Meister des Klamauks

Johann König macht die „Milchbrötchenrechnung“ auf

von Elisabeth Erbe

Foto: www.merzvs.de

Meister des Klamauks
Johann König macht die „Milchbrötchenrechnung“ auf
 
Er ist der Star unter den Pantoffelhelden, der König unter den Comedians, der Erfinder der Langsamkeit: Johann König. Nach einer mehrwöchigen Tourpause ist er wieder da und palawert aus dem Nähkästchen. Was er in seiner Tourpause gemacht hat? Er beobachtete seine Frau beim Hausputz. Stundenlang. Auf Schritt und Tritt immer dicht hinter ihr, kam ihm endlich eine Idee: „Ich habe dann gedacht, das müßte doch schneller gehen“.
Johann König, Comedian im Schneckentempo, strapaziert gehörig das Zwerchfell. Immer wieder schaut er schweigend auf die Uhr und vertreibt sich und dem Publikum die Zeit mit Klamauk. „Willkommen bei meiner Arbeit“, begrüßte er die Gäste im Solinger Theaterhaus und präsentierte sein neues Programm „Milchbrötchenrechnung“. Der selbsternannte „Inbegriff der Ekstase“ darf durchaus mit großzügigem Sarkasmus verstanden werden. Die Zeit ohne die Bretter, die die Welt bedeuten, hatte seiner Kreativität einen ungewohnten Schwung verpaßt. Die Pointen kamen schneller als gewohnt, aber immer noch mit bewußter Verzögerung.
Herr König hatte seine Fitness verbessert, so so. Er versprach, am Ende den Beweis dafür zu zeigen. Doch vorher plauderte er mit erhöhtem Blutdruck über seine ach so schöne Zeit mit den Kindern. „Es ist so schön, ja, so schön mit den Kindern, sehr schön“, schwärmte er minutenlang, „man muß es sich nur lange genug einreden“. Besonders schöne Momente erlebte er, wenn die Kinder in die Schule gingen und sie dann in der Ferne immer kleiner wurden…
Und wenn die Kinder aus dem Haus waren, probierte er „erotische Übergriffe bei seiner Frau“, die ihm kläglich mißlangen. Der plötzliche Themawechsel war geplant, oder doch nur eine seiner spontanen Ideen? Bei König darf man sich nicht in Sicherheit wiegen, oft genug kommen ihm skurrile Gedanken scheinbar plötzlich in den Sinn, die er dann dem Publikum mitteilt. Seine finanziellen Investitionen in ein Containerschiff allerdings wirkten stellenweise ermüdend. Und wenn dann doch das Publikum lachte, schrie er energisch: „Hört zu, Leute!“ Auch sein Finanzpaket in einem fairen Finanzfond zeigt Schwachstellen. Zu viel Text, zu wenig Johann König.
Der Meister der Stotter-Comedy stottert nicht mehr. Vor ein paar Jahren stand da noch ein grotesk wirkender König (oder Könich) auf der Bühne, heute bringt er sein Publikum mit Seitenhieben und durchgeknallten Hirngespinsten zum Lachen. Die minutenlange Stille, mit der König sonst sein Publikum quälte, ist verschwunden. 
Das Tagebuch führt er allerdings immer noch: „Aus dem Leben eines 5köpfigen Familienvaters“ – König schaute das Publikum an und wartete, bis der Gag angekommen war. Nach einer gefühlten Ewigkeit lachte die Menge und schenkte Applaus. Da waren sie wieder, die Pointen „auf den zweiten Blick“. 
Sein Ausflug in den Zoo mit seinen Kindern spickt er mit zahlreichen ironischen Wendungen. Nach der Pause riskierte er gar einen anstößigen Witz, tief unter der Gürtellinie. Das Publikum lachte laut auf. Königs empörte Reaktion: „Leute, das ist nicht euer Ernst. Das ist nicht mein Niveau. Aber ihr müßt ja selber wissen, worüber ihr lacht, das ist euer Leben.“ Zum Abschluß zeigte König sein gesangliches Talent. Mit dem Rap „Boin und Bum, der Rollator fällt um“, bewies er klar und deutlich, daß selbst noch so „bescheuerte“ Lieder das Volk erheitern können. Und wie versprochen, stemmte er am Ende „etwas sehr Großes“ und warf sein Sofa durch die Gegend. Applaus für den Meister des Klamauks.
 
Tour-Infos unter www.merz-vs.de