Eine alberne Schnulze

„Allied - Vertraute Fremde“ – von Robert Zemeckis

von Renate Wagner

Allied – Vertraute Fremde
(USA 2016)

Regie: Robert Zemeckis
Mit: Brad Pitt, Marion Cotillard, August Diehl, Jared Harris, Matthew Goode u.a.
 
Dieser Film bekam – und dergleichen schadet nie – gewaltige Vorreklame. Marion Cotillard sei schuld, daß die Ehe von Brad Pitt und Angelina Jolie zerbrochen sei, jubelte die Regenbogenpresse. Das ist mit Sicherheit reiner Blödsinn, aber wenn man es oft genug liest, wird vielleicht der eine oder andere Konsument(in) der Bunten Blätter das Bedürfnis haben, sich „Allied – Vertraute Fremde“ anzusehen. Dann bekommt sie/er vermutlich genau, was sie/er erwartet hat und auch genießt – eine alberne Schnulze, die mit allen denkbaren Klischees des Kinogenres jongliert.
 
Wenn Szenen schon während des Krieges in Casablanca spielen… mein Gott, welche Assoziation! Die Heldin sieht mit Ingrid-Bergman-Hut so gut aus wie in der chicen Mode der Kriegszeit. Dieser Film ist allerdings im Gegensatz zum Bogart/Bergman-Klassiker, an den man nicht einmal denken darf, bunt. Und wenn sich ein schönes Paar mitten in der Wüste in einem herrlich altmodischen Auto liebt… hier läßt der „Englische Patient“ grüßen. Dann kommen die bösen Nazis mit ihren schwarzen, bedrohlichen Uniformen, die man einfach umbringen muß: Tapfere Spione im Krieg tun ihre Pflicht… wie in zahllosen Filmen zuvor.
Max, der französische Kanadier, für die Briten unterwegs, und Marianne, die französische Widerstandskämpferin, verlieben sich notgedrungen in einander, wenn man so gut aussieht wie Brad Pitt und Marion Cotillard (die ja nun wahrlich eine Schönheit mit ganz besonderer Ausstrahlung ist). In Casablanca geben sie sich als französisches Ehepaar aus, wobei er Probleme damit hat, daß sein „Quebecois“ (die Kanadier sprechen Französisch mit ganz eigenem Akzent) nicht wirklich Pariserisch klingt. Sie arbeitet für den deutschen Befehlshaber (die Nazi-Studien in amerikanischen Filmen sind heute so kläglich wie eh und je, und auch August Diehl muß so ein Klischee abziehen), und wenn sie diesen bei einem Abendempfang tapfer umgebracht haben, ist ihre Mission in Marokko erledigt.
Spione sollten sich in Ausführung ihrer Pflicht nicht mit einander einlassen, aber nachher, wenn sie es glücklich überlebt haben? Da nimmt der Kanadier, der nun in London stationiert ist, seine Französin mit nach London, sie heiraten, bekommen eine kleine Tochter, Glück perfekt? Natürlich nicht, sonst würde kein aufrauschendes Kino-Kriegs-Epos daraus. Der britische Nachrichtendienst verdächtigt Marianne, die Identität einer gefallenen Widerstandskämpferin angenommen zu haben und eigentlich eine deutsche Spionin zu sein. Wir sollen nun vor Spannung in den Kinosesseln wetzen, während Brat Pitt alles tut, um das Gegenteil zu beweisen. Aber das Tremolo des Films arbeitet sich auf die tränenreiche Tragödie zu…
 
Robert Zemeckis ist ein Regisseur, der das eine oder andere Bemerkenswert gedreht hat („Forrest Gump“ beispielsweise) und viel Banales. Hier ist er wieder bei einem Film gelandet, der nur durch den Namen seines Hauptdarstellers Beachtung findet und im übrigen ganz schnell vergessen werden kann.
Dabei unterliegt Brad Pitt, aus dem Tarantino beispielsweise doch darstellerisch einiges herausgeholt hat, der Cotillard um Lichtjahre, wenngleich auch sie ein bißchen zu sehr auf bebende Lippen und angstvolle Augen macht – aber doch noch um einiges besser als er.
Stilistisch paßt es zu dem Film, der als Melodram den Eindruck erweckt, er stamme mit all seiner triefenden Liebe und dem ganzen Heldentum aus den fünfziger Jahren. Retro nennt man so etwas.
 
 
Renate Wagner