Amerikanisches Quartett glänzt mit europäischen Klassikern

Das Calidore String Quartet im Remscheider Teo Otto Theater

von Daniel Diekhans

Calidore String Quartet - Foto © Sophie Zhai

Amerikanisches Quartett glänzt mit europäischen Klassikern
 
Das Calidore String Quartet im Remscheider Teo Otto Theater
 
Programm:
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Streichquartett C-Dur, op. 59 Nr. 3
Dmitrij Schostakowitsch (1906-1975)
Streichquartett Nr. 9 Es-Dur op.117
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Streichquartett Nr. 3, D-dur, op. 44, Nr. 1
 
Calidore String Quartet: Jeffrey Myers, 1. Violine - Ryan Meehan, 2. Violine - Jeremy Berry, Viola - Estelle Choi, Violoncello
 
Im Namen des Calidore String Quartet trifft Amerika auf Europa. Calidore ist zusammengesetzt aus „California“, der Heimat der jungen Musiker, und dem französischen Wort „doré“ („golden“). Die Geiger Jeffrey Myers und Ryan Meehan, Bratschist Jeremy Berry und Cellistin Estelle Choi taten sich 2010 zusammen, als sie am Colburn-Konservatorium in Los Angeles studierten. Mit dem Gewinn des ARD Musikwettbewerbs 2012 gelang dem Quartett der Durchbruch.
 
Von der Energie, Spielfreude und Klangkultur des Quartetts konnte man sich beim Meisterkonzert im Teo Otto Theater überzeugen. Beethovens 9. Streichquartett machte den stärksten Eindruck. Das Werk gehört zur Gruppe der „Rasumowski- Quartette“, benannt nach dem Auftraggeber. Beethoven hat in jedes der drei „Rasumowski-Quartette“ eine russische Volksmelodie eingearbeitet. So ein Lied hörte man hier tatsächlich im zweiten Satz. Los ging’s aber mit einem Virtuosen- Stück. Nach der langsamen Einleitung brachte sich der erste Geiger Jeffrey Myers mit einem kraftvollen Solo ein. Beim liedhaften „Adagio“ tat sich Estelle Choi mit rasantem Pizzicato-Spiel auf dem Cello hervor. Darüber legten ihre Kollegen wiegende Achtel-Töne. Auf Gesang folgte der Tanz – in einem Satz, bei dem die Geigen gekonnt Triller einwarfen. Der Finalsatz wurde bekannt als Titelmelodie der Fernsehsendung „Das Literarische Quartett“. Beim Calidore Quartet war das stürmische Thema in besten Händen. Selbst bei höchstem Tempo war die Melodie strahlend klar.
 
Hundertprozentig russische Musik stand mit Schostakowitschs Quartett Nr. 9 auf dem Programm. Wie bei einer Klang-Collage gingen schnelle und langsame Abschnitte fließend ineinander über. Gemächliches Tempo wurde vom Legato der Violinen und Bratsche dominiert. Wenn das Tempo sich bis zum Galopp erhöhte, brach sich grotesker Humor Bahn. Da waren harsche, dissonante Klänge gefordert. Das schmeichelte nicht gerade den Ohren. Die Musiker aber legten sich dermaßen ins Zeug, daß das Publikum begeistert reagierte.
 
Die Mittelposition zwischen Klassik und Moderne nahm Mendelssohns 3. Streichquartett ein. Solist Myers war erneut gefordert und dominierte im ersten und dritten Satz. Volle, ausgehaltene Töne prägten das Zusammenspiel im Menuett. Beim Finale konnten alle Calidores glänzen. Gemeinsam steigerten sie Tempo und Spannung so mühelos, daß sie sich zwischendurch entspannt zulächeln konnten. Nach dem dritten und letzten Quartett waren die Musiker nur kurz verschwunden. Dann kehrten sie unter rauschendem Applaus zurück und hängten als Zugabe noch einen Satz aus Mozarts „Divertimento F-Dur“ dran. Die temperamentvolle Interpretation paßte perfekt.
 
Daniel Diekhans