Trostreich

Peter Butschkow – „Überleben ab 70“

von Frank Becker

Trostreich
 
Man altert innerlich viel langsamer,
als es der Körper nach außen hin tut.
Farin Urlaub (Die Ärzte)
 
Der Titel beruhigt: „Überleben ab 70“ weist auf Zukunftsaussichten, auf eine Tendenz hoher Lebenserwartung hin. Immerhin. Nun, es heißt ja, 70 sei das neue 50 und im Grunde überhaupt kein Alter. Der Autor und Zeichner Peter Butschkow wird es aus eigener Erfahrung wissen, schließlich hat er, Jahrgang 1944, die kritische Schallmauer bereits vor drei Jahren durchbrochen – und ist ganz offenbar so produktiv und mit Humor gesegnet wie eh und je. Mit seinem Mutmachbuch stellt Peter Butschkow ein Lämplein der Hoffnung auf, es möge uns allen so gut gehen wir z.B. Takao Arayama (ohne daß wir den verpflichtenden Wunsch haben müßten, wie jener mit 70 den Mount Everest zu erklettern – die Trittleiter vor dem Bücherregal, bzw. der Aufstieg zum 3. Stock sollen uns genügen).

Das Bild des Alters hat sich mit der demoskopischen Entwicklung verändert. Neulich fand ich eine so etwa 100 Jahre  alte Postkarte, die Johann Wolfgang von Goethe auf einer Bank sitzend zeigte und die betitelt war: Goethe als Greis von 70 Jahren vor seinem Gartenhaus. Es sollte uns schon reichen, daß man heute ab 70 nicht per Gesetz verpflichtet ist, sich in Rentner-beige oder mausgrau gekleidet unauffällig an den Häuserwänden vorbei zu drücken. Es wird uns auch kein Enkel ein Holztröglein schnitzen, aus dem wir essen sollen, wenn wir Greise im Sinne der Überlieferung der Brüder Grimm sind (oder war es Tolstoi?).
Zum Glück trifft auch der auf Lord Byron zurückgehende Kalenderspruch vom 11. März 1904 nicht mehr zu: „Alter spült fort Geistes Glut, wie´s Kraft der Glieder bannt. Des Lebens Zauberbecher funkelt nur am Rand.“
 
Peter Butschkow hat das Phänomen „70“ untersucht und ein (mit Vorbedacht kleines) Buch daraus gemacht, damit man als 70er nicht so schwer daran heben muß. Wir lernen eine Menge aus dem schmalen Bändchen, u.a., daß wir im einstigen Greisenalter zwar durchaus noch ganz fit sind, aber dennoch gelegentlich nicht ganz auf der Höhe der (technischen) Entwicklungen.
Er erinnert sich durchaus gerne an früher – wer täte das im vorgerückten Alter nicht -, vergleicht einst und jetzt und läßt Prominente und Statistiker zu Wort kommen.
Das optimistische Buch nimmt man doch zum runden Geburtstag gerne einem Freund mit, um ihn über seine 70 zu trösten.



Peter Butschkow – „Überleben ab 70“
© 2017 Lappan Verlag, 64 Seiten, gebunden    ISBN 978-3-830-34409-4
9,99 €