Sommerbild

von rue

Foto © Frank Becker

Sommerbild
 
Man muß kein Savonarola sein, um „Il Principe“ von Macchiavelli Recht zu geben, daß die Menschen wieder den Führer brauchen; ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem unser Planet zugleich einem anthropogeologisch bestimmten, epochalen Höhepunkt zustrebt. Erdgeschichtlich gesehen, noch vor kurzem, am Ende der letzten Eiszeit vor knapp 10 000 Jahren, ist in einer folgenden Pluvialphase der Meeresspiegel global um 90 Meter und das Areal der Wüstenflächen gestiegen. Und allein dieser jetzt zu Ende gehende Sommer läßt dazu ein überdeutliches Fanal zurück: Wo die Wälder nicht brannten, sind die Menschen ersoffen. Wer hätte nach 45 je gedacht, daß sich je wieder eine ähnliche geopolitische Weltlage anbahnt: Die aufgekeimten demokratischen Kräfte werden wieder um so schwächer, je mehr neue Diktatoren wie Pilze aus unserm blutgeschundenen Boden wachsen! Und es bedarf auch keines Rattenfängers von Hameln mehr, um es aus den zyklischen Phasen der Geschichte vielfach abzulesen, daß in solch wackligen Phasen die Menschen wie ihre Artgenossen, die Lemminge, eher denen nachlaufen, die ihr Verderben wollen, als sich selbst an den eigenen Haaren aus dem aktuellen Schlamassel zu ziehen.
 
rue 
 
Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,

Sie war, als ob sie bluten könne, rot;

Da sprach ich schaudernd im Vorübergehn:

So weit im Leben, ist zu nah dem Tod!
 
Friedrich Hebbel