Traumautos und Auto-Träumchen

Halwart Schrader – „Deutsche Autos des Wirtschaftswunders 1945-1965“

von Frank Becker

Traumautos und Auto-Träumchen
 
Wirtschaftswunder-Autos 1945-65
 
Halwart Schrader hat in seine umfangreiche Reihe „Schrader-Motor-Chronik“, aus der wir Ihnen vor einer Woche hier die zwei Bände „Borgward - Personen- und Lastwagen 1947-1961“ und „NSU - Autos und Motorräder 1900-1977“ vorgestellt haben, auch einen Band aufgenommen, der einen wunderbaren Überblick über Edles und Kurioses, Kleines und Rasantes aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg gibt: „Deutsche Autos des Wirtschaftswunders 1945-1965“.
 
Anfangs war nach dem Zusammenbruch Deutschlands und seiner Wirtschaft bei der allgegenwärtigen Materialknappheit Erfindergeist ebenso gefragt wie Improvisation, denken wir dabei nur mal an Holzvergaser-Fahrzeuge oder die Nutzung übriggebliebener Flugzeugteile wie beim Kabinenroller von Messerschmitt. Die Auto-Konstrukteure mußten sich außerdem für den Kleinverdiener erschwingliche Modelle ausdenken – kapitalstarke Käufer gab es aller Krisen zum Trotz noch immer. Da klaffte zwischen den Oberklasse-Modellen von BMW, Mercedes Benz, Porsche und Opel und den Automarken des Kleinen Mannes wie Isetta, Heinkel, Hoffmann, Brütsch, Burgfalke, Messerschmitt, Gutbrod, Lloyd, Zündapp und Fulda schon eine große Lücke. Der Volkswagen nahm als konsequente Weiterentwicklung des „KdF“-Wagens dabei eine besondere Stellung ein. In Schraders Buch finden wir seine Nachkriegsjahre vom Standard-Brezel-Käfer über das Export-Modell bis zu heute gesuchten Luxus-Versionen wie dem VW-Cabriolet, dem Karmann Ghia und den schicken Rometsch-Karosserien.


VW Standard 1952 - Foto © Frank Becker
 
Das störte aber die Käufer dieser Klein- und Kleinstwagen nicht im geringsten – man war glücklich, wenn man sich nach Fahrrad und Moped endlich vier (manchmal auch nur drei) Räder leisten konnte. Lieber ein „Leukoplast-Bomber“ als zu Fuß gegangen. Beworben wurden die Großen wie auch die Kleinen von den Herstellern mit großem Aufwand – jede Firma wollte ihr Produkt schließlich an den mehr oder eben weniger wohlhabenden Kunden bringen. Deshalb sind die Werbeprospekte dieser Zeit nicht nur technisch aufschlußreich und rare Köstlichkeiten für Sammler, sie sind vom NSU Prinz über den Volkswagen in seinen vielfältigen Varianten, von der Borgward Isabella bis zum DKW von Auto Union, den eleganten oder sportlichen Mercedes, die „Knutschkugeln“ von Isetta, Heinkel und Hoffmann bis zu den rassigen Porsche 356, BMW 507 vom Ford Buckel-Taunus bis zum Opel Kapitän: auch ein Spiegel ihrer Zeit. Auf 180 schwarz/weißen und farbigen Seiten finden wir die ganze Palette des damals möglichen.
 

BMW 501, 1958 - Foto © Frank Becker

Halwart Schrader – „Deutsche Autos des Wirtschaftswunders 1945-1965“
© 2007 Motorbuch Verlag, 180 Seiten, gebunden, 17 x 16 cm, 183 s/w Bilder & 61 Farbbilder -  ISBN: 978-3-613-02756-5
9,95 €

Mehr über alle erwähnten Bände und zum Thema: http://www.paul-pietsch-verlage.de
Als Begleitmaterial zum Thema empfehlen sich auch hier die DVDs der Tacker Film: