… und man bleibt Fan

„Griessnockerlaffäre“ von Ed Herzog

von Renate Wagner

Griessnockerlaffäre
(Deutschland 2017)

Regie: Ed Herzog
Mit: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Enzi Fuch, Eisi Gulp. Branko Samarovski, Lisa Maria Potthoff, Nora Waldstätten u.a.
 
Es begann vor vier Jahren mit dem „Dampfnudelblues“ (2013), und bei vielen wird die Sucht nach Franz-Eberhofer-Krimis (deren literarische Vorlage mit der Gattungsbezeichnung „Provinzkrimi“ von Rita Falk stammen) schon damals eingesetzt haben. Mit dem Ergebnis, daß sie nun in Folge kommen – und von einem süddeutsch / österreichischen Publikum (in Norddeutschland startet man die Filme angeblich gar nicht – Mentalitätsprobleme!) geradezu mit Begierde erwartet werden. Nach den „Winterkartoffelknödel(n)“ (2014) und (nach einer unziemlichen Pause!) dem „Schweinskopf al dente“ (2016) ist nun die „Grießnockerlaffäre“ an der Reihe, denn ums Essen muß es immer irgendwie gehen bei den Eberhofers. Oder auch darum, daß die ewig so hinreißend kochende Oma plötzlich streikt.
 
In diesen Filmen ist die Handlung nicht entscheidend, sondern einzig die Figuren und das Milieu. Der Kriminalfall – der diesmal sogar Franz Eberhofer, Polizist im ebenso fiktiven wie überecht bayerischen „Niederkaltenkirchen“, unter Mordverdacht bringt – ist so wenig ernst zu nehmen wie sonst, auch wenn da mit einer undurchsichtigen Ostblock-Dame (Lilith Stangenberg), einer unglücklichen, aus Lourdes heimkommenden, eben verwaisten Tochter (Franziska Singer) und vor allem mit einer eiskalten Kommissarin aus München (Nora Waldstätten) sehr viel neue Frauenpower am Werk ist. So sehr die scheinbar nur gnadenlos coole Kollegin auf den Eberhofer auch los geht – am Ende rettet sie ihm ja doch das Leben, was er gelassen hinnimmt: Er hat in scheinbar aussichtsloser Gefangenschaft im Keller ja nur Gurken gegessen, während Freund Rudi tränenselig an seinem Testament bastelte.
Im Grunde geht es nur um den ewig groben und ewig ungerührten Franz, mit dem Sebastian Bezzel die Rolle seines Lebens gefunden hat, um seinen umtriebigen Freund Rudi, den Simon Schwarz nun schon zum vierten Mal perfekt-skurril konturiert, um Eberhofers kiffenden Vater, den Eisi Gulp samt Schimpfkanonaden einfach überwältigend hinknallt, um die ewig unzufriedene Susi, die nicht und nicht geheiratet wird (Lisa Maria Potthoff mit bayerischem Mundwerk) – und natürlich immer um die Oma. Was täten die Eberhofers ohne sie – und die Filme ohne Enzi Fuchs.
Normalerweise kocht und schimpft sie, diesmal tritt sie mit einer späten Liebesgeschichte in den Vordergrund – als der greise Paul an ihre Türe klopft und mit einer Ohrfeige empfangen wird (Branko Samarovski nimmt sie rührend entgegen), wird eine ganz alte Liebe neu aufgewärmt, und weil sich auf einmal alles nur um den Paul dreht und nicht um die althergebrachten Familienmitglieder, und weil der alte Störenfried Schweinsbraten und Knödel nicht „derbeißt“, gibt es sehr zur Empörung der Rest-Familie meist Grießnockerlsuppe.
 
Na ja, und die Mordfälle – eigentlich ein Unfall, oder, wenn der alte Hausladen besoffen die Treppe hinunter gefallen ist? Aber daß der unsympathische Polizeidirektor Barschl (Francis Fulton-Smith), mit dem der Franz Eberhofer im ewigen Clinch lag, nach einer wüsten (typisch bayerischen, brüllend lauten und komplett besoffenen) Fete erschossen wird – das ist schon echt gewesen? Und die Ostblock-Gattin ist nicht einmal erschüttert…
Wie gesagt, darum geht es weniger als um die Typen, die da herumschwirren, wozu auch unverzichtbar der törichte Eberhofer-Bruder (Gerhard Wittmann) gehört, der Dienststellenleiter (Sigi Zimmerschied, diesmal nur Nebenfigur, nicht Hauptfigur wie im vorigen Film), weiters Daniel Christensen als irrwitzig komischer Ignatz Flötzinger (von Beruf Heizungspfuscher) und Stephan Zinner als Metzger Simmerl, die sich dann alle mit Eberhofer beim Wirten Wolfi (Max Schmidt) zusammen finden. Mein Gott, die können saufen … und blödeln.
 
Wie Regisseur Ed Herzog dieses krachende bayerische Wesen, an dem der Humor genesen kann und dessen ironische Stilisierung unter einen Hut bringt, das ist wieder einmal prächtig gelungen. Bitte bald um eine Fortsetzung – die Autorin hat ja noch ein paar Romane geschrieben, in denen Leberkäs, Zwetschgendatschi, Sauerkraut, Weißwurst und sonstige Köstlichkeiten eine Rolle spielen. Man wird schon nicht verhungern in der Zukunft… und man bleibt Fan.
 
 
Renate Wagner