Komm, heilige Melancholie!

Céline Moinet - „Schumann Romances“

von Frank Becker

Komm, heilige Melancholie!
 
Céline Moinet spielt Schumann-Romanzen
Nektar für Ohr und Seele
 
Es sind zum einen erlesene Bearbeitungen für Klavier, Oboe und Cello von Stücken Robert Schumanns (1810-1856), die in diesen Tagen der Öffentlichkeit mit dem Album „Schumann Romances“ von Céline Moinet vorgestellt werden. Federleicht, wie schwebend fast, interpretiert die Oboistin Céline Moinet zum anderen die zarten Stücke aus Schumanns Romanzen-, Kinderszenen- und Lieder-Büchern, eine Auswahl an Stücken, die von Schumann selbst für die Oboe geschrieben oder aber eigens für dieses Instrument bearbeitet wurden. Das älteste stammt aus dem Jahr 1838, die jüngsten aus dem Jahr 1850, drei Jahre bevor seine Leidenszeit in der Endenicher Nervenheilanstalt begann - dazu drei Romanzen von Schumanns Frau Clara aus dem Jahr 1853. Mit dem äußerst sensiblen Florian Uhlig, einem geschätzten Schumann-Interpreten mit großer Expertise als Klavierbegleiter bildet Céline Moinet ein traumwandlerisches kammermusikalisches Traumpaar von höchstem gegenseitigem Verständnis. Für die sechs „Studien für Pedalflügel in Kanonform“ tritt der Cellist Norbert Anger hinzu, ein lyrischer Musiker von großem Feingefühl für diese in Noten gefaßten Stimmungen und Liebesbekenntnisse.
 
Zeit seines Schaffens war Robert Schumann ein kränklicher Mensch, der sich bereits 1938 in einem Brief an Clara selbst als „zum Erschießen melancholisch“ einstufte. Diese Melancholie, dieser Selbstverdruß: „…schrecklich krank und angegriffen, daß ich dachte, meine Auflösung wäre nahe“, die ihn schließlich den Verstand kosten würde, klingt bei vielen seiner kammermusikalischen Kompositionen nur allzu deutlich durch. Zugleich aber sind es feinsinnige, zärtliche Stücke, wie geschrieben, um der heiligen Melancholie eine durch die Schönheit ihrer Klänge Einhalt zu bieten, sich ihr mit Sanftheit entschieden entgegenzustemmen.
Mit dem Spiel von Moinet/Uhlig legt sich tiefe Ruhe, zugleich eine eigentümliche Faszination über den durch ihr inniges Zusammenwirken gebannten Zuhörer. Für eine knappe Stunde taucht man in Robert Schumanns tiefes Gemüt ein, fühlt man sich aufgehoben in einer besseren Welt. Ein Labsal für Ohr und Seele. Für diese genialen Aufnahmen gehört den Interpreten unsere Auszeichnung, der Musenkuß. Unsere Schallplatte der Woche.
 
Céline Moinet - „Schumann Romances“
© 2017 Berlin Classics - 1 CD • 0300991BC
Céline Moinet (Oboe) - Florian Uhlig (Klavier) - Norbert Anger (Cello) 

Inhalt:
Robert Schumann: Romanzen op. 94 Nr. 1-3 (für Oboe und Klavier) 1849
1 Nr. 1 Nicht schnell
2 Nr. 2 Einfach, innig - Etwas lebhafter - Im Tempo
3 Nr. 3 Nicht schnell
Kinderszenen op. 15 (13 Stücke für Klavier) (Auszug) 1838
4 Nr. 7 Träumerei
5 Nr. 8 Am Kamin
Studien für Pedalflügel in Kanonform op. 56 Nr. 1-6 1845
6 Nr. 1 Nicht zu schnell
7 Nr. 2 Mit innigem Ausdruck
8 Nr. 3 Andantino - Etwas schneller - Tempo I
9 Nr. 4 Innig - Etwas bewegter
10 Nr. 5 Nicht zu schnell
11 Nr. 6 Adagio
Clara Schumann: Romanzen op. 22 Nr. 1-3 (für Violine und Klavier) 1853
12 Nr. 1 Andante molto
13 Nr. 2 Allegro, mit zartem Vortrage
14 Nr. 3 Leidenschaftlich schnell
Robert Schumann: Lieder op. 90 Nr. 1-7 (6 Gedichte von Nikolaus Lenau und Requiem) (Auszug) 1849/50
15 Nr. 2 Meine Rose
Lieder op. 101 Nr. 1-8 (Minnespiel aus Rückerts Liebesfrühling) (Auszug)  1849
16 Nr. 4 Mein schöner Stern
Stücke für Klavier zu 4 Händen op. 85 Nr. 1-12 (Auszug) 1849
17 Nr. 12 Abendlied
Stücke im Volkston op. 102 Nr. 1-5 (für Violoncello und Klavier) 1849
18 Nr. 2 Langsam
19 Nr. 3 Nicht schnell, mit viel Ton zu spielen
20 Nr. 4 Nicht zu rasch
Gesamtzeit:  58:33
 
 
Weitere Informationen: www.bkw-net.de  -  www.berlin-classics-music.com