Keine Gnade für die Bestien

Ein offenes Wort

von Frank Becker

Foto © Jürgen Kasten
Keine Gnade für die Bestien
 
Die wegen der Schwere ihrer Schuld 1991 zu lebenslanger Haft verurteilten Mörder, Geiselnehmer und Bankräuber Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner könnten unter Umständen dennoch wieder freikommen, falls ein deutsches Gericht sich die unerhörte Verantwortung aufladen würde, einem Gnadengesuch dieser fürchterlichen Verbrecher stattzugeben. 1988 hatten die beiden Männer eine Bank in Gladbeck überfallen, Geiseln genommen und auf ihrer zwei Tage währenden Flucht kaltblütig zwei unschuldige junge Menschen, die Bankangestellte Silke Bischoff und den Schüler Emanuele De Giorgi erschossen. Das brutale Verbrechen, das stümperhafte Versagen der Führung sämtlicher beteiligter Polizeibehörden und das schamlose Verhalten der Presse damals waren einzigartig und zutiefst bestürzend.

Daß jetzt Dieter Degowski erneut ein Gnadengesuch stellt, ist sicher sein gesetzlich verbrieftes Recht, denn auch solche Existenzen wie er und Rösner genießen in unserer Demokratie Rechte. Und das selbst, wenn sie sich skrupellos über die Rechte anderer hinweggesetzt und Leben vernichtet haben, unsägliches Leid über die Angehörigen der Opfer und die Psyche der überlebenden Geiseln gebracht haben. Das ist so pervers, daß man darüber kaum nachdenken mag.

Wer nun in falsch verstandenem Gnaden- oder Resozialisierungsdenken Rösner oder Degowski je wieder auf die Menschheit losließe, würde damit - abgesehen von dem unkalkulierbaren Risiko - auf die Gräber und das Andenken von Silke Bischoff und Emanuele De Giorgi spucken. Es gibt in diesem Fall nur eine Gerechtigkeit: die Bestien sicher einzusperren, bis sie ihr elendes Leben hinter Gittern aushauchen. Das ist man den Opfern und ihren Angehörigen anstelle eines solchen Schlages ins Gesicht schuldig.