Der we(h)r(t)lose Nationalpark

Verbrechen am Weltkulturerbe Jasmund/RĂ¼gen

von Klaus Ender

Dieses Bild zeigt die Schlucht, die über den hölzernen Abstieg zum Strand führt. Dieser herrliche, kühle Weg, der unten am
Strand endete, wurde vollends seiner urigen Schönheit beraubt. Ich hatte das Gefühl, daß die Vollstrecker Barbaren waren.
Inmitten eines Waldes gelegen, können die direkten Anwohner nun statt dunkler Buchen eine ausgedörrte Schlucht sehen.
Für mich und zahllose Naturfreunde ist das ein Schlag ins Gesicht!
- Foto © Klaus Ender

Der we(h)r(t)lose Nationalpark
 
„Der moralische Zustand eines Volkes zeigt sich am besten darin,
wie es seine Bäume behandelt“.
Erwin Chargaff

Früher schallte zurück, was man in den Wald hinein rief - heute verliert sich dieser Ruf an einzelnen, vergessenen Bäumen. Vergessen wurde auch, daß man einst darum kämpfte, solch ein bedeutendes Refugium zum Nationalpark zu machen. Und als am 25. Juni 2011 die UNESCO den Nationalpark Jasmund mit seinem Buchenwald als „Weltkulturerbe“ anerkannte, glaubte man, daß auch der letzte Bürger diesen Naturschatz zu würdigen weiß. Irrtum!
Die Abholzung im Park und ringsum hat jedoch so verheerende Ausmaße erreicht, die nur noch als Verbrechen an der Natur und an der Menschheit gewertet werden können. Der Paragraph, der eine „Verkehrssicherung“ fordert, wird ausgenutzt, um jeden beliebigen Baum zu entfernen. Selbst in der Brutzeit der Tiere wird gerodet.
Jeder Pfad, jeder noch so kleine Weg muß vor „eventuell“ umfallenden Bäumen bewahrt werden - und da werden ganz großzügig die umher stehenden Bäume gleich mit entfernt. Selbst unmittelbar an Steilufern stehende Bäume, die mit ihren Wurzeln das Ufer verankern und schützen, werden gefällt.
Die immer mehr werdenden Stürme haben es nun noch leichter, die Erde unserer Insel abzutragen. Wenn ein Pilzsucher, Wanderer oder Fotograf ein paar Meter vom Weg abweicht, wird er mit unglaublich überspitzten Bußgeldern bestraft, und die schwersten Maschinen der Baumfäller, die schwerste Schäden verursachen, bleiben ungesühnt.
Ich bin seit über 50 Jahren auf dieser Insel als Fotograf tätig, habe aber selbst zu DDR-Zeiten keinen so großen Raubbau erlebt. Ich rahme hier  meinen mit Text zwei prominente Namen, deren Aussagen voll auf diese Vernichtung unserer Umwelt zutreffen.


Hat man den Hauptweg erreicht, der vom Wendeplatz in den NP führt, dann ist man "mitten drin" im Nationalpark Jasmund -
auch wenn man es nicht glauben mag. Hunderte Meter zieht sich nun die Straße mit den gefällten Buchen an der Seite dahin.
Ich berührte einige Stämme mit meinen Händen, was ich früher auch schon tat, als sie noch lebten. Ich kannte sie als
Naturfotograf seit 50 Jahren und da standen sie schon über 100 Jahre an ihrer Stelle. Heute ist der Platz verwüstet und ihre
Stämme werden nun in deutschen Kaminen knistern und der Hausherr wird darauf anstoßen können. Buchenholz ist ihm zwar
(lieb) und teuer, aber auf Rügen kann man das schon machen. Protest ist kaum zu erwarten. Man ist längst vorbei an den
Markierungspfählen mit der Eule - dem Symbol für Naturschutz. Man tritt schon eine Weile auf dem "Kulturerbe der Menschheit"
herum. Was haben wir noch zu vererben? Unsere Enkel und Urenkel werden ihre Ahnen verfluchen, wenn sie eines Tages Bilanz
ziehen. -
Foto © Klaus Ender 
 
Ich fordere alle Verantwortlichen auf, alles zu tun, daß Nationalparks den Schutz bekommen, den sie verdienen! Der Paragraph betr. Verkehrssicherung muß schnellstens überarbeitet werden. Zuwiderhandlungen - auch der „Verantwortlichen“ - müssen gesühnt werden. Der Schaden, der durch den Mißbrauch der Verkehrssicherung Tag für Tag entsteht, kann nicht wieder gut gemacht werden. Jede gefällte Buche bringt uns den Sauerstoff, den eine ganze Familie ein Leben lang braucht. Und da sie 200 Jahre leben könnte, würden weitere Generationen von ihrem Sauerstoff profitieren.
 
„Daß sich die Zerstörer der Umwelt als ihre Hüter aufspielen,
gehört heute zur politischen Routine.“
H.M. Enzensberger
 

Mit deutscher Gründlichkeit sind überall die Eulen-Schilder des NP zusehen. Doch nun hat diese Gründlichkeit dafür gesorgt,
daß Ruhe in den bisherigen Wald einzog. Denn hier findet weder das Eichhörnchen noch der Kolkrabe sein Auskommen. Nicht
einmal die Anemonen werden ohne schützendes Blätterdach hier leben können und der Sand, der durch die schweren
Baumaschinen einen halben Meter tief aufgewühlt wurde, wird sich bei schweren Regengüssen als Sand-Lehm-Kreide und
Geröllmischung - als Mure zum Strand wälzen. Die Lerchen sind von Mönchgut schon für immer weg - und hier auf Jasmund
werden die künftigen Windparks die Seeadler dezimieren. Für alle gilt: „Kein schöner Land...“. -
Foto © Klaus Ender 
 
Offener Brief an die Vertreterin der UNESCO:
 
Sehr geehrte Frau Römer!
 
Sie sind eine der ersten Institutionen, die ich über den Naturfrevel am und im Nationalpark Jasmund informiere. Ich bin Naturfotograf und Buchautor und seit über 50 Jahren auf der Insel Rügen tätig. Ich möchte nicht, daß dem Park die Auszeichnung „Weltkulturerbe“ entzogen wird, weil in dem Fall garantiert die Schwächung des Parks ausgenutzt wird und sich die Zustände verschlimmern.
Ich möchte erreichen, daß mein Beitrag (auch gekürzt),der Öffentlichkeit unterbreitet wird und daß sich „neutrale“ Institutionen und Beamte um diese Tragödie kümmern.
Ich kämpfe seit Jahrzehnten für den Erhalt und Naturschutz auf unserer Insel - und damit Sie sehen, daß ich glaubwürdig bin, füge ich diesen Link ein: http://www.klaus-ender.de/ZDF_de%20-%20Auf%20den%20Spuren%20der%20Stille.htm
 
Ich wende mich heute und in den nächsten Tagen auch an andere Institutionen, da ich nicht weiß, ob mein Artikel ausgewertet oder hilfreich weiter gereicht wird. Der Artikel kann natürlich gekürzt werden, muß aber seinen Sinn behalten. Ich bin jedermann dankbar, der sich für die Natur einsetzt und zur Klärung dieser geschilderten Umwelt-Zerstörung positiv einsetzt. Ich bin telefonisch erreichbar unter: 03838-252481
 
Drei Seiten meines Artikels: Der we(h)r(t)lose National Park: 
(oder „weiter“  klicken.)
 
Mit besten Grüßen!
Klaus Ender