„Gelato!“

Italienische Eismacher am Niederrhein

von Andreas Rehnolt/Red.

Eisdiele Zampolli in Neuss 1950

„Gelato!“
 
Ausstellung über italienische Eismacher am Niederrhein
Clemens-Sels-Museum Neuss zeigt bis zum 17. September
 
Gelato!“ ist der appetitliche Titel einer Ausstellung, die bis zum 17. September im Clemens-Sels-Museum im rheinischen Neuss zu sehen ist. Die Schau widmet sich den italienischen Eismachern am Niederrhein. Italienisches Eis, im Becher oder im Hörnchen, mit oder ohne Sahne in allen Varianten gehört so selbstverständlich zum Sommer wie das Freibad oder die Sonnencreme.
Die Anfänge der sommerlichen Erfrischung am Niederrhein reichen jedoch erst etwas mehr als 100 Jahre zurück. Anfang des 20. Jahrhunderts eröffneten italienische Eismacher die ersten Eisdielen in den Städten zwischen Köln und Kleve. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges in den 1950er Jahren wurden die italienischen Eisdielen dann überall zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes. Heute gibt es bundesweit etwa 4.000 Eiscafés.


Die meisten davon werden von italienischen Eismachern betrieben – und diese wiederum stammen zu drei Viertel aus zwei abgelegenen Tälern in den Dolomiten. Dem Val di Zoldo und dem Val di Cadore. Die venezianischen Dolomiten gehörten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den ärmsten Regionen Europas. Nur wenige Familien konnten sich durch die Landwirtschaft ernähren.
Häufig zogen die Männer den Sommer über als Wanderarbeiter umher. Im Val di Zoldo und dem Val di Cadore fanden die Menschen dann eine recht ungewöhnliche Strategie zur Sicherung des Lebensunterhalts. Sie wurden Eismacher! Die Herstellung von Eis war nach vor Erfindung der Kühlmaschinen ein aufwändiges und kompliziertes Verfahren. Wer dieses Verfahren beherrschte, besaß ein Wissen, das ihn von anderen unterschied, so die Aussteller.


Eisdiele Zampolli in Neuss 1960er Jahre

Und so fanden die italienischen Eismacher zunächst in Österreich und dann in Deutschland reichlich Abnehmer für ihre eiskalten Köstlichkeiten. Für die Männer aus den Dolomiten blieb die Migration weiterhin auf den Sommer beschränkt. Sie arbeiteten zumeist nur von März bis September in Deutschland, um den Rest des Jahres bei ihrer Familie in der Heimat verbringen zu können.
Einer von ihnen war Ernesto Zampolli aus Pralongo, der einer Familie von Kleinbauern und Handwerkern entstammte und im Jahr 1936 in Neuss ein Eiscafé gründete. In der Ausstellung geht auch um ihn und seine Geschichte. Ende der 1950er Jahre kostete die gefüllte Eiswaffel tatsächlich nicht mehr als 30 Pfennige. Die italienischen Speiseeishersteller in Deutschland sind zusammengeschlossen im Verband Uniteis, der die Schau in Neuss unterstützt hat. 
 
Die Ausstellung ist dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr sowie sonntags bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Clemens-Sels-Museum - Am Obertor 1 - 41460 Neuss - Tel: 02131 - 904141