Ein Film der ein bißchen die Welt veränderte

„Zur Sache Schätzchen“ wird 50

von Frank Becker

Zur Sache, Schätzchen!
Werner Enke, May Spils und Uschi Glas bei Dreharbeiten - © alpha Filmgesellschaft Peter Schamoni

Ein Film der ein bißchen die Welt veränderte
 
„Zur Sache Schätzchen“ wird 50
 
Regie: May Spils - Drehbuch: Werner Enke - Produktion: Peter Schamoni - Musik: Kristian Schultze - Kamera: Klaus König - Schnitt: Ulrike Froehner
Besetzung: Werner Enke: Martin - Uschi Glas: Barbara - Henry van Lyck: Henry van Bosch - Helmut Brasch: Viktor Block - Inge Marschall: Anita - Rainer Basedow: Wachhabender - Martin Lüttge: Dichter im Lift - Joachim Schneider: Wachtmeister - Fritz Schuster: Bettler - Johannes Buzalski: Spanner - Horst Pasderski: Filmproduzent - Ursula Bode: Mutter im Zoo - Edith Volkmann: Hausmeisterin
 
Als May Spils 1967/68 die Peter Schamoni-Produktion „Zur Sache Schätzchen“, die Geschichte eines maulfaulen, aber phantasievollen Schwabinger Tagediebs, drehte, sagten Kritiker dem Film keinen besonderen Erfolg voraus. Wie sehr sie sich täuschten, sollte sich recht bald herausstellen. Der Film traf nämlich genau den Nerv der damals im Establishment gefangenen jungen Leute zwischen 18 und 28. Werner Enkes Drehbuch (er und May Spils waren damals ein Paar) war ein Geniestreich und die Besetzung u.a. mit Rainer Basedow, Henry nan Lyck, Helmut Brasch, Martin Lüttge und Enke selbst als Martin bis in die kleinste Rolle perfekt. An der Seite von Werner Enke und Henry van Lyck als Henry verkörperte Uschi Glas (damals 23 Jahre alt) einen völlig neuen, frischen Typ auf der Kinoleinwand. Die bildhübsche, sympathische junge Schauspielerin eroberte im Handumdrehen die Sympathien nicht nur ihrer Generation, sondern der ganzen Nation. Mit diesem Film wurde ein Schatz, pardon: ein Schätzchen gehoben. Sogar ihre subtile Erotik war in ihrer Unaufdringlichkeit neu und ließ die Herzen der männlichen Jugend von 14 bis 40 in verständlicher Schwärmerei erglühen. Im Januar 1968 kam „Zur Sache Schätzchen“ in die Kinos – und wurde nebst Werner Enkes Daumenkinos, Barbaras Strip im Polizeirevier, dem schlaffen Haro, einigen Begriffen und Redewendungen wie „Fummeln“, „überlappendem Wurstbrot“, „Es wird böse enden“ und „jetzt wird er wieder unheimlich schlaff“ legendär.


Ist das schon Fummeln? - Werner Enke, Uschi Glas - © alpha Filmgesellschaft Peter Schamoni


Nee, das ist Fummeln Fummeln! - Werner Enke, Uschi Glas - © alpha Filmgesellschaft Peter Schamoni

„Zur Sache Schätzchen“ ist unbestritten der erfolgreichste Film für May Spils geworden und fand z.B. mit „Engelchen - oder die Jungfrau von Bamberg“ (mit Gila von Weitershausen) ein Pendant in der kurzen Welle der Schwabing-Filme. Spils Nachzieher „Nicht fummeln Liebling“ und zehn Jahre Später „Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt“ kam da nicht mehr heran. Auch Uschi Glas, zuvor schon in Edgar-Wallace-Filmen als Unschuld vom Dienst präsent, später in vielen unterhaltsamen TV-Serien und einen einigen schlechten Pauker-Filmen etc. verschlissen, kann ihr eigentliches Debüt in „Zur Sache Schätzchen“ zugleich als ihren größten Erfolg verbuchen. Er wurde ein Klassiker - ausgezeichnet mit dem Prädikat „Wertvoll“, der Goldenen Leinwand 1968 und dem Deutschen Filmpreis 1968 - und sicher einer der besten Filme deutscher Produktion nicht nur der 60er Jahre. Er ist heute so frisch wie eh und je, originell, witzig und von unbeschwerter Heiterkeit. May Spils, Uschi Glas und Werner Enke haben mit diesem hervorragenden Streifen und seinem melancholischen Charme Filmgeschichte geschrieben. Wer wieder einmal zu einer hämischen Kritik über Uschi Glas als das „Schätzchen der Nation“ ansetzt, sehe sich erst einmal diesen Film an - und schweige still und bescheiden.


Uschi Glas © alpha Filmgesellschaft Peter Schamoni

Veröffentlichung der Illustrationen mit freundlicher Genehmigung von Peter Schamoni