Bergische Symphoniker brillierten mit „Schicksalsmusik“

Das 1. Philhamonische Konzert der neuen Saison in Remscheid

von Daniel Diekhans

Witholt Wiard - Foto © Jakob Voges

Bergische Symphoniker brillierten zum Saisonstart
mit „Schicksalsmusik“
 
Programm des 1. Philharmonischen Konzerts:
Alexander von Zemlinsky (1871-1942) - Vorspiel zum 3. Akt aus der Oper „Der König Kandaules“
Frank Martin (1890-1974) - Sechs Monologe aus „Jedermann“
Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840-1893) - Symphonie Nr. 4 f-Moll
 
Mit Wiard Witholt, Bariton - Bergische Symphoniker, Ltg. GMD Peter Kuhn
 
Schicksal“ war gleich dreimal Thema beim Konzert der Bergischen Symphoniker, die damit im Remscheider Teo Otto Theater die Saison 2017/18 eröffneten. Alexander von Zemlinsky macht im Vorspiel zum Schlußakt der Oper „König Kandaules“ das fatale Schicksal der Hauptfigur bereits hörbar. Um Sterben und Tod kreisen auch Frank Martins „Jedermann“-Monologe. In Tschaikowskis 4. Symphonie, schrieb der Komponist selbst, sei der Hauptgedanke nichts anderes als das „Schicksal“.
Generalmusikdirektor Peter Kuhn und seine Bergischen Symphoniker machten Tschaikowskis Vierte zum Glanzlicht ihres Saisonstarts. Als deren Schlußtöne verklangen, hatten die Zuhörer eine gewaltige, ja rauschhafte Interpretation erleben können. Dirigent und Orchester hielten inne und auch das Publikum schien für einen langen Moment die Luft anzuhalten. Dann aber breitete sich im Saal ein Raunen aus, das sich zum rauschenden Jubel steigerte.
Bei Tschaikowskis „Schicksalssymphonie“ zeigten die Symphoniker unbeschwert ihr ganzes Können. Ein glänzender Einstand gelang beim Kopfsatz, der das packende Schicksalsmotiv einführt. Das stimmten zackige Hörner an und gaben es an alle Bläser weiter. Die Streicher antworteten mit samtig-warmen Klängen. Munter ging es weiter im Dreivierteltakt, Beethoven’scher Schwung verband sich mit kecken Melodien à la Rossini. Doch schließlich kehrte das „Schicksal“ mit durchdringenden Fanfaren zurück. Im „Canzona“-Satz machte die Dramatik lyrischer Melancholie Platz. Diesen noblen Ton traf Christian Leschowskis Oboe sehr gut, während sich im Tutti die Stimmung nach und nach aufheiterte. Die Streicher waren im „Scherzo“ gefordert. Violinen bis Kontrabässe spielten virtuose Pizzicati und erinnerten vom Klang durchaus an ein Balalaika-Orchester. Die Bläser setzten einen Marsch dagegen, der elegant ins Finale überging. Beckenschläge fuhren energisch dazwischen und da war es wieder, das unerbittliche Schicksalsmotiv. Die Feierstimmung im Publikum konnte das jedoch nicht trüben.
 
Wie Tschaikowski war auch der Österreicher Alexander von Zemlinsky ein Meister der Instrumentationskunst. Das Orchester machte das Vorspiel aus Zemlinskys „Kandaules“-Oper zum Eröffnungsstück. Farbig intensiv begann es, doch schnell verdüsterte sich die Musik und im Tutti brach sich die Gewalt der Opernhandlung in Klangeruptionen Bahn, die die Grenzen der Tonalität ausreizten.
Diese Düsternis war ein Vorgeschmack auf Frank Martins Schicksalsmusik. Der Schweizer vertonte in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sechs Monologe aus Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“-Drama von 1911. Beim 1. Philharmonischen Konzert verkörperte der niederländische Bariton Wiard Witholt den reichen „Jedermann“, der dem eigenen Tod ins Auge sehen muß. Die Gefühlsnot des Sterbenden evozierte Witholt, indem er seine volle, runde Stimme mal zittern, mal flüstern ließ. Überzeugend setzte er Mimik und Gesten ein. Seine schreckensstarre Haltung löste sich allmählich – und das ergreifende Gebet des letzten Monologs sang Witholt mit innig gefalteten Händen. Effektvoll war auch die Begleitmusik. Drohend läuteten Glocken. Pauken und Gongs verstärkten die tief angesetzten Stimmführungen im Orchester. Als ginge es zu einer letzten Prozession, spielten scharfe Trompeten und Trommeln auf.
 
Nächstes Konzert der Bergischen Symphoniker:
Beim 2. Philharmonischen Konzert am 11.10. stellt sich Fabrizio Ventura dem Remscheider Publikum vor. Er ist einer von drei Kandidaten für die Nachfolge von GMD Peter Kuhn. Auf dem Programm stehen Smetanas „Moldau“ und die „Schottische Symphonie“ von Mendelssohn. Solist ist Michail Lifits, der Liszts 2. Klavierkonzert spielt. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr, der Einführungsvortrag bereits um 18.45 Uhr.
 
Weitere Informationen unter:  www.bergischesymphoniker.de  und www.teo-otto-theater.de