Völlig schwere- und problemlos - beste Unterhaltung mit Spaß

Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache von Espen Sandberg, Joachim Rønning

von Renate Wagner

Pirates Of The Caribbean: Salazars Rache
(Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales)
USA 2017
 
Regie: Espen Sandberg, Joachim Rønning
Mit: Johnny Depp, Javier Bardem, Geoffrey Rush, Brenton Thwaites, Kaya Scodelario, Keira Knightley, Orland Bloom u.a.
 
So ausgelutscht können Sujets gar nicht sein, daß Hollywood nicht noch eine (und noch eine) Fortsetzung herauspressen würde, so lange die Chance besteht, noch einen Dollar damit zu machen. Also gibt es die „Piraten der Karibik“, die zu Beginn ein ziemlich irrwitziger Spaß waren, bereits zum fünften Mal – und außer Johnny Depp und Cameo-Auftritten früherer Stars gibt es vor allem neue Gesichter.
 
Immerhin, man will nicht ungerecht sein: Letztendlich hat man sich dann ja doch ganz gut unterhalten. Denn die neu beauftragten Filmemacher (Regie im Doppelpack: die Norweger Espen Sandberg und Joachim Rønning, die den durchaus respektablen Thor Heyerdahl-Kon Tiki-Film gedreht haben) wußten schon, daß sie dem Publikum etwas bieten müssen. Also gibt es ein paar Mal wirklich atemberaubend komische Action, wo man beim Zuschauen tief Luft holt vor Lachen, und eine Menge neuer Figuren. Fast zu viele.
Rund um „unseren“ Captain Jack Sparrow, den Johnny Depp wieder so unverschämt besoffen, stoned oder was immer, jedenfalls total „daneben“ spielt, wird ein Stückchen Vergangenheit erfunden: Als junger Mann hat er sich irgendwann mit dem Captain Armando Salazar angelegt, der nun mit seinem Schiff als „Geist“ durch die Karibik schwebt und die titelgebende Rache anstrebt: Javier Bardem als weiterer Star des Films ist meist nur stückeweise, gewissermaßen „zerfranst“ zu sehen, so wie man Gespenster halt aus dem Computer zaubert. Eine besondere Aufgabe für einen sonst durchaus besonderen Schauspieler ist das natürlich nicht, er darf gewissermaßen nur die Zähne fletschen…
 
Da ein jugendliches Publikum auch Identifikationsfiguren braucht, wird ein junges Paar eingeführt – das heißt, ein Paar werden sie natürlich erst, nachdem sie sich nach dem Motto der gezähmten Widerspenstigen zusammen gerauft haben. Weil die Karibik voller Geister ist, ist „er“, Henry Turner (der wirklich sympathische Brenton Thwaites), der Sohn eines verfluchten „Fliegenden Holländers“, den er unbedingt „befreien“ will. Sie, Carina Smyth (die sehr hübsche Kaya Scodelario), gilt als Hexe, weil sie viel von Astronomie versteht, und stellt sich später auch als Tochter eines bekannten Herren heraus.
Im Gefängnis begegnet sie auch Jack Sparrow, der zwischendurch auch einmal hingerichtet werden soll – das ergibt ebenso eine schwungvolle Flucht wie jene, die er mit einem ganzen Bankgebäude (ein Tresor wäre zu wenig!) unternimmt: Man sieht, es wird geklotzt.
Weiters dabei der schon bekannte Geoffrey Rush als Captain Hector Barbossa, und langsam werden die Figuren zu viel – bis dann ganz am Ende voll die Nostalgie zuschlägt: Aber Orlando Bloom und Keira Knightley fallen sich wirklich nur als Reminszenz-Pointe in die Arme, schön war’s, als die beiden noch jung und schön ganz dabei waren…
 
So ist es dann doch wieder der unverwüstliche Johnny Depp, ohne den es nicht geht, und da er mit anderen Filmen keinen Erfolg hat, wird er sich gewiß den nächsten Jack Sparrow aufschwatzen lassen. Wenn diesmal als Objekt der Begierde der Dreizack des Poseidon fungiert (der teilt dann auch das Meer, als wäre man in der Bibel), so bezweifelt man nicht, daß den Drehbuchautoren für die Fortsetzung etwas Ähnliches einfallen wird. Das kann so dumm sein, wie es will, wenn’s nur zum Piraten-Spaß paßt.
Jedenfalls: die Regisseure können bleiben, die verstehen ihr Handwerk. Und, wie gesagt, um ehrlich zu sein – vielleicht ein bißchen zu lang und zu konfus in der Handlung, aber komisch genug und gut gemacht, so unterhält man sich doch die meiste Zeit völlig schwere- und problemlos. Und das ist auch etwas wert.
 
 
Renate Wagner