Leave all your worries

Robin McKelle – „Melodic Canvas“

von Frank Becker

Leave all your worries
 
(We are only human…)
 
Wenn das Label aus Promotion-Gründen das neue Album  von Robin McKelle als „ihr bestes“ bezeichnet, ist das natürlich Unfug, setzt eine solche Bemerkung doch ihre vorherigen brillanten Alben herab. Die aber waren nicht weniger gut, also kann man sagen, Robin McKelle hat ihren hohen Standard auch beim neuen Album gehalten, die Erwartungen ihrer Fans zur Gänze erfüllt.
Einen markanten Unterschied mach das neue Album allerdings: Die in Paris und im Staat New York lebende Robin McKelle hat die komplette Produktion, Komposition und Lyrik (abgesehen von den drei Cover-Titeln und dem Traditional des Albums) sowie das Arrangement in die Hand genommen. „Ich fühle mich als Sängerin heute freier als während der Aufnahmen zu meinen letzten sechs Alben“, wird Robin McKelle zitiert. Wie das zu verstehen sein könnte, bleibt ein wenig kryptisch – ein Vorwurf an die Adresse ihrer früheren Labels? Nach u.a. Cheap Lullaby Records / EMI und Sony ist sie jetzt bei Doxie Records.

Fest steht, daß es ein überzeugend reifes Album ist, das eine souveräne Künstlerin präsentiert, welche mit variablem, ausdrucksvollem, gelegentlich fast schwarzem Sound die Gratwanderung zwischen Soul, Jazz, Gospel und Blues souverän beherrscht. „Melodic Canvas“ malt ruhige, beruhigende Bilder wie z.B. „Come To Me“ mit dem virtuosen Solo von Chris Potters Sopran-Saxophon oder der Gospel „Swing Low, Sweet Chariot“, bei dem Shedrick Mitchells Hammond (der auch am Klavier dem Album ein wichtiges Gerüst gibt) neben der tief dunkel gefärbten Stimme von Robin McKelle eine zentrale Rolle spielt.
Warm, weich und melodisch malen der Titelsong „Melodic Canvas“, „Do You Believe“, „The Sun Died“ und „Simple Man“ ihre Bilder, während „Yes We Can Can“ sich als temperamentvoller Ausreißer erweist. Von Fall zu Fall hat man den leichten Eindruck, Robin McKelle habe, auch in der Instrumentation ein wenig von Altmeister Randy Newman gelernt – was beileibe kein Nachteil wäre. Da folgt man gerne der Einladung „Come to me (with no regret / come closer still...)“. Eine Empfehlung der Musenblätter.
 
Robin McKelle – „Melodic Canvas“
© 2018 Doxie Records
Robin McKelle (voc, comp, arr) - Shedrick Mitchell (p, fender rhodes, org) - Vicente Archer (b) - Daniel Sadownick (perc) - Marvin Sewell, Al Street (g) - Chris Potter (ss, ts)
 
Titel:
1. Do You Believe – 2. Lyla – 3. Come To Me – 4. You're No Good – 5. Swing Low – 6. The Sun Died – 7. Simple Man – 8. Yes We Can Can – 9. It Won't End Up – 10. Il Est Mort Le Soleil
Gesamtzeit:  51:58