Bel-Ami

Arne Ulbricht – „Maupassant“

von Robert Sernatini

Bel-Ami
 
Roman über ein Leben wie im Roman
 
 
„Mit der Liebe ist es wie mit dem Alkohol. Wer einmal davon getrunken hat,
 wird wieder trinken; wer einmal geliebt hat wird wieder lieben.“
Guy de Maupassant

 
Das bedrückende Ende des Schriftstellers Guy de Maupassant (1850-1893), der im Alter von nur 42 Jahren im 16. Pariser Arrondissement in einer psychiatrischen Klinik („Irrenanstalt“ war der gängige Begriff damals) umnachtet an den Folgen einer Syphilis starb, serviert Arne Ulbricht in seinem biographischen Roman „Maupassant“ nüchtern gleich zu Beginn. Da weiß man doch, wo´s lang geht. Das geht unter die Haut, greift den sensiblen Leser an. Man denkt unwillkürlich an eine Textstelle in Hannes Waders Ballade „Ich hatte mir noch so viel vorgenommen“, in der ihm der Arzt lakonisch verkündet: „Sie haben eben zu wüst gelebt. Jetzt haben sie den Salat.“
 
Aus wohlhabendem und edlem Haus hätte Guy de Maupassant ohne finanzielle Sorgen die Möglichkeit alles aus seinem Leben machen können, wäre der Vater nicht bankrott gegangen und die Ehe der Eltern nicht geschieden worden. Einer trotz strenger Internatszucht dennoch recht unbeschwerten Jugend bei der Mutter und dem sechs Jahre jüngeren Bruder Hervé, früher Sexualität und ersten Schreibversuchen folgen ein gescheitertes Jura-Studium und die Teilnahme als Train-Soldat am deutsch-französischen Krieg 1870/71. Er kehrte illusionslos und seelisch erkaltet aus dem Feld zurück und nahm ab 1872 den Brotberuf als Angestellter ohne besonderen Rang im Marineministerium und schließlich ab 1877 im Bildungsministerium in Paris an.
Geprägt vom Pessimismus Arthur Schopenhauers wurde Maupassant als Protegé Gustave Flauberts, der ein Jugendfreund seiner Mutter war und als Geistesfreund von Emile Zola ab 1878 zu einem der kreativsten, produktivsten und umstrittensten Schriftsteller seiner Zeit. Was folgt ist ein wildes, rasantes, kreatives Leben in Kreisen der Pariser Bohème mit seiner dennoch intensiv ausgeübten Leidenschaft fürs Rudern, aber ebenso wüsten Gelagen, verbunden mit Alkohol und Promiskuität, bei der er sich durch ganze Hurenhäuser vögelte und sich bereits 1877 mit Syphilis infizierte, die ihn und sein literarisches Schaffen mit immer heftigeren physischen und psychischen Schüben fortan begleitete.
1888 erkrankt Maupassants Bruder Hervé ebenfalls an der Syphilis, fällt schnell in geistige Umnachtung und stirbt schon im November 1889 in einer Nervenklinik – ein Schock für Maupassant, der dieses Angstbild bis zum eigenen Tod vor Augen hatte. Das Schicksal Hervés ereilt 1891 auch Guy. Bis zu seinem Tod am 7.7.1893 lebte Maupassant in der Klinik  im vornehmen 16. Arrondissement in geistiger Umnachtung.
 
Der Romanist Arne Ulbricht hat etwa 20 Jahre des schillernden Lebens und dumpfen Leidens Guy de Maupassants, seine frühen sexuellen Erfahrungen in der Jugend, die späteren Ausschweifungen und Freundschaften, u.a. mit Émile Zola nicht in eine beliebige sachliche Biographie, sondern in einen deftigen, bunten Roman gefaßt, einen Roman über ein Leben wie im Roman der, hat man sie noch nicht, unwiderstehliche Leselust weckt. Der bis dahin als Sachbuch-Autor hervorgetretene Arne Ulbricht erweist sich als glänzender Erzähler, verzichtet bewußt auf Schönfärbereien, pflegt eine deutliche bis drastische Sprache, wie sie dem Leben Maupassants gerecht wird und angemessen ist. Als mitreißender Roman ebenso zu empfehlen wie als intensive Einführung in das Leben Guy de Maupassants.
 
„Sowie uns eine Frau begehrenswert erscheint, glaubt man allen Ernstes,
man könnte zeit seines Lebens nicht mehr ohne sie auskommen.“
Guy de Maupassant
 
Romanauswahl:
„Une Vie“ (1883), „Bel-Ami“ (1885), Pierre et Jean (1888), „Fort comme la mort“ (1889),
„Notre cœur“ (1890)
 
Arne Ulbricht – „Maupassant“
Biographischer Roman
© 2017 KLAK Verlag, 246 Seiten, Klappenbroschur – ISBN: 978-3-943767-79-7
16,90 €
 
Weitere Informationen: www.klak-verlag.de