Eine Huldigung an Frankreichs Kultur und Kulinarik

„Paris kann warten“ von Eleanor Coppola

von Renate Wagner

Paris kann warten
(Bonjour Anne - USA 2016)

Drehbuch und Regie: Eleanor Coppola
Mit: Diane Lane, Arnaud Viard, Alec Baldwin u.a.
 
Daß ein Mann Filme macht – kommt vor. Daß dessen Tochter als Filmemacherin in seine Fußstapfen tritt, auch das gibt es. Aber daß dann noch die Ehefrau bzw. Mutter ihren eigenen Spielfilm machen möchte und das im nicht gerade jugendlichen Alter von 80 Jahren – für dergleichen ist neuerdings die Familie Coppola zuständig. Eleanor Coppola, Jahrgang 1936, Gattin des „Pate“ Regisseurs Francis Ford Coppola und Mutter der filmenden Sofia, hat sich bisher auf Dokumentarisches beschränkt. „Paris kann warten“ ist nun ihr erster Spielfilm, und alles daran wirkt so „persönlich“, daß man gewissermaßen an eine Herzensangelegenheit denkt, die eigenes Erleben und eigenes Lieben aufarbeitet.
 
Die Liebe gilt zweifellos Frankreich, aber vielleicht war die Ausgangsposition wirklich eine solche: Daß Anne, die Gattin eines Produzenten (sie bekommt von Diane Lane so viel Attraktivität und Herzensflirren, daß man eine so delikate Leistung nur bewundern kann), es müde ist, in Cannes herumzusitzen, während der Ehemann beruflich (und wie auch immer) herumschwirrt: Die Rolle von Alec Baldwin ist klein, aber überzeugend – diese oberflächliche Höflichkeit der Gattin gegenüber, während er so viel anderes im Kopf hat. Vielleicht hat Anne (Eleanor?) wirklich gesagt, daß sie lieber gleich nach Paris fährt, statt mit ihm jetzt nach Budapest zu jetten – und vielleicht war da ein französischer Kollege, dessen genaue Funktion und genaue Berufsbezeichnung man nicht erfährt, der angeboten hat, sie per Auto nach Paris mitzunehmen.
Ein begeisterter Franzose liebt sein Land bis zu den Römern hinab, und es ist klar, daß man selbstverständlich einen Schlenker zum Pont du Gard machen muß, diesem sensationellen Aquädukt, bei dem jedem der Mund offen steht. Ein begeisterter Franzose ist aber auch ein Gourmet erster Ordnung, der überall das beste Lokal kennt… Also!
Also zischt man nicht auf der Autobahn von Cannes nach Paris, sondern schlenkert auf der Landstraße, übernachtet vielfach (wobei die Produzentengattin ihre Kreditkarte zücken muß – aber sie bekommt es später zurück…), und es ist wohl so, daß dieser Monsieur Jacques Clement, der Anne zwar anflirtet, aber nicht anrührt, auch noch seine persönlichen Interessen hat: Während sie in Lyon durchaus interessiert das Museum der Brüder Lumière besichtigt, ist er mit der dortigen Direktorin beschäftigt, immerhin beobachtet Anne, wie er nach kurzem Verschwinden seine Hose zumacht… und da war es wohl nicht nur auf der Toilette.
 
Es ist eine Huldigung an Frankreichs Kultur und Kulinarik, die im Vordergrund steht, und als solche schön, wenn auch ein bißchen langatmig – vielleicht hätte Eleanor Coppola einen weiteren Drehbuchautor hinzuziehen sollen, der ihrer etwas lahmen Geschichte Pep gibt. Aber wahrscheinlich liegt die Schwäche des ganzen vor allem darin, daß dem Film etwas entscheidendes fehlt, nämlich der Franzose, der ihm Spritzigkeit und Erotik gäbe – man denke nur an Spitzbuben wie den hinreißenden Yves Montand oder Womanzier wie Alain Delon, um festzustellen, daß Arnaud Viard hier nur wie ein nasser Lappen wirkt, kein „Franzose“ wie er im Buch steht und auch kein Begeisterter, einfach nur ein nicht sehr interessanter Schauspieler.
 
Gewiß, Diane Lane trägt ihren Teil des Films, der manchmal dann auch (wenn es um Privates geht) ein bißchen Sentimentalität triefen läßt, aber so reizvoll, wie das französische Abenteuer hätte werden können, ist es dann leider doch nicht ausgefallen…
 
 
Renate Wagner