In Herzbach ist die Welt in Ordnung

Günter Adrian – „Quappe ist nicht von Pappe“

von Frank Becker

© 1955 Erich Schmidt Verlag
In Herzbach
ist die Welt in Ordnung
 
Der augenzwinkernden Alters-Einordnung des Autors Günter Adrian folgend, der 1955 seinem Jugendbuch „Quappe ist nicht von Pappe“ die Empfehlung „Für Knaben und Mädchen von 8 bis 80 Jahren“ vorangestellt hatte, nahm ich mir jüngst die schon durch die wunderbare Ausstattung (Idee: Dr. K. von Perfall) zum Schmökern einladende Lektüre vor. Ich wurde nicht enttäuscht, denn Adrian behielt Recht: auch weit jenseits der Jugend wird der Leser mit im Herzen bewahrtem Gefühl für Humor und Liebenswürdigkeit an diesem köstlichen Buch sein reines Vergnügen finden.

Es braucht nur zwei, drei Seiten, und man ist mitten drin in der Geschichte um die Kinder Christoph Kolumbus, Eberhard „Das Pferd“, Kalla Keese, der braune Norbert, Tom Mix, Quappe Münster aus Herzbach und natürlich den berühmten Schriftsteller Leopold Bergmann. Der nämlich hat überhaupt keine Idee, um was sich sein von Herrn Dr. Zahns Düsseldorfer Verlag dringend erwartetes dreizehntes Buch drehen soll. Quappe, also Cornelia Münster, das patente Mädchen in Lederhosen, das mich phantastisch an meine Spiel- und Jugendfreundin Ute B.  erinnert, bringt Herrn Bergmann auf die Idee, doch zur Abwechslung mal nicht ein Erwachsenenbuch, sondern eins für Kinder zu schreiben. Der Dichter ist sofort Feuer und Flamme und beginnt mit den Kinder Ideen zu sammeln – gemeinsam wollen sie das Buch schreiben. Sein Verleger, der dicke Herr Dr. Zahn hingegen, erklärt ihn für verrückt und verordnet ihm strenge Schreibisolation in Italien – genauer gesagt: auf der Isola Bella im Lago Maggiore. Was nun? Quappe und Ihre Bande bleiben über Herrn Bergmanns Haushälterin Minna mit dem exilierten Dichter in Verbindung und entwickeln einen raffinierten Plan…

Was sich die aufgeweckten Kinder ausgedacht haben, ob es klappt, was für eine Rolle in der Geschichte ein U-Boot, ein weinroter Mercedes, Herrn Keeses Spesenkonto, die Schule und die Post spielen und wie es kommt, daß Dr. Zahn und Quappe dicke Freunde werden, erfährt der geneigte Leser am besten selbst. Wir wollen ja hier nicht den Spaß verderben. Von Toni Heinen hinreißend illustriert ist dieses Jugendbuch tatsächlich ein einziger Quell des Vergnügens. Mit dem Musenkuß ausgezeichnet und unser Buch der Woche!
Es wundert mich übrigens sehr, daß dieser quietschvergnügte Stoff in den 50er Jahren nicht verfilmt worden ist – das Zeug dazu hätte er gehabt.
 
Günter Adrian – „Quappe ist nicht von Pappe“
Jugendbuch
© 1955 Erich Schmidt Verlag, 112 Seiten Ganzleinen, mit Illustrationen von Toni Heinen. Wer Glück hat, kann noch ein Exemplar im Antiquariat finden. Ich rate dazu, sich die Mühe zu machen!