Die Wirkung des Lichts in der Kunst

Eine Ausstellung aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums

Red./Bec.

Gerhard Finckh vor Wilhelm Morgners Komposition X: Pfingsten (1912) - Foto © Frank Becker


Das Licht in der Kunst
 
Eine erleuchtende Exkursion
 
Problemlos könnte das Wuppertaler Von der Heydt-Museum nicht nur sein komplettes Elberfelder Stammhaus, sondern auch seine Dependance, die Barmer Kunsthalle, vollständig  mit beeindruckenden Kunstwerken aus dem eigenen Bestand bestücken. Gerne wird ja die Zeit zwischen großen Sonderausstellungen dazu genutzt, wenigstens einen Ausschnitt des künstlerischen Reichtums aus dem Besitz des Museums und seine Vielfalt in den Elberfelder Räumen zu zeigen. Immerhin verfügt man über ca. 3.000 Gemälde, 30.000 Arbeiten auf Papier, 600 Skulpturen und 500 Fotografien. Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh füllt aktuell die „Lücke“ zwischen Rodin/Degas und Adolf Erbslöh sowie Edouard Manet gleich mit zwei Präsentationen aus den wohlgefüllten Magazinen seines Hauses: die Interimsausstellung „Mehr Licht!“ ab 19. März 2017 im Mezzanin und „Something old someting new“ ab 11. April 2017.


Fritz von Uhde, Das Licht der Welt 1904 - Foto © Frank Becker
 
Für „Mehr Licht!“, inhaltlich angelehnt an die angeblich letzten Worte Goethes, hat Gerhard Finckh Motive ausgesucht, die dem einfachen Umstand, „daß der Mensch zum Sehen, Erkennen und Begreifen der Welt, – vor allem aber zu ihrer Darstellung im Bild, im Kunstwerk generell, des Lichtes bedarf“ Rechnung tragen.
Das Museum schreibt weiter dazu: „Künstler aller Epochen haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, welche Rolle das Licht für die Welt und speziell für ihre Kunst, ihre Werke spielt. Die aktuelle Sammlungspräsentation des Von der Heydt-Museums zeigt rund 75 Werke (Gemälde, Graphiken, Fotos und Mischtechniken) und „beleuchtet“, wie Künstler sich dem Thema Licht genähert haben. Die Ausstellung ist in vier Kapitel thematisch strukturiert: „Das göttliche Licht“, „Nacht“, „Der göttliche Lichtstrahl leitet die Erkenntnis“, „Licht im 19. und 20. Jahrhundert“  und „Licht als Erscheinung“.


Gustav von Haugk, Mondscheinlandschaft bei Neapel 1832
 
Im Mittelalter war es das göttliche Licht, das durch die farbigen Glasscheiben der Kirchen in deren Innerem die Vorstellung von einem „himmlischen Jerusalem“ erzeugte, in welchem die Heiligen und biblischen Gestalten vor goldenem Licht-Hintergrund oder/und durch strahlende Heiligenscheine ausgezeichnet, einen paradiesischen Lichtraum erahnbar werden ließen.
In Renaissance und Barock diente das gemalte Licht, das Hell-Dunkel der Bilder dazu, die Gestalten plastischer zu modellieren und der dargestellten Handlung zu mehr Intensität, Dynamik und Dramatik zu verhelfen.


Henri Lebasque, Auf dem Rasen, 1900 -  Foto © Frank Becker
 
Im 19. Jahrhundert erlebte das gemalte Licht eine gewisse Profanierung: zwar ist auch hier gelegentlich noch der Hinweis auf den „göttlichen“ Ursprung des Lichtes zu finden, aber das Licht wurde in dieser Zeit von Physikern, Philosophen und Künstlern auch unter naturwissenschaftlichen Aspekten auf seine Beschaffenheit auch im Hinblick auf die Erzeugung eines Farbeindrucks hin untersucht. Goethes berühmte Licht– und Farbenlehre, die er 1810 publizierte, ist nur eine von vielen, die von da an veröffentlicht wurden.
Während bei Künstlern der Romantik wie Carl Rottmann das Licht zur Erinnerung an heroisch-dramatisches Geschehen in einer Landschaft Bedeutung erlangte, interessierten sich die Maler der Schule von Barbizon und später die Impressionisten mehr für die Frage, welchen Eindruck eine Situation, vermittelt durch Licht und Farbe, auf einen Betrachter machen mochte.

 
Carl Grossberg, Stillleben Die Elemente 1931- Foto © Von der Heydt-Museum

Im 20. Jahrhundert kam dem Licht schließlich eine ganz andere, neue Bedeutung in der Kunst zu. In Form von Leuchtmitteln, Glühbirnen, Neonröhren oder LED-Lampen trat das Licht in das Kunstwerk selbst ein, konstituierte das Werk, wie etwa in den Lichtwerken von Moholy-Nagy, Nicolas Schöffer, Dan Flavin, James Turrell, Stephan Huber oder Sven Drühl.
In der Sammlung des Von der Heydt-Museums findet sich eine Reihe von Werken aus dem Kreis der „ZERO“ – Künstler, in welchen Licht eine aktive Rolle im Verfertigen des Kunstwerkes spielt.


Otto Piene, Feuerblume 1961 - Foto © Frank Becker
 
Unsere Ausstellung geht diesen vielfältigen Erscheinungen des Lichts in Werken der Sammlung des Von der Heydt-Museums nach, – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, nur in der Absicht, unseren Besuchern das Thema nahezubringen und sich selbst Gedanken zu machen zu ihrem persönlichen Verhältnis zum Licht – sowohl in der Kunst als auch in der Welt.“
 
Weitere Informationen:  www.von-der-heydt-museum.de