Und auf einmal steht es neben dir...

(Und auf einmal merkst du äußerlich, wieviel Kummer zu dir kam)

von Joachim Ringelnatz


Annisse - Foto © Frank Becker

Und auf einmal steht es neben dir


Und auf einmal merkst du äußerlich:
wieviel Kummer zu dir kam,
wieviel Freundschaft leise von dir wich,
alles Lachen von dir nahm.

       


Lernst es endlich, dich zu fügen,
von den Sorgen gezähmt.
Willst dich selber nicht belügen
und erstickst es, was dich grämt.


Fragst verwundert in die Tage.
Doch die Tage hallen leer.
Dann verkümmert deine Klage...
Du fragst niemanden mehr.

 
Sinnlos, arm erscheint das Leben dir,
Längst zu lang ausgedehnt. --
Und auf einmal --: Steht es neben dir,
an dich angelehnt --
was?
Das, was du so lang ersehnt.



Joachim Ringelnatz