„Leben im Bett“

Eine Wanderausstellung, die zu Betrachtungen anregt

von Andreas Rehnolt und Frank Becker

Ausstellung „Leben im Bett“
im Museum Lennestadt
(...und später anderswo)
 
Die Wanderausstellung informiert über
„Lesen, Essen, Wanzen jagen“
 
Leben im Bett“ ist der Titel einer Ausstellung, die bis zum 22. Oktober im Museum Lennestadt - Kulturbahnhof Grevenbrück zu sehen ist. Die Wanderausstellung informiert über „Lesen, Essen, Wanzen jagen“ und beschäftigt sich mit dem heimischen Bett und der Zeit vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. So lernt der Besucher unter anderem, daß der Mensch rund ein Drittel seins Lebens im Bett verbringt.
Anhand ausgewählter Beispiele erfahren Besucher so ziemlich alles (alles?, Anm.d.Red.) über die Aktivitäten des Menschen im Bett. Museen und Privatpersonen aus Westfalen-Lippe haben Exponate für diese Schau zur Verfügung gestellt. So vielfältig wie das Thema sind dabei auch die Ausstellungsstücke. Mal humorvoll, mal ernst ermöglichen sie eine Annäherung an die Praktiken rund ums Bett. Ein Kapitel der Ausstellung widmet sich etwa dem Essen und Trinken.
 
Dafür steht eine sogenannte Trembleuse aus dem 18. Jahrhundert. Das ist eine spezielle Tasse für Trinkschokolade, die gerne am Morgen getrunken wurde. Ein Betttablett und ein praktischer Handstaubsauger sind als Hilfsmittel für ein modernes Frühstück im Bett in der Ausstellung zu sehen. Das Bett ist nicht nur ein Ort von Ruhe und Erholung, sondern auch ein Ort von Krankheit und Leiden. Ein längerer Aufenthalt im Bett geschieht meist nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil eine Krankheit einen Menschen ans Bett fesselt.
So etwa der Schriftsteller Heinrich Heine (1797-1856), der die letzten acht Jahre seines Lebens gelähmt und unter Schmerzen leidend in seiner „Matratzengruft“ in Paris verbrachte. Trotzdem arbeitete er weiter und schrieb weiter beeindruckende Gedichte. Die Schau informiert auch über diverse früher übliche Hochzeitsbräuche und Streiche, die das Bett einbezogen. Weitere Themen sind der Medienkonsum und das Arbeiten im Bett, Tiere im Bett sowie Glaube und Politik rund ums Bett. Nach dem Ende der Ausstellung in Lennestadt wird sie zunächst in Bielefeld, ab dem 7. Januar dann in Rhede zu sehen sein.  



Bald zu Bett geht Onkel Fritze / In der spitzen Zippelmütze;
Seine Augen macht er zu, / Hüllt sich ein und schläft in Ruh.


 
Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt dienstags von 9 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 9 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr sowie jeden 1. Sonntag/Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Kontakt: Museum der Stadt Lennestadt - Kölner Str. 57 - 57368 Lennestadt-Grevenbrück - Tel: 02721 - 1404
  
 
Hotelbetten-Blues
 
Von Frank Becker
 
Wenn der Hausdiener (so es einen gibt) ihr Gepäck hinaufgetragen hat, ihnen das Zimmer aufschließt, das für die nächsten Tage oder Wochen ihr Zuhause sein soll und sie hinein bittet, worauf fällt ihr Blick zuerst? Richtig! Während noch der massive Hotelzimmerschlüssel-Anhänger im Schloß baumelt, begutachten sie schon von der Tür aus das Bett, beziehungsweise das, was ihnen als Insel der Ruhe für die Dauer ihres Aufenthalts angeboten wird. Hier entscheidet sich viel, wenn nicht alles.
 
Dann der Schritt auf das Möbel zu und der prüfende Druck mit den gespreizten Fingerspitzen: ist es vielleicht zu hart, unter Umständen nichts als ein Brett mit Laken drauf? Oh weh! Oder gar so weich, daß man nächtens in der Mitte wie ein Ertrinkender in den Pfühlen versinkt? Hat möglicherweise über Generationen ein sehr dicker Mann darin geschlafen und die Matratze fixiert sie unentrinnbar konkav im ausgelegenen Zentrum - oder besagter Dicker hat eigentlich immer nur auf dem Rand gesessen, was zur Folge hat, daß sich des nachts stets ihr Plumeau nach außen verabschiedet und sie sich irgendwann unbedeckt auf der äußersten Kante der vertrackten Lagerstatt wiederfinden. In jedem einzelnen der Fälle werden sie am nächsten Morgen wie gerädert sein.
Wichtig auch, den Faktor „Elastizität“ zu prüfen. Es gibt, vornehmlich in kleinen englischen Hotels und amerikanischen Motels diese schrecklichen „Dauerschwinger“, wie ich sie nenne.


Hotelbett - falsch! - Foto © Frank Becker

 
Schon beim Hineinlegen – bitte nicht sich hinein werfen, das Bett würde sie unweigerlich zurückschleudern! – merkt man, wie sich die superelastische Expander-Unterlage der dicken, weichen Federkern-Matratze in Schwingungen zu versetzen beginnt. Sich eisern nicht bewegen, ist höchstes Gebot. Beachten sie´s nicht, werden sie bei jedem Drehen und Wälzen in der Nacht minutenlang durchgewippt – und tun wieder kein Auge zu.
Dann gibt es die Betten in typischen Vertreterhotels, die älter sind, als ihre Rosshaar-Auflagen, die offenbar nicht passend nachzubekommen sind. Neulich schlief ich in einem solchen. Die Matratze war kleiner als das Bettgestell, was zur Folge hatte, daß sich, wenn mein erschöpfter Körper sich in bequeme Bauchlage begeben hatte, wenigstens ein großer Zeh im Sprungfederrahmen verhakte.


Hotelbett - richtig! - Foto © Frank Becker

 
Von nicht unwesentlicher Bedeutung ist natürlich auch die Bettdecke. In ländlichen Gegenden, wo sich Gams und Murmeltier noch „Gute Nacht!“ sagen, gibt es, man glaubt es kaum, in einigen kleineren Pensionen und Hotels noch das amorphe Federbett. Da haben sie dann die Wahl: unter der Federmasse erstickt werden oder erfrieren, weil sich bald schon das Rote Meer der Daunen teilt und sie zwischen zwei Feder-Wülsten unter einer dünnen Schicht des Linnens liegen. Gerne fällt das gute alte Plumeau auch (s.o.) aus dem Bett, und bis sie das merken, vergehen oft lange frostige Viertelstunden. Ein immer wiederkehrender Kampf ist mit den oft mehrschichtigen Decken auszufechten, die vom Stubenmädchen so fest und tief unter die Matratze gestopft werden, daß sie wie in einem Steckkissen liegen und sich wie Ramses II. beim Einbalsamieren fühlen. Oder sie bekommen ein schaumstoffgefülltes Kopfkissen, das sich beharrlich weigert, eine Mulde für den Kopf zuzulassen – das liegt dann ganz schnell draußen und sie schlafen ohne besser.  
 
Schauen sie auch manchmal nach, ob schon jemand anders in ihrem Bett logiert? In Florida überfiel mich eines Nachts eine Invasion mikroskopisch kleiner rötlicher Quälgeister, mit bloßem Auge nicht auf Anhieb zu sehen, weshalb sie auch „No-see-ems“ heißen. Das hat kaum weniger gejuckt, als die Bisse der gemeinen Bettwanze „Cimex lecturaria“, von denen ich in einer historischen Herberge in Dijon geplagt wurde. Napoleon habe in diesem Bett schon geschlafen, versicherte die Patronne stolz – vermutlich hatte man seitdem aus historischen Rücksichten nicht die Matratzen gelüftet. Im feuchtwarmen Klima der südlichen US-Staaten gedeiht neben Orangen auch die Schabe ganz prächtig, von den Einheimischen als Cockroach oder Cucaracha schulterzuckend hingenommen. Als ungebetener Gast im Hotelbett ist sie eher unangenehm. Da denke ich immer gerne an die US-Fernsehwerbung für ein Mittel gegen diese Plagegeister: „ACME XXX kills Cockroaches deader than dead!“.
 

© Jürgen Pankarz


Aber dann: ein herrliches Bett, groß, genau richtig in seiner Festigkeit, Kissen, Oberbett und Laken perfekt. Vor dem Fenster nichts als gute Luft und Tiroler Natur. Sie sinken nach langem Wandertag in gesunden Schlaf – und fahren um 03.40 Uhr hoch, weil die Invasion vom Mars stattfindet. Die ist es aber gar nicht, es ist schlimmer: man hat ihnen das Zimmer über der Dorfdisco gegeben, wo um diese Zeit so richtig aufdreht wird. Es kann aber auch sein, daß die zum Gasthaus gehörende Ziege mit dem Glöckchen um den Hals um 05.11 Uhr mal eben einen Rundgang macht und meckernd ihre Kameraden begrüßt. Da kommen Mordgelüste auf. Also, glauben sie erst mal nichts, auch wenn man ihnen den Himmel verspricht.
 
Redaktion: Frank Becker