Der Zero-Künstler Otto Piene wäre heute 90 Jahre alt geworden.

von Andreas Rehnolt

Otto Piene 2009 - Foto © Vernissagefan, Quelle: Wikipedia
„Im Himmel ist das Paradies auf Erden“
 
Der Zero-Künstler Otto Piene wäre heute 90 Jahre alt geworden.
Berühmt wurde er vor allem mit seinen Himmelsskulpturen
und seiner Kunst mit Feuer
 
Im Himmel ist das Paradies auf Erden“, erklärte der Objektkünstler und Bildhauer Otto Piene vor vielen Jahren. Heute wäre der am 18. April 1928 in Bad Laasphe im Kreis  Siegen-Wittgenstein in NRW geborene Künstler 90 Jahre alt geworden. Er starb am 17. Juli 2014.  Der Himmel sei sein großes Vorbild in der Kunst, weil auch der „sich ständig verändert“, so Piene, der international für Kunst mit Licht, Schatten, Luft, Rauch und Feuer steht. Weltberühmt ist er durch seine Himmelsskulpturen geworden sowie durch die von ihm mitbegründete Nachkriegskunstbewegung und Avantgarde-Gruppe Zero. 
 
Vor allem mit Feuer und brennbaren Farben hatte der Künstler bis kurz vor seinem Tod gerne gearbeitet. „Dabei entstehen Formen, die man nicht kalkulieren kann“ sagte er einmal. Aufgewachsen in Lübbecke studierte Piene ab 1949 an der Akademie der Bildenden Künste in München sowie an der Düsseldorfer Kunstakademie. Zusätzlich absolvierte er noch ein Philosophie-Studium in Köln, das er mit einem Staatsexamen abschloss. Er war gleich mehrfach auf der Kasseler documenta vertreten und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1913 den mit 50.000 Euro dotierten Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt am Main.
Bei der damaligen Preisverleihung würdigte die Jury nicht zuletzt die „internationale Strahlkraft“ von Pienes Werk. Er war „der Magier unter den bildenden Künstlern“, hieß es in einem Nachruf zu seinem Tod im Alter von 86 Jahren. Seit den 1960er Jahren zauberte er mit Feuer, Licht, Rauch, Ruß und Luft nie gesehene, manchmal vergängliche Werke, ließ mit seinen Feuerbildern Energie sichtbar werden und transformierte das Licht zu tanzenden Skulpturen und wahren Lichtballetten, die er als Sky-Events (Himmelsereignisse) inszenierte. Auch, um der Kunst das für viele Menschen Einschüchternde zu nehmen und dabei zugleich doch das Erhabene zu bewahren.  
 
Pienes Experimentierfreude und sein Interesse an der Zusammenführung von Kunst, Natur und Technologie beeinflussten besonders die junge Künstlergeneration. Er schuf zudem aber auch - weniger bekannt - Gouachen, stille Zeichnungen sowie Keramiken und Reliefs. Unvergessen seine aufblasbaren Skulpturen wie die mehrteilige Luftplastik „Fleurs du Mal“.  In zahlreichen Texten bezeichnete der Künstler ab Mitte der 1950er Jahre das Licht als „die primäre Bedingung alles Sichtbaren“. Mit dem ebenfalls in Düsseldorf beheimateten und weltberühmten Nagelkünstler Günther Uecker und dem für seine leuchtenden Farben berühmten Heinz Mack war Piene vor nunmehr 60 Jahren Begründer von Zero.
Die 2008 gegründete und in Düsseldorf ansässige Zero-Foundation, die sich um das Erbe und die Dokumentation dieser Künstlergruppe kümmert, die wie keine andere für den radikalen Neuanfang in der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg steht, ehrt den Künstler am 3. Mai mit einer Abendveranstaltung, an der neben künstlerischen Wegbegleitern unter anderem auch Pienes Ehefrau teilnehmen wird. „Ohne Innovation gibt es keine Kunst und nichts Schönes“, betonte der privat eher bescheidene Piene kurz vor seinem Tod, der ihn bei den letzten Vorbereitungen für eine große Ausstellung in Berlin ereilte.


Otto Piene, Grubenlampe Halde Rheinpreußen, Blaue Stunde - Foto © Carschten, Quelle: Wikipedia
 
Seinen Hang zum Feuer begründete der Mann mit dem vollen, langen Silberhaar und eisgrauen Bart einmal mit seinen Erlebnissen als junger Flak-Helfer im Zweiten Weltkrieg, wo er viel Feuer gesehen, und es überlebt habe. Es seien doch „immer die eigenen Erlebnisse, die in die Kunst einfließen“, bekannte Piene.  In Düsseldorf war er kurz Zeit Leiter der dortigen Modeschule, bevor er 1968 in die USA übersiedelte. Er war erst 36 Jahre alt, als er an der Universität von Pennsylvania eine Gastprofessur übernahm. 1972 wurde er Professor der Umweltkunst am Massachusetts Institut of Technology, dessen Leitung er 20 Jahre lang bis 1994 innehatte. Er lebte auf einer Farm im amerikanischen Boston und in Düsseldorf. Von beiden Orten aus reiste er für seine Ausstellungen in alle Welt.