Der Reigen der Theater-Festivals 2018 in NRW beginnt

Die Ruhrfestspiele eröffnen die Saison am 1. Mai

von Andreas Rehnolt

Der Reigen der Theater-Festivals 2018 in NRW beginnt
 
In diesem Jahr startet die Saison der auch bundesweit bekannten Veranstaltungen
am 1. Mai mit den traditionsreichen Ruhrfestspielen unter dem Motto „Heimat“
 
Der Reigen der Theater-Festivals in Nordrhein-Westfalen startet in diesem Jahr am 1. Mai mit den traditionsreichen Ruhrfestspielen in Recklinghausen. Die 72. Ausgabe des bis zum 17. Juni terminierten Kulturfestivals steht unter dem hochaktuellen und gleichzeitig nicht unumstrittenen Motto „Heimat“.
Werke von Gerhart Hauptmann über Bertolt Brecht und Friedrich Dürrenmatt bis hin zu zeitgenössischen Autoren wie Michael Ojake oder Konstantin Küspert werfen Fragen zu den Themen Herkunft und Identität, Heimat und Flucht auf. Zum Start der Ruhrfestspiele zeigt das Wiener Burgtheater Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ in einer Inszenierung des Intendanten des Festivals, das im kommenden Jahr eine neue künstlerische Leitung erhält.
 
Vom 9. bis zum 18. Mai findet in Bochum das Figurentheater der Nationen „Fidena“ statt. Das Festival feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen und präsentiert insgesamt 33 Produktionen aus 13 Ländern. Dabei steht die Jubiläumsausgabe unter dem Motto „resist“, was so viel wie widerstehen oder gegenhalten bedeutet.
Dabei reicht das Spektrum der Produktionen von der großen Theaterbühne bis hin zu eher intimen Zimmeraufführungen. Gleich mehrere Produktionen befassen sich im Hinblick auf die weltweite Me-too-Debatte mit „female resistance“, andere mit bürgerlichem Protest oder politischem Widerstand und einige der präsentierten Stücke erinnern an historische Widerstandsbewegungen.
 
Am 12. Mai startet in Köln das größte nordrhein-westfälische Kinder- und Jugendtheatertreffen „Westwind“. Neben elf Inszenierungen von Bühnen an Rhein und Ruhr gibt es internationale Gastspiele mit Theatercompagnien aus den Niederlande, Frankreich, Südafrika und Australien. Veranstaltungsort in der Domstadt ist bis zum 18. Mai das Comedia Theater, wo auch Workshops, Stücke-Diskussionen und Gespräche zu den einzelnen Inszenierungen stattfinden.
Ebenfalls am 12. Mai beginnen in Mülheim an der Ruhr die diesjährigen Mülheimer Theatertage/Stücke-2018. Bis zum 2. Juni gibt es acht aktuelle Inszenierungen von deutschsprachigen Bühnen aus der vergangenen Spielzeit zu sehen, die im Wettbewerb um den mit 15.000 Euro dotierten Preis für das beste deutschsprachige Gegenwartsdrama stehen. Mit dabei auch wieder die österreichische Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Von ihr sind die Trump-Variationen „Am Königsweg“ in einer Inszenierung des Deutschen Schauspielhauses Hamburg zu erleben.
Wie bei den Ruhrfestspielen ist auch in Mülheim/Ruhr mit „Vor Sonnenaufgang“ ein Stück von Gerhart Hauptmann zu sehen. Das Theater Basel zeigt es in einer Bearbeitung von Ewald Palmetshofer.
 
Das Festival „Kinder-Stücke-2018“ läuft vom 14. bis 18. Mai. Hier konkurrieren fünf Inszenierungen für  Kinder und Jugendliche um den mit 10.000 Euro dotierten Festival-Preis.
Am 31. Mai beginnt in Gelsenkirchen das diesjährige Seniorentheatertreffen NRW unter dem Titel „Wildwest“. Bis zum 3. Juni zeigen Gruppen aus dem ganzen Land mit zeitgenössisch relevanten Themen, was im Seniorentheater gerade Sache ist. 
 
Im rheinischen Neuss gibt es ab dem 7. Juni wieder das traditionelle Shakespeare-Festival im Nachbau des Londoner Globe-Theaters. Bis zum 7. Juli sind insgesamt 14 verschiedene Inszenierungen zu erleben. Neben Compagnien aus mehreren deutschen Städten stehen Dramen und Komödien des britischen Autors von Gruppen aus den USA, England, Polen, Spanien und Österreich auf dem Festival-Programm.
Shakespeare-Fans können sich laut Festival-Leiter Rainer Wiertz unter anderem auf eine Rap-Version aus Chicago von „Zwei Herren aus Verona“ freuen und auf das Stück „King Charles III“ mit Macht-Querelen nach dem Tod der amtierenden britischen Königin Elisabeth II. Sehenswert sicher auch der „Kaufmann von Venedig“ in der Version der Berliner Shakespeare-Company, in der es auf der kleinen Bühne sogar ein „Aqua Alta“ geben soll.
 
Eine Woche nach dem Start des Neusser Festivals beginnt dann in Mülheim/Ruhr das Impulse Theater Festival. Es ist seit nunmehr gut 25 Jahren die wichtigste Plattform für das Freie Theater im deutschsprachigen Raum und zeigt herausragende Arbeiten, die jenseits des Stadttheaterapparats entstanden sind. Bis zum 24. Juni gibt es Produktionen Freier Theater aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu entdecken, so der erstmals verantwortliche künstlerische Leiter Haiko Pfost.
 
Den Abschluß der Theaterfestivals in NRW macht die Ruhrtriennale, das große Ruhrgebiets-Festival der Künste, das diesmal vom 9. August bis zum 23. September dauert. Insgesamt stehen 120 Veranstaltungen an 24 verschiedenen Spielstädten zwischen Duisburg und Dortmund auf dem Programm. Darunter sind laut Intendantin Stefanie Carp 20 Uraufführungen, Neuinszenierungen und Deutschlandpremieren. Festivalzentrum ist die Bochumer Jahrhunderthalle. Einzelheiten zum europaweit bekannten Theater- und Musikfestival werden im Frühjahr mitgeteilt.
 
 
Redaktion: Frank Becker