Schoten, Lappes, Moppenschrein

Joppa Hölzken und Jott Wolf bringen Wilhelm Busch und das Ruhrgebiet zusammen

von Frank Becker

 

         

 

Joppa Hölzken
Es ist ein Brauch von alters her:
Dat Ruhrgebiet, dat hat es schwer.
  Jott Wolf
Max und Moritz im Kohlenpott
Die Rotzigen vonne Ruhr


Schoten, Lappes, Moppenschrein
 
Wilhelm Busch auf ruhrdeutsch à jour gebracht
 
Hier werden zweimal zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die zum unveräußerlichen deutschen Volksgut gehörenden moralischen und gesellschaftskritischen Bildergeschichten Wilhelm Buschs bekommen eine neue, originelle Plattform, werden mit aktuellem Bezug in den Fokus gerückt. Und die Sprache des Ruhrgebiets, die ja kein direkter Dialekt und nicht genau eine Mundart ist, charakterisiert aber mit ihrem typischen Zungenschlag eine besonders wichtige Region Deutschlands. Sie wird mit Hilfe dieser volkstümlichern Geschichten handfest transportiert und erhalten.
Max und Moritz, die beiden berühmt-berüchtigten schlimmen Buben in Wilhelm Buschs gleichnamiger Bildergeschichte, werden in der Textfassung von Jott Wolf (den ich ja im Verdacht habe, auch Joppa Hölzken zu sein) die „Buben“ schlicht „Die Rotzigen“. Da weiß man doch, woran man ist. Dezent koloriert und in – zugegeben – recht freier Übertragung präsentiert der Autor die üblen Streiche der Lümmel samt ihrem fatalen Ende einfach urkomisch… „Rickaracke, ausse Lümmels, / Rickeracke werden Krümmels.“ Wieso der Autor sich den Schluß des Originals verkniffen hat (Sie wissen schon: „Als man das im Dorf erfuhr…“), bleibt unerklärt. Stattdessen ist als Appendix eine ruhrdeutsche Fassung der „Abenteuer eines Junggesellen“ angefügt.
Eben diese ebenso höchst freie Übertragung findet sich wortgetreu auch in Joppa Hölzkens „Es ist ein Brauch von alters her: Dat Ruhrgebiet, dat hat et schwer“ wieder, dazu tagespolitisch aktuelle Versgeschichten von Joppa Hölzken zu Bildern u.a. aus Wilhelm Buschs „Balduin Bählamm“, „Eginhard und Emma“ und den „Ehelichen Ergötzlichkeiten“ aus „Herr und Frau Knopp“. Da geht es u.a. um den ewigen Streit nach der dummen Zuordnung der legendären Stadt Wanne-Eickel zu Herne (Sie wissen schon: Friedel Hensch und die Zypris), um den Schmu der BdB, den Unfug des Einbruchsradars“ und vieles andere mehr. „Gedankenspiel: Der große Wilhelm Busch ist 120 Jahre später auf die Welt gekommen, kann als Jahrgang 1952 vielleicht bald in Rente gehen. Und – setzen wir noch einen drauf: Er zeichnet das Ruhrgebiet. Joppa Hölzken hat diesen reizvollen Gedanken mit allen Konsequenzen durchgespielt.“ (Verlagstext)
Dafür, daß auch jeder im weiten Land das ins Ruhrdeutsche übersetzte bzw. geschriebene versteht, sorgen ausführliche Übersetzungshilfen in den Fußnoten und Kommentaren auf jeder Seite. Eine höchst kurzweilige Abrechnung mit Schwaatlappen, Angebern, Gaunern, Lügnern, Beutelschneidern – also mit Politikern aller Couleur.
Apropos Verständnis - da hätte ich ergänzende Lese-Empfehlungen:
1. Werner Boschmann, Lexikon der Ruhrgebietssprache, Verlag Henselowsky Boschmann
2. Heinz H. Menge, Der Ruhrdialekt, Verlag Henselowsky Boschmann
3. Claus Sprick, Hömma!, Klartext Verlag
 
Joppa Hölzken – „Es ist ein Brauch von alters her: Dat Ruhrgebiet, dat hat et schwer.“
Den ganzen Schlamassel beobachtet mit Wilhelm Busch
Der Inhalt dieses Buches
Philosophische Prognose - Die Bruderschaft der Busenfreunde - Klauböcke in Bredeney - König Kaal - Tagewerk eines sozialen Demokraten - Discopumper in der Massephase - Abenteuer eines Junggesellen im Ruhrgebiet - Bekloppte Nachbarn – Ruhrpottkind - Hymne eines Nestflüchters - Stunk inne Bude bei die Lüsterhanns – Nachwort
 
© 2017 Verlag Henselowsky Boschmann, 80 Seiten, gebunden, Fadenheftung -  ISBN 978-3-942094-77-1
9,90 €

Jott Wolf – „Max und Moritz im Kohlenpott“
Die Rotzigen vonne Ruhr
© 2016 Verlag Henselowsky Boschmann, 12. Auflage, 64 Seiten, gebunden, Fadenheftung, vierfarbig  -  ISBN 978-3-922750-16-1
9,90 €

Weitere Informationen zu beiden Büchern und mehr:  www.vonneruhr.de