower in Bonn stehen für regelrechte Massaker an Vögeln, vor allem zu Zeiten der Vogelzugs. Und ausgerechnet ein Architekt, wo es um Ästhetik und Formensprache geht, macht sich zum Nestbeschmutzer seiner Zunft!
 
Er beschwert sich auch beim Nachbarn, der in der Silvesternacht stundenlang Böllerschüsse vom Balkon abgibt…
 
N.F.: Ja, wenige Menschen überlegen, was Silvesterfeuerwerke für Vögel für einen Schock bedeuten. Gerade in der kalten Winternacht steigen sie dann viel zu schnell und hoch auf – und sterben oft daran.
 
Auch Windkrafträder geraten in den Fokus….
 
N.F.: Ja, vordergründig natürlich, weil Vögel im tödlichen Sog der Rotoren sterben. Gerade Rotmilane haben keine Angst vor den flügelschlagenden, merkwürdigen Gesellen. Aber noch viel interessanter ist ja die Tatsache, daß Landwirte, auf deren Grund so eine Anlage gebaut werden soll, eine auskömmliche Pacht bekommen - sofern die Anlage genehmigt wird. Gibt es aber in einem bestimmten Abstand Horste von Greifvögeln, dann gibt es keine Genehmigung und das ganze schöne Geld wäre futsch. Da verschwindet doch schnell mal so ein Horst rückstandlos! Wo es um viel Geld geht, da ist immer auch kriminelle Energie.
 
Sie werden auch mit diesem Buch auf Lesereise gehen – macht Ihnen das Freude? Inspiriert sie vielleicht sogar die eine oder andere Begegnung mit Ihren Lesern zu neuen Stoffen?
 
N.F.: Unbedingt – egal ob 20 oder 600 Zuhörer kommen! Es entstehen immer schöne Gespräche. Leser äußern, wo ihr Fokus liegt, beispielsweise darin, ob Irmis Lover Jens jetzt endlich mal seine Frau verläßt… Zudem lerne ich Deutschland und auch Österreich kennen, es verschlägt mich durchaus in Gegenden, die abseits klassischer Routen liegen. Ich bin ja auch zusammen mit der großartigen Interpretatorin meiner Hörbücher, mit Michaela May, unterwegs – und das auch weit jenseits des Weißwurstäquators. Und ob man es glaubt oder nicht: Ein großes Festival im Norden wünscht sich immer, daß die bayerischen Damen im Dirndl auftreten….

Nicola Förg - „Rabenschwarze Beute“
Ein Alpen-Krimi
© 2018 Pendo / Piper Verlag, 352 Seiten, Klappenbroschur - ISBN 978-3-86612-419-6
16,- €
Weitere Informationen: www.piper.de - www.nicolafoerg.de