Stars von morgen

Frühjahrskonzert des Orchesters der Wuppertaler Hochschule für Musik und Tanz

von Johannes Vesper

Die Solisten, hinten links Werner Dickel - Foto © Johannes Vesper

Stars von morgen
Frühjahrskonzert des Orchesters der Hochschule für Musik und Tanz
im Großen Saal der Historischen Stadthalle Wuppertal
 
Von Johannes Vesper
 
Zweimal im Jahr veranstaltet die hiesige Musikhochschule ein großes Sinfoniekonzert. Dabei sammeln die Studierenden zusätzlich zum Solounterricht musikalische Erfahrungen. Mit Unterstützung der Günter und Anita Wand-Stiftung sowie des Vereins der Freunde und Förderer war jüngst das Hochschulorchester zu hören.
 
Lieder von Hector Berlioz (1803-1869) stehen selten in den Konzertprogrammen. Seine „Nuits d´etes“ von 1841 betreffen vor allem Abschied und Tod. Aus diesem Zyklus sang die aus Wuppertal stammende junge lyrische Sopranistin Sabine Nicole Janczak ausdrucksstark und beseelt drei Lieder, vom großen Sinfonieorchester aufmerksam begleitet. Man hörte förmlich das traurige Verwelken der Rose am Busen einer Frau („Le spectre de la rose“). Auch das Tanzlied („Villanelle“) und die Barcarole (L`ile inconue) wurden mit Anmut vorgetragen.
Schumanns Klavierkonzert a-Moll - der 1. Satz ursprünglich eine Phantasie für Klavier und Orchester -  ist wohlbekannt. Das Eingangsthema gilt Schumanns Frau Clara (C-i-a-a), die als Solistin bei der Uraufführung des Konzertes 1845 gespielt hat. Herrlich nicht nur das Klavier, sondern auch das Oboen-Solo gleich nach den vollgriffigen Kaskaden des Klaviers zu Beginn des 1. Satzes. Souverän und musikalisch kämpften Schumanns Davidsbündler Florestan und Eusebius lebhaft miteinander: anspruchsvolles und virtuoses Klavier inmitten des großen, romantischen Orchesters. Daß der 2. und 3. Satz nach dem kräftigen Applaus am Ende des 1. Satzes auch gespielt wurde, war im Programm nicht vorgesehen. Umso besser: Welch voller Klang der Celli im 2. Satz. Mit differenziertester Agogik und Dynamik konzertierte der über alle technischen Schwierigkeiten erhabene, 19jährige hoch musikalische Alexander Breitenbach brillant. Unter seinen flinken und zugreifenden Fingern stürmte der schnelle 3. Satz trotz seines komplizierten Rhythmus leicht und elegant, jugendlich frisch dem Ende entgegen.
 
Nach der Pause war Tido Frobeen mit dem Konzert für Marimba und Streicher von Emmanuel Séjourné (geb. 1961) zu sehen und zu hören, als Schlagwerker und Komponist ist er auf der ganzen Welt zu Hause. Klassische Musik, Pop, Weltmusik, Jazz, Rock mischen sich in seinen Kompositionen. Tido Frobeen spielt Schlagzeug seit seinem 6. Lebensjahr und studiert seit 2011 als Jungstudent, seit 2015 als regulärer Student sein Instrument. Mit 4 Schlegeln wirbelt er elegant und beweglich über das Marimbaphon. Aufregender Wechsel der Tempi und unterhaltsame Jazz- und Folkloreelemente führten beim Publikum zu korrespondierender Fußspitzenrhythmik.
Aaron Copland (1900-1990) schrieb sein zweisätziges Konzert für Klarinette, Harfe, Klavier und Streicher für den weltberühmten Jazz-Klarinettisten und Swing-Orchester-Leiter Benny Goodman. Die Klarinettistin Yu-Ping Huang erhielt ihre Ausbildung zunächst in Taiwan, spielte schon beim Klarinettenfestival in Los Angeles, bekam ein YAMAHA Stipendium, und studiert seit 10/2016 im Masterstudiengang ihr Instrument in Wuppertal. Langsam und melancholisch, mit starkem Ausdruck begann sie den 1. Satz, ihr Publikum in den Bann schlagend. Nach einer lebhaften Zwischenspiel-Kadenz entwickelte sie den jazzigen, schnellen Schlußsatz mit vertrackter und komplizierter Rhythmik. Mi großem Applaus dankte das faszinierte Publikum auch ihr.
 
„Die Moldau“ von Bedrich Smetana (1824-1884) beendete den herrlichen Konzertabend. Hier konnten die jungen Orchestermusiker ihr ganzes Können zeigen. Mit flotten Flötensoli eilte zu Beginn die kleine Moldau lebendig und flink zu Tal. Der Fluß nimmt an Breite zu, in den Wäldern wird gejagt und das bekannte Hauptthema wird von Blechbläserfanfaren abgelöst. Im Dorf am Ufer wird gefeiert. Ein Unwetter im Presto löst den nächtlichen Traumtanz der Nymphen ab. Vorbei an Hradschin und der Prager Burg nimmt die Moldau ihren Lauf. Für den bekanntesten Satz aus der sinfonische Dichtung „Mein Vaterland“ des tschechischen Komponisten gab es großen Applaus für das Orchester und seinen Dirigenten Werner Dickel (*1959), der seit 1995 in Wuppertal die Professur für Viola und Streicherkammermusik innehat. Darüber hinaus leitet er die Kammermusikreihe „Musik auf dem Cronenberg“ und vollendete vor kurzem mit dem Uriel-Quartett den Zyklus sämtlicher Streichquartette von Beethoven (16 Quartette an 6 Abenden), ein Projekt, welches aktuell in Europa einmalig ist. Als Dirigent des Hochschulorchesters gelingt es ihm offensichtlich, die Studenten zu motivieren und zu inspirieren. Viel Applaus also mit zahlreichen Bravorufen und Blumen für Dirigent und Solisten, die zum Schlußapplaus auch wieder auf die Bühne geholt wurden. Wie immer war der Eintritt zum Konzert frei. Am Ausgang wurde hoffentlich reichlich gespendet.
 
Bei einem solchen Konzert wird klar, welche Bedeutung die Hochschule und ihre Studenten für Wuppertal haben. Die Hochschule in dem denkmalgeschützten, erweiterten alten Justizgebäude an der Sedanstraße in Barmen lockt mit ihren prominenten Professoren junge begabte Musiker aus Deutschland, Europa, Amerika und Asien. In den 2 Konzertsälen und dem historischen Kammermusiksaal der Hochschule finden regelmäßig Konzerte (Eintritt frei) statt. Die jungen Stars von morgen freuen sich über Ihren Besuch. Gehen Sie hin, denn „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, meinte Nietzsche. Recht hat er!
 
Siehe auch die Webseite der Musikhochschule: www.hfmt-koeln.de