Fredrik Vahle wird 75 Jahre alt

Der Kinderlieder-Macher feiert seinen Geburtstag in Lollar

von Andreas Rehnolt

Der Kinderlieder-Macher Fredrik Vahle
wird 75 Jahre alt
 
Viele Kindergarten-Generationen haben seine Geschichten
und Songs wie das „Katzentanz-Lied“ und den
„Cowboy Jim aus Texas“ lieben gelernt
 
 
Der beliebte Kinder-Liedermacher und Buchautor Fredrik Vahle wird morgen, am 24. Juni 75 Jahre alt. Pünktlich zum Geburtstag gibt es die CD „Der Elefant“, die 1981 erstmals erschien, jetzt als limitierte Sonderedition zum 75. Zu hören sind „Lieder in unserer und eurer Sprache“. Und der Elefant probiert in acht verschiedenen Sprachen das Balancieren auf dem Spinnennetz.
 
1973 erschien die erste Kinder-Langspielplatte von Vahle - damals noch zusammen mit Christiane Knauf - mit mit dem Titel „Die Rübe“. Sie wurde ein Riesenerfolg und brachte dem Sänger und Texter Apostrophierungen ein wie etwa „Vater des neuen deutschen Kinderlieds“ oder auch „Urvater des guten Kinderliedes“. Der Erfolg ist ihm bis heute treu geblieben. Ebenso treu, wie Vahle zu seinen Texten steht, die er allerdings inzwischen auch kindgerecht verändert. Seine Kompositionen beinhalten Elemente aus Folk und Popmusik, dazu gibt es Einflüsse der Volksmusik und auch Shantys.
Die Texte des Professors für deutsche Sprache richten sich an Kinder und laden dabei seit über vier Jahrzehnten auf vielfältige Weise zum Mitmachen, Tanzen oder Spielen ein. Viele Kindergarten-Generationen verdanken ihm so eingängige Ohrwürmer wie das „Katzentanz-Lied“, das „Hau-mich-nicht-Lied“, den Song „Cowboy Jim aus Texas“, „Pitsch, patsch Pinguin“ oder „Anne Kaffekanne“.
 
Fredrik (Fritz) Vahle wurde 1942 in Stendal in der Altmark in Sachsen-Anhalt geboren, 1956 zog er mit seinen Eltern aus der damaligen DDR nach
Hessen. Er studierte Germanistik und Politik in Frankfurt/Main und in Gießen. Anschließend promovierte er über Soziolinguistik. 1988 habilitierte er mit einer Arbeit über Kindersprache und Kinderlied. Er komponierte unzählige Kinderhits, die längst zu Klassikern geworden sind und veröffentlichte Schallplatten, Lieder- und Kinderbücher.
Nach umfangreichen Reisen durch zahlreiche europäische Länder sowie durch Mittelamerika in den 1980er Jahren verfaßte Vahle auch Kinderbücher, die von dem Leben von Kindern in diesen Ländern erzählen, so etwa „Manuel“ oder „Ich erzähle von Pedro“. Hauptbeschäftigung blieben aber eigene Kinderlieder.
Seine frühen Songs in den 1970er Jahren griffen Themen auf, die für Kinder zu dieser Zeit in der Regel noch tabuisiert waren wie etwa Arbeit und Arbeitslosigkeit, Schule, Erziehung, Sexualität und das Leben ausländischer Mitbürger in Deutschland. Die neueren Titel der letzten Jahre beschäftigen sich indessen vor allem mit Freude an Musik, Sprache und Bewegung.
 
Über seine kleinen und kleinsten Zuhörer meinte der Liedermacher, sie seien im Vergleich zu den 1970er, 1980er Jahren kleiner geworden, jünger und heller. „Die wissen mehr, kriegen mehr mit heute und sind reaktionsschneller“, so Vahle kurz vor seinem 70. Geburtstag im Jahre 2012 gegenüber der Zeitschrift „Eltern“. Der renommierte Kinderbuchverlag Beltz & Gelberg“, der vor fünf Jahren noch eine umfangreiche Geschichten- und Gedichtesammlung von Vahle herausbrachte, hat aktuell „leider nichts Neues von ihm im Programm“, wie Verlagssprecherin Melissa Collmer bedauerte.
In den letzten Jahren arbeitet Vahle nach eigenen Angaben auf seiner Internetseite vor allem an „neuen Bewegungsliedern“. Zudem macht er Workshops für Erwachsene und Erzieher, Vortragsveranstaltungen und Seminare über „Sprache und Bewegung“ und weiterhin lehrt er an der Universität Gießen. Ruhestand ist nach Angaben seines Büros auch kurz vor dem 75. Geburtstag immer noch kein Thema für den Liedermacher, Texter, Komponisten und Sänger, der auch leidenschaftlicher Flötespieler und Gitarrist ist. Nach wie vor lautet sein Motto bei Kinderfesten in
großen und kleinen Hallen: „Kommt und macht mit!“. 
 
Für seine Verdienste um die Entwicklung des „neuen Kinderliedes“ wurde Vahle neben zahlreichen anderen Auszeichnungen im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Vor 10 Jahren erhielt er zudem die Ehrenbürgerschaft der Stadt Lollar, in deren Stadtteil Salzböden er inzwischen mehr als sein halbes Leben zu Hause ist. Obwohl Vahle nicht verrät, wie er seinen 75. Geburtstag feiern wird, steht wohl fest, daß zu den Gratulanten sicher auch seine Liederhelden wie etwa „Der Hase Augustin“, „Der kleine König“, „Das Trampeltier“, „Das Hexenmädchen“ oder „Das Gespenstermädchen“ gehören werden.
 
Weitere Informationen: www.fredrikvahle.de/