Sonderkonzert „Entartete Musik“ Franziska Rabl, Mezzosopran Montag, 31. März 2008, 20 Uhr, Leverkusen Erholungshaus
Der Wahnsinn der nationalsozialistischen Ideologie machte auch vor der Musik nicht halt. Nachdem 1937 bereits die Schau „Entartete Kunst“ in Nazi-Deutschland präsentiert worden war, legte das Propaganda-Ministerium im Mai 1938 bei den ersten „Reichsmusiktagen in Düsseldorf“, pünktlich zu Wagners 150. Geburtstag, das musikalische Pendant „Entartete Musik“ nach. Die Musik jüdischer Komponisten wurde geächtet: Mendelssohn, Meyerbeer, Schönberg, Berg, Webern, Gershwin und viele andere durften nicht mehr aufgeführt werden; lebende „nicht-arische“ Komponisten wurden deportiert und in Konzentrationslager gesteckt - wie Gideon Klein, Hans Krása, Victor Ullmann, Erwin Schulhoff. Eine besondere traurige Bedeutung hatte das Durchgangslager Theresienstadt (Böhmen): hier wurde die Creme der deutsch-tschechisch-jüdischen Intelligenz inhaftiert, unter ihnen viele Musiker. Die meisten kamen dort oder später in den Gaskammern von Auschwitz um.
Gideon Klein 1919-1945 Hans Krása 1899-1944 Victor Ullmann 1898-1944 Gerd Albrecht, 1935 in Essen geboren, kann auf eine steile Karriere zurückblicken. 1963 wurde er mit 27 Jahren Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor in Lübeck, es folgte die Position des Chefdirigenten an der Deutschen Oper Berlin und ein Chefdirigat am Tonhallen-Orchester Zürich. Gastverträge führten ihn regelmäßig u.a. an die Wiener Staatsoper und zu den Salzburger Festspielen. 1988 wurde er gemeinsam mit Peter Ruzicka an die Staatsoper Hamburg berufen. Als General-Musikdirektor war er außerdem für das Philharmonische Staatsorchester verantwortlich. Zusätzlich zu diesen Verpflichtungen übernahm er 1991 für zwei Jahre – als erster Ausländer überhaupt – die Leitung der Tschechischen Philharmonie Prag. Von 1998 bis 2007 leitete er als Chefdirigent das Yomiuri Nippon Symphony Orchestra Tokyo und von 2000 bis 2004 das Dänische Radio-Symphonieorchester Kopenhagen.
Gerd Albrecht setzt sich vehement für zu Unrecht vergessene Komponisten und für die Vermittlung Neuer Musik ein. Die in München geborene Franziska Rabl erhielt neben ihrer Ausbildung zur Übersetzerin und Dolmetscherin ihren ersten Gesangsunterricht bei Pamela Coburn. Es folgte ein Gesangsstudium bei Marilyn Schmiege am Richard-Strauss-Konservatorium München. In dieser Zeit sammelte sie erste Bühnenerfahrung in Münchens kleinstem Opernhaus, der Pasinger Fabrik. Seit Beendigung des Studiums wird sie stimmlich von Dietrich Schneider betreut. Franziska Rabl ist Preisträgerin der Internationalen Sommerakademie Mozarteum 2004 und des Jan- Kiepura- Wettbewerbs 2005 (Renate-Holm-Operettenpreis). Nach ihrem Studium ging sie für ein Jahr an das Internationale Opernstudio des Züricher Opernhauses. Es folgte ein Engagement an das Theater Dortmund, wo sie seit der Spielzeit 2005/2006 Ensemblemitglied ist. Dort war sie 2006 als Nicklausse in Les Contes d’Hoffmann und in den Titelpartien von Carmen und La Belle Hèlene zu erleben. Ihr Opernrepertoire reicht vom Barock bis zur Moderne, so singt sie unter anderem Dido (Dido und Aeneas), Ernesto (Il Mondo della Luna), Dorabella (Così fan tutte), Bastien (Bastien und Bastienne), Orlofsky (Die Fledermaus), Cherubino (Le Nozze di Figaro), Octavian (Der Rosenkavalier) und der Komponist (Ariadne auf Naxos). Im April wird sie als Orest (Die schöne Helena) an der Oper Leipzig gastieren. Neben ihrem Opernengagement übt Franziska Rabl eine rege Konzerttätigkeit im Lied- und Oratorienbereich aus. Das Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen (LJO), gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, besteht seit 1969 und bietet hochbegabten Instrumentalisten aus NRW im Alter von 14 bis 22 Jahren die Möglichkeit zum Zusammenspiel in großer sinfonischer Besetzung. Diese sind zumeist Preisträger des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“ oder haben sich in Schul- und Jugendorchestern bzw. Kammermusikgruppen bewährt. Für ihre Mitwirkung im LJO werden sie durch jährlich stattfindende Vorspiele ausgewählt. Das LJO kommt jährlich zwei- bis dreimal zu etwa 10-14tägigen Arbeitsphasen zusammen, die mit Konzerten, Reisen, Rundfunk- oder CD-Aufnahmen abgeschlossen werden. Die meisten Orchestermitglieder sind Schüler; einige besuchen bereits Universitäten oder Musikhochschulen. Die Mitwirkung im Orchester ist in der Regel auf zwei Jahre begrenzt. Das Repertoire des Orchesters reicht von Werken des ausgehenden 16. Jahrhunderts bis zu Kompositionen der Gegenwart und umfaßt neben der sinfonischen Musik auch Werke der Gattung Oper und Oratorium. Konzertreisen führten das Orchester durch ganz Europa. Im Sommer 1999 begeisterte das LJO beim Festival „Musique en Guyenne“ in Monflanquin/Frankreich und im Herbst 2000 ging es auf eine 14-tägige Tournee nach China. Nach einer erfolgreichen Konzertreise nach Russland und in die Baltischen Länder im Sommer 2004 unternahm das Orchester im August 2005 eine Reise nach Polen. Im Herbst 2006 wurde eine zweite sehr erfolgreiche China-Reise durchgeführt. In 2007 standen eine Konzertfahrt nach Paris und eine Kroatien/BIH-Reise auf dem Programm. CD/DVD-Empfehlungen Terezín / Theresienstadt Hans Krása: Brundibar (Kinderoper, Theresienstädter Version 1943) Gideon Klein: Kammermusik Fremde Passagiere – Auf den Spuren von Viktor Ullman Das Label DECCA widmet seine Reihe „Entartete Musik“ jener Musik, die von den Nazis einst verboten wurde; künstlerischen Strömungen, die unterdrückt wurden, bevor sie ausgereift waren; und solcher Musik, die aufgrund nationalsozialistischer Verfolgung im Exil entstand. Die hörenswerte Reihe ermöglicht viele Entdeckungen und ist inzwischen auf über 30 CDs angewachsen Weitere Informationen über die Konzerte unter: www.kultur.bayer.de/de/Spielplandetails |