Schmissige Melodien leider Fehlanzeige

„Alice im Wunderland“ im Remscheider Teo Otto Theater

von Daniel Diekhans

v.l.: Alexander Plein, Andrea Esser, N.N: - Foto © Frank Sitter

Schmissige Melodien leider Fehlanzeige

„Alice im Wunderland“
Musical nach dem gleichnamigen Roman von Lewis Carroll.
 
Regie: Nadine Kühn - Textfassung: Oskar Maywald - Musik: Walter Slaughter und Henry Savile Clarke - Musikalische Leitung: Stefan Wurz - Fotos: Frank Sitter
Besetzung: Andrea Esser (Alice) - Alexander Plein (Hutmacher) - Niklas Lundßien (Raupe, Herzbube) - Hannah Rühl (Herzkönigin) - Jan-Philip Hilger (Weißes Kaninchen) - Mario Zuber (Herzkönig) - N.N. (Märzhase) - Statisterie
 
Farblose Musik trübt das Vergnügen am „Alice im Wunderland“-Gastspiel
 
Was macht ein gutes Musical aus? Na klar, schmissige Melodien, die von den Darstellern mit viel Herzblut vorgetragen werden. Wenn dann auch noch Spiel und Tanz sitzen, ist die Sache perfekt. Beim „Alice im Wunderland“-Musical aus dem Hause Großstadtentertainment sind Melodien und Gesang leider echte Schwachpunkte.
 
Billig produziert und farblos klang die Musik aus der Konserve, die die kleinen und großen Zuhörer beim „Alice“-Gastspiel im Teo Otto Theater zu hören bekamen. Zuckersüß bis nichtssagend war der Gesang, den Hauptdarstellerin Andrea Esser und ihre Mitspieler beisteuerten. Selbst in den mäßigen Disney-Zeichentrickfilmen der letzten Jahre hatte man das schon besser gehört.
Dabei ist der Rest, den das durchaus sympathische Ensemble auf die Bühne bringt, gar nicht so schlecht. Kaum findet sich Alice im Wunderland wieder, erlaubt eine Drehbühne den schnellen Wechsel der knallbunten Schauplätze – vom Riesenpilz der philosophierenden Raupe zum karottenfarbenen Haus des weißen Kaninchens und weiter zum Palast der Herzkönigin.
 
Konsequent wird auch der Zuschauerraum zur Bühne, wenn Kaninchen Jan-Philip Hilger durch die Reihen eilt und – wie früher im Kasperletheater – das Publikum ins Spiel mit hineinzieht („Kennt jemand von euch diese gewisse Alice?“). Als Alice wirkt Esser anfangs blaß, taut aber bei der Teegesellschaft mit Hutmacher Alexander Plein langsam auf. Mit seinen Nonsens-Liedern und Wortspielereien ist diese „Nicht-Geburtstagsfeier“ ein Highlight des gut einstündigen Musicals. Und die Schlafmaus-Puppe, die da aus der Torte auftaucht, scheint direkt aus der „Muppets Show“ zu stammen.


Andrea Esser - Foto © Frank Sitter

Der andere Höhepunkt ist der Auftritt der Grinsekatze. Diese Szene hat tatsächlich etwas von der überbordenden Phantasie, die in der Original-„Alice“ von Lewis Carroll steckt. Auf dunkler Bühne begegnet Esser einer fluoreszierend leuchtenden Riesenkatze, die von vermummten Statisten gespielt wird. Jeder von ihnen trägt einen Teil des leuchtenden Körpers. So ist es möglich, daß sich die Katze im Gespräch mit Alice immer wieder in ihre Einzelteile auflöst und neu zusammensetzt. Ein magischer Theatermoment.
 
Termine und weitere Informationen: www.musicalhit.de/alice.htm