Notizen

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Notizen
 
Die Würde des Unbekannten: „Letzten Monat habe ich zu meinem Briefträger gesagt: „Sagen sie mal Herr Briefträger, sie mit ihrem gelben Fahrrad und ihrer schwarzen Umhängetasche – sie stecken da diese kleinen Briefe in kleine Schlitzchen, kommen sie sich nicht komisch vor, sie sind doch ein Mann?“ Und da hat er mir gesagt: „Indem ich dem Geheimen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen und dem Bekannten die Würde des Unbekannten und dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ Da habe ich zu ihm gesagt: „Also genau so mache ich es auch immer.“, wunderte mich aber nicht mehr, daß die Post in einer tiefen Krise steckte. DHL – Dauert halt länger.“ (Das Zitat stammt von „Novalis“)
 
Blinken: Seitdem ich nicht mehr blinke, fühle ich mich so frei. Frauen schätzen meine Unberechenbarkeit. Manchmal entscheide ich mich erst im letzten Augenblick, ob ich nach rechts oder links fahre. Ich lasse so gerne alle über meine wahren Absichten im Unklaren.
 
Notiz: Im Augenblick räume ich viel auf und mache sauber. Es tut gut, mal normal zu sein.
„Können Tauben hören?“
 
Kurzszene voller Anmut und Lebensfreude: Ein Mann sitzt beim Ohrenarzt. Der Arzt spielt dem Mann ein Orgelwerk von Bach vor. Er fragte: „Hören sie das?“ Der Mann schüttelt den Kopf und sagt: „Nein, das höre ich nicht.“ Da wird der Arzt ganz traurig.
 
Notausgang: Kennen Sie den Weg zum Notausgang? Ja sicher, aber da steht ein Riese vor.
 

© Erwin Grosche

 Redaktion: Frank Becker