Hallo, Frau Schrowange!

#Me-too – Unter falscher Flagge

von Wolfgang Nitschke

© 1998 Marion von Schröder / Ullstein
Hallo, Frau Schrowange!
 
#Me-too – Unter falscher Flagge
 
Heute möcht' ich auch einmal 'Bild', die sog. meist-zitierte deutsche Zeitung, Europas erfolgreichstes Unterhosenschmierblatt, zitieren – Hauptaufmacher auf der Titelseite:

„SCHWERE VORWÜRFE GEGEN TV-CHEFS
Grapsch-Streit um Schrowange


Es geht um Belästigungsfälle in den 80er-Jahren: Moderatorin Birgit Schrowange (59) erhebt in 'Bunte' erneut schwere Vorwürfe gegen ihre früheren TV-Chefs“
Dazu in gebotener Kürze:
In ihrer Autobiographie aus dem Jahre 2002 „So viel Lust zu leben – meine Geschichte“ (siehe auch: „Bestsellerfressen III – Das Elend hat kein Ende, S. 135-140) hatte sie sich über ihre ganz speziellen Maßnahmen zur Forcierung des beruflichen Weiterkommens u.a. folgendermaßen geäußert:
„Selbst meinen Chef Klaus Stiebler mochte ich viel zu sehr, als dass ich ihn in seine schrecklichen Konferenzen hätte gehen lassen können – ohne meine niedlichen Nackedei-Fotos, die ich ihm in die Unterlagen schmuggelte.“
Werte Frau Schrowange,
um es mal – damit Sie mich verstehen - in der heute üblichen Blöd­mannsdiktion auszudrücken:
Ja, wie doof is das denn? Hallo?! Das geht ja gar nicht!
Wie kann man sich denn in Deutschlands 1. Toilettenzeitung über grapschende Fernsehfritzen mokieren, wenn man sich vorher dem Unterhaltungspöbel, der voyeuristischen Zielgruppe, die für alle drei Seiten dieselbe ist, ein komplettes Bio-Buch lang als die Speer­spitze in Sachen militanter Karrieregeilheit, kollegialer Arschgesichtig- und unwahrscheinlichster Hinterfotzig­keit präsentiert hat?
Hallo? Das geht ja gar nicht! Wie doof is das denn?