Islamunterricht bleibt in NRW eine Baustelle

Ein Kommentar

von Ulli Tückmantel

Foto © Anna Schwartz
Islamunterricht bleibt in NRW
eine Baustelle
 
Von Ulli Tückmantel
 
Mit dem abschließenden Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster, daß der Zentralrat der Muslime (ZMD) und der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland (IR) nicht als Religionsgemeinschaften anzusehen sind, endet ein fast 20-jähriger Rechtsstreit. Daß die beiden Lobby-Vereine mit den pompösen Namen, die lediglich eine mikroskopische Minderheit der Muslime vertreten, nach dem Urteil ihren Anspruch aufgeben, mehr Einfluß auf den islamischen Religionsunterricht an NRW-Schulen auszuüben, darf man jedoch bezweifeln.

Beide Vereine vertreten eine konservative bis extremistische Mischung von Organisationen, die teils aus dem Ausland beeinflußt und wohl auch finanziert werden, sich fortwährend integrationsfeindlich verhalten und einem mittelalterlichen Kopftuch- und Scharia-Islam das Wort reden. Wie ein Islamunterricht aussähe, den ZMD und IR alleine bestimmen, kann man sich entsprechend vorstellen: Es wäre eine gegen die offene Gesellschaft gerichtete Indoktrination von Kindern, die sich lediglich als Religion tarnt und an einer deutschen Schule nichts zu suchen hat.
Allerdings sitzen ZMD und IR in NRW auch heute mit am Tisch, wenn über den Islamunterricht in Grund- und Sekundarstufe-1-Schulen entschieden wird. Daß ZMD und IR also in Münster gegen einen Religionsunterricht geklagt haben, den sie selbst mitverantwortet haben, spricht Bände über diese Vereine. Bisher zeigt sich die schwarz-gelbe Landesregierung gegenüber ZMD und IR genau so konfliktscheu wie ihre rot-grünen Vorgänger. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sollte den Störenfrieden jetzt einfach mal die Stühle vor die Tür stellen.

Die heutige „Beiratslösung“ läuft 2019 ohnehin aus, dann muß das Land entscheiden, wie es weitergehen soll. Der staatliche türkische Moscheeverband Ditib läßt seinen Beirats-Sitz freiwillig ruhen, seit nachgewiesen ist, daß seine Imame für Erdogan spitzeln und der Verband letztlich aus Ankara gesteuert wird. Laut NRW-Schulministerium geht es um rund 350.000 Schülerinnen und Schüler und 83 Prozent ihrer Eltern, die sich einen bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht wünschen. Na und? Wenn es so ist, dann sollten diese Eltern sich mal etwas Mühe geben, von Organisationen vertreten zu werden, die seriös verhandlungsfähig sind. Es kann nicht jedes Mal eine Halal-Extrawurst geben.


Der Kommentar erschien am 10. November 2017 in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.