Nur einmal No. 1

Wilbert Harrison – „Kansas City - 1953-1962 Sides“

von Frank Becker

Nur einmal No. 1
 
Wilbert Harrison (1929-1994) gehört zu den völlig vergessenen R&B und Pop-Sängern der 50er/60er Jahre. Das ist durchaus verständlich, denn nach seinem wirklich einzigen Top-Hit, dem Leiber/Stoller-Song „Kansas City“, mit dem er am 11.4.1959 in den US-Charts Platz 1 eroberte, hatte er nie wieder eine Plazierung in den Top 100. Acht Wochen blieb er damals damit in den Top 10, 16 Wochen in den Top 100. Danach: nichts mehr. Dabei hatte er 1960 mit Ma Raineys „C.C. Rider“ und 1961 mit seinem eigenen „Let’s Stick Together“ wirklich tolle Titel. „Let’s Stick Together“ erreichte in den 70ern späten Ruhm durch Canned Heat, Bob Dylan und Brian Ferry, immerhin eine Genugtuung für Wilbert Harrison.

Soul Jam Records hat Wilbert Harrison mit einer CD und 30 Titeln, die seine Plattenaufnahmen von 1953-1962 bei den Labels Fury, Savoy, Deluxe, Neptune, Chart, Sue, Barrell und Top Rank zusammenfaßt, dem Vergessen entrissen. Einige sehr prominente Sidemen waren seinerzeit an den Aufnahmen beteiligt. Sehr deutlich hört man die Nähe zu dem fast gleichaltrigen Fats Domino (*1928), der übrigens auf den Erfolg von „Kansas City“ mit einer eigenen Interpretation aufgesprungen ist, die nicht annähernd Harrisons Erfolg hatte. Gegenüber seinen geerdeten R&B-Songs wirken Wilbert Harrisons Versuche, auf dem Sektor der Teenage-Balladen zu punkten irgendwie rührend. „Listen My Darling“, „Don´t Wreck My Life“, „Little School Girl“, „Darling Listen to My Song“ oder „I Know My Baby Loves“ und  „Why Did You Leave?“ – meist von ihm selbst geschrieben - erklären, weshalb spätere Erfolge ausblieben. Auch die Versuche, an den einmaligen Erfolg anzuknüpfen („Kansas Citiy Twist“, „Goodbye Kansas City“) verfehlten das Ziel. Harrisons „Women and Whiskey“ und sein „Calypso Man“ sind ganz schlimme Beispiele des Scheiterns“.

Die Songs „The Horse“, „Let’s Stick Together“, „Kansas City“, „The Ways of a Woman“ und „Drafted“ sind aber allemal wert, sich diese rare CD anzuhören.
 
Wilbert Harrison – „Kansas City - 1953-1962 Sides“
© 2017 Soul Jam Records
Wilbert Harrison (voc) – Kenny Burrell, Mickey Baker, Jimmy Spruill (g) – Leonard Gaskin, Doles Dickens (b) – Nat Pierce, Fred Johnson, Sammy Price (p) – Bobby Donaldson, David Francis (dr) – King Curtis, Sam Taylor (ts) – Haywood Henry (bs) – Jimmy Cleveland (tb) – Barry Galbraith (mand) – Brother Jack McDuff (org)
 
1. The Horse - 2. Don’t Drop It - 3. Kansas City - 4. Let’s Stick Together - 5. Gin and Coconut Milk - 6. Da-De-Ya-Da (I’ll Do Anything for You) - 7. My Heart Is Yours - 8. Happy in Love - 9. Off to Work Again - 10. Darling Listen to This Song - 11. Women and Whiskey - 12. Cheatin’ Baby - 13. Calypso Man - 14. Little School Girl - 15. Florida Special - 16. I Know My Baby Loves Me - 17. The Ways of a Woman - 18. C.C. Rider - 19. 1960 - 20. Drafted - 21. Why Did You Leave? - 22. Don’t Wreck My Life - 23. The Way I Feel - 24. Kansas City Twist - 25. Confessin’ My Dreams - 26. Since I Fell For You - 27. Listen My Darling - 28. Off to School Again - 29. Baby Don’t You Know - 30. Goodbye Kansas City
Gesamtzeit:  1:11:53
 
Weitere Informationen: www.souljamrecords.com  -  www.in-akustik.com