All´s well that ends well

Zur Spielzeiteröffnung in Wuppertal inszeniert Marcus Lobbes Shakespeares „Der Sturm“

von Frank Becker

v.l.: Thomas Braus, Stefan Walz - Foto © Uwe Schinkel

Zur Spielzeiteröffnung in Wuppertal:
 
„All´s well that ends well“
William Shakespeares „Der Sturm“
 
Regie: Marcus Lobbes - Bühne & Kostüme: Pia Maria Mackert - Dramaturgie: Barbara Noth - Regieassistenz: Barbara BüchmannInspizienz: Charlotte Bischoff - Fotos: Uwe Schinkel
Besetzung:
Stefan Walz: Prospero, der rechtmäßige Herzog von Mailand – Thomas Braus: Ariel, ein Luftgeist /  Caliban, ein wilder, mißgestalteter Sklave - Alexander Peiler: Alonso, König von Neapel / Ferdinand, Sohn des Königs von Neapel - Konstantin Rickert: Sebastian, Alonsos Bruder / Trinculo, ein Witzbold - Jonas Gruber: Gonzalo, ein ehrlicher, alter Rat des Königs / Miranda, Tochter Prosperos – Aaron Röll: Antonio, Prosperos Bruder, der unrechtmäßige Herzog von Mailand / Stephano, ein versoffener Diener
 
Das Wuppertaler Schauspiel ist zur Spielzeiteröffnung unter der neuen Intendanz  von Thomas Braus demonstrativ und angemessen ins „Große Haus“, will sagen, in das frühere Stadttheater Barmen, das jetzige Wuppertaler Opernhaus „umgezogen“. Es soll nicht die letzte Premiere auf dieser alle Möglichkeiten bietenden Bühne gewesen sein. Weitere Inszenierungen dort stehen schon im Spielplan, wenn auch das kleine „Theater am Engelsgarten“ die Heimat des Schauspiels bleibt.
Mit der von Marcus Lobbes inszenierten Shakespeare-Komödie „Der Sturm“ begann recht vielversprechend eine vielleicht sogar neue Ära in der wechselvollen Geschichte des einst aus seinem Stammhaus an der Bundesallee vertriebenen Wuppertaler Schauspiels, das einmal zu den zehn wichtigsten Theatern der Bundesrepublik gehörte, als man es noch wertschätzte. Nun also „Der Sturm“, der ja auch von Vertreibung, politischen Intrigen und Renaissance erzählt.


v.l.: Aaron Röll, Thomas Braus - Foto © Uwe Schinkel

Es war handfest, es war burlesk, es war im besten Sinne unterhaltend, vielleicht wie zu Zeiten des Dichters, also um 1610, die Aufführung eines solchen Stücks gewesen sein mag. Man findet in den Tagebüchern von Samuel Pepys wunderbare Beschreibungen der Atmosphäre.
Die nach hinten geöffneten Bühne bot auf zunächst leerer Fläche Prospero (Stefan Walz) und Ariel (Thomas Braus) die Möglichkeit, das Stück vorzubereiten. Während Walz/Prospero in einfachen Formeln den Plot erklärt, schleppt Braus/Ariel servil Ausstattungsstücke auf die Bühne und schiebt Kulissen (er wird das während des ganzen Stückes tun), schließlich will er Prospero gefallen, um seine Freiheit wiederzuerlangen. Sie sehen schon, auch hier wäre angezeigt, Ihnen die komplett hirnrissige Geschichte zu erläutern, also wieso Prospero dort ist, weshalb er Zauberkräfte hat und warum ihm Ariel untertan ist. Wie viele von Shakespeares Komödien ist auch „Der Sturm“ vor allem darauf angelegt, mit allerlei Verwechslung und Mummenschanz das Publikum derb zu unterhalten. Fragen wir nicht nach dem tieferen Sinn.
Eine Truppe von Komödianten war dafür aufgeboten, die fast durchweg doppelt besetzt vom Besten war, das Beste gab und die Zeit wie im Fluge verstreichen ließ. Stefan Walz als der zaubermächtige einst von seinem Thron vertriebene Prospero, Herzog von Mailand, beherrschte souverän die Szene. Ihm zur Seite als willfähriger Luftgeist Ariel Thomas Braus, ein Schleimer um der eigenen Sache willen, der sich durch Wegnehmen seines Glorienscheins im Handumdrehen in den bösartigen Caliban verwandelt, ein Paraderollen-Doppel für den glänzenden Schauspieler, der gleichzeitig Intendant ist.
 

v.l.: Jonas Gruber, Alexander Peiler - Foto © Uwe Schinkel

Wie es sich dem Original folgend gehört, wird auch Prosperos Tochter Miranda von einem Mann gespielt (Jonas Gruber) – originell dabei, daß er keineswegs die Stimme verstellte und die Maske eines grob auf einen Sack aufgemalten Gesichts trug. Zur Imagination reicht das allemal. Der etwas tumb-stolze Ferdinand, Prinz von Neapel (Alexander Peiler) machte ihr herrlich den Hof.
Nach dem Schiffsuntergang auf die Insel Prosperos gespült, sind die Reisenden Alonso, König von Neapel (ebenfalls Alexander Peiler), sein Bruder Sebastian (Konstantin Rickert), Antonio, unrechtmäßiger Herzog von Mailand und Prosperos Bruder (Aaron Röll) sowie oben erwähnter Ferdinand den Ränken und der Rache Prosperos ausgeliefert, der allerdings am Ende Gnade vor Recht ergehen läßt. Peilers dekadente Arroganz ererbten Adels mißt sich dabei mit dem köstlich dämlichen Intrigantentum der erfolglosen Königsmörder Röll und Rickert, die komisch Klasse zeigen.
Präsentiert wurde ein gut gelauntes, herrlich ironisches Kabinettstück in der Textfassung von Jens Roselt und der Regie von Marcus Lobbes. „All´s well that ends well“ titelte Shakespeare eine seiner früheren Komödien. Dabei ist er geblieben. Die Inszenierung erwies sich als großer Publikumserfolg und macht Mut für eine glanzvolle Ära Braus.
 
Weitere Informationen und Termine: www.wuppertaler-buehnen.de