Daniel Düsentrieb 65

Der Tüftler aus der Comicmetropole Entenhausen wird in der ersten Maiwoche 65 Jahre alt

von Andreas Rehnolt/Bec.

  © Disney
Daniel Düsentrieb 65
 
Der Tüftler aus der Comicmetropole Entenhausen 
wird in der ersten Maiwoche 65 Jahre alt
 
 
Entenhausen. Wenn es ihn nicht bereits gäbe, müßte er erfunden werden: Daniel Düsentrieb, der Tüftler und Erfinder aus der Comicmetropole Entenhausen feiert in der ersten Maiwoche seinen 65. Geburtstag. Im Frühjahr 1952 hopste Düsentrieb, der heimliche Lieblingscharakter von Carl Barks, des größten aller Disney-Zeichner, auf einer Hüpfstelze in die Comicwelt. Auf den Rücken hatte er einen Tornister mit Milch geschnallt, um die Butterproduktion zu revolutionieren. Das klappte nicht. Und ein Mittelchen gegen das Älterwerden hat der berühmte Ingenieur bislang auch nicht entwickelt.
 
Ansonsten ist die Liste seiner teils genialen, teils unbeschreiblichen Erfindungen lang. Es sind Hunderte bis heute. Da gab es die schweigende Schallplatte für Musikmuffel, das aufblasbare Haus, die wannenlose Badewanne, die denkende Angelrute, die Anti-Schwerkraft-Kanone, behaarte Türklinken, heißes Eis für heißen Eistee, ein Flugauto, ein Nichtschwimmer-Netz, eine Schwebematte, ein Wünschelbrunnen, natürlich eine Zeitmaschine und auch schon mal eine hochgefährliche Substanz, die alles, was mit ihr in Berührung kommt, auflöst oder auch den Regenbogenspanner zur spektakulären Inszenierung von Naturschönheit. Für Letzteres gab es allerdings „kein Patent“, weiß Alexandra Hentschel vom Erika Fuchs Museum im oberfränkischen Schwarzenbach an der Saale.
 
Dort hat die Übersetzerin Erika Fuchs (1906-2005) fünf Jahrzehnte lang die Geschichten und Erlebnisse der Figuren des unvergessenen Disney- Zeichners Carl Barks - auch die von Daniel Düsentrieb - ins Deutsche übersetzt. Dabeihatte die langjährige Chefredakteurin der Micky-Maus-Hefte eine ganz besondere Beziehung zum Ingenieurs-Beruf. Ihr Mann Günter Fuchs war Fabrikant, Ingenieur und Erfinder und unterrichtete an der Münchner Universität  „Technische Morphologie“.
„Wenn es um technische Dinge in den Comic-Geschichten ging, befragte Erika Fuchs ihren Mann. Was der real und vernünftig machte, verwurstete sie in den Düsentrieb-Geschichten so, daß es ein bißchen verrückt wurde“, erzählt Museumsleiterin Alexandra Hentschel. In dem 2015 eröffneten Museum wird natürlich auch an den umtriebigen Düsentrieb erinnert. Unsterblich inzwischen der Fuchs-Satz: „Dem Ingenieur ist nichts zu schwör“, der zum geflügelten Wort für alle Technik-Experten wurde. Und den Fuchs dennoch nicht selbst erfunden hat. Er stammt nämlich aus dem „Ingenieurlied“ des Schriftstellers und Ingenieurs Heinrich Seidel (1842-1906):
Dem Ingenieur ist nichts zu schwere – / Er lacht und spricht: „Wenn dieses nicht, so geht doch das!“ / Er überbrückt die Flüsse und die Meere, / Die Berge unverfroren zu durchbohren ist ihm Spaß. / Er thürmt die Bogen in die Luft, / Er wühlt als Maulwurf in der Gruft, / Kein Hinderniss ist ihm zu groß – / Er geht drauf los!
 

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„Tüftler und Denkkanone - Erfindungen aller Art“ steht schlicht und zugleich vielversprechend auf dem Türschild am Entenhausener Labor des wohl berühmtesten Erfinders aller Zeiten. Der umtriebige Düsentrieb mit dem kleinen gelben Hütchen auf der seinem markanten rotblonden Haarschopf ist übrigens ein Hühnervogel. Hochgeschossen, schlank, stets ordentlich mit Hemd und schwarzer Weste gekleidet, ist er ein Erfinder, dem kein Projekt zu groß und keine Herausforderung zu klein ist. 
Während sein geistiger Vater Carl Barks ihn ursprünglich nur ab und zu einsetzen wollte, war der Erfinder bald aus der Erlebniswelt der Entenhausener nicht mehr wegzudenken. Speziell Onkel Dagobert, seines Zeichens Besitzer eines gigantischen und stets gut gefüllten Geldspeichers hat immer wieder Aufträge für den schlaksigen Düsentrieb und seinen winzigen Mitarbeiter „Helferlein“, dessen Kopf aus einer stets gelb leuchtenden Glühbirne besteht und der wohl für die permanenten Geistesblitze des Erfinders steht.

 
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Und in der Tat. Das Leben von Düsentrieb, der im amerikanischen Original auf den Namen Gyro Gearloose hört, ist ein einziger Schaffensdrang. Und dennoch hat er erhebliche finanzielle Probleme. „Ich war leider nie ein besonders guter Geschäftsmann“, sagt der jetzige Senior über sich selbst. Und auch ein guter Vermarkter ist er bis heute nicht. Manchmal verramscht er seine Erfindungen aus einem Handkarren heraus für ein paar Taler. Sein wichtigster Auftraggeber ist wie erwähnt der reiche Geizkragen Dagobert Duck, für den er immer mal wieder geniale Abwehrsysteme um und im Geldspeicher fertigt. Aber er springt auch immer wieder hilfreich ein, wenn Donald Duck oder dessen Neffen Tick, Trick und Track eine Erfindung zu Beseitigung eines aktuellen Problems brauchen.
 
Das Düsentrieb-Lexikon der Barks-Library enthält weit über 180 Einträge von A wie abnehmbare Wände bis Z wie Zukunftskamera. Im Labor des Ingenieurs in Entenhausen wie im Museum in Schwarzenbach stapeln sich in Kisten, an Wänden und in Winkeln zahlreiche Erfindungen und Arbeitsmaterialien, die unter Stichworten wie „Vergeßbares“, „Karierte Kinkerlitzchen“ oder „Lackierter Krimskrams“ abgelegt sind. Auch das Patent für das von ihm entwickelte funktionsähnliche Schwarzlicht, das helle Räume dunkel machen soll, wurde ihm verwehrt.  
Daniel Düsentrieb war nach Ansicht von Christian Fränzel vom Berliner Egmont Ehapa Verlag eine Lieblingsfigur von Disney-Zeichner Barks, „der sich selbst für einen geborenen Tüftler“ hielt. Es wäre „schier unmöglich, all die zahllosen Erfindungen zum Patent anzumelden, die mir mal im Kopf herumgekreist sind“, soll der Zeichner laut Fränzel mal gesagt haben. Anläßlich des 65. Geburtstags von Daniel Düsentrieb erscheint im Egmont Ehapa Verlag am 5. Mai in der Reihe Lustiges Taschenbuch die Edition „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“.


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Bereits erschienen ist der Großband der Egmont Comic Collection „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“: gebundene Ausgabe, 400 Seiten, ISBN: 978-3-7704-3954-6
30,- €
 
Weitere Informationen:  www.egmont-comic-collection.de